Carsharing, Taxi-Ersatzdienste wie Uber, selbstfahrende Autos – im Bereich Mobilität gibt es jede Menge neue Geschäftsmodelle. Das man auch mit klassischer Autovermietung innovativ und erfolgreich sein kann, zeigt das Hamburger Startup HAPPYCAR. Wir haben mit dem CEO Robert Schütze ein Exklusivinterview geführt.

Welche Ausbildung hast Du und was waren Deine bisherigen Karrierestationen?

Ich habe in Mannheim BWL studiert meinen Master in internationales Management an der Wirtschaftsuniversität Luigi Bocconi in Mailand abgeschlossen. Da ich halb Pole bin, lag es nahe, meine ersten beruflichen Erfahrungen im Treasury Department bei einer polnischen Bank zu sammeln. Anschließend war ich bei Schwarzkopf & Henkel im Key Account Management, habe ein halbes Jahr für Bosch in China gearbeitet und dann Erfahrungen bei Roland Berger gesammelt. Für Zalando war ich dann insgesamt drei Jahre tätig. Ich habe den Marktaufritt in Polen von der Stunde Null an geleitet und nach zwei Jahren auch den UK-Markt übernommen.

Wie kamst Du dann zu HAPPYCAR?

Grundsätzlich wollte ich noch mehr Verantwortung übernehmen und federführend ein Unternehmen aufbauen. Da ich beruflich und privat viel gereist bin, habe ich auch reichlich Erfahrungen mit Autovermietungen und dem dazugehörigen Such-, bzw. Buchungsprozess gemacht, und längst nicht nur gute. Mit dem Produkt und dem Ansatz von HAPPYCAR habe ich die Chance gesehen genau diese Probleme anzugehen und für den Kunden eine einfache Lösung zum weltweiten Buchen von Mietwagen mit aufzubauen. Seit Anfang Oktober 2015 bin ich nun Teil des HAPPYCAR Teams als Mitglied der Geschäfstführung.

Robert Schütze
Robert Schütze

HAPPYCAR gibt es aber schon länger.

Richtig, gegründet wurde das Unternehmen bereits 2013, damals mit der Unterstützung vom Inkubator Truventuro. Mittlerweile agieren wir aber komplett unabhängig.

Wer sind Eure Mitbewerber, und wie unterscheidet ihr Euch von Ihnen?

Mittbewerber sind im Prinzip alle, die Mietwagen vermitteln, egal, ob als Plattform wie wir oder als einzelne Anbieter. Viele von den Mittbewerbern sind jedoch Partner von uns die wir auf unserer Seite angebunden haben und mit denen wir eng zusammenarbeiten. Was uns ausmacht, ist das schnelle Wachstum und das daraus resultierende breite Angebot sowie die größtmögliche Transparenz und die besondere Benutzerfreundlichkeit für den Kunden.

Wie funktioniert bei HAPPYCAR der Buchungsvorgang?

Zuerst gibt der Nutzer Ort und Zeitraum ein, dann kann er die Auswahl nach Kriterien wie Preis, Größe und Ausstattung des Wagens etwa mit Klimaanlage oder Automatik eingrenzen. Wichtige Punkte sind auch der Umfang des Versicherungsschutzes und der Ort der Abholung, je nachdem, ob der Kunde am Flughafen ankommt oder woanders. Aus den daraus entstandenen Suchergebnissen kann er dann das für ihn passendste wählen und direkt auf unserer Seite buchen, er wird nicht zu einem anderen Anbieter weitergeleitet.

An wen muss ich mich wenden, wenn ich stornieren möchte oder eine Reklamation habe?

Auch dann ist HAPPYCAR der richtige Ansprechpartner.Wir sind keine reine Buchungsplattform, sondern bieten auch alle sonstigen Serviceleistungen und kümmern uns von Hamburg aus um alle Kunden, egal, von welchem Verleih sie den Wagen letztlich bekommen haben. Eine kostenlose Stornierung ist zum Beispiel noch bis zu 24 Stunden vor Mietbeginn möglich. Auch bei Fragen aus dem Ausland stehen wir grundsätzlich zur Verfügung, es kann allerdings im Einzelfall sein, dass wir wegen der Zeitverschiebung nicht sofort erreichbar sind. Wir melden uns dann aber schnellstmöglich beim Kunden zurück. Die meisten Fragen entstehen allerdings, wenn überhaupt, dann sowieso im Vorfeld, weniger vor Ort.

Auf welchen Märkten seid Ihr zurzeit aktiv?

Außer in Deutschland gibt es HAPPYCAR in den Niederlanden, in Frankreich, Italien, Spanien und Polen. Und über unsere Partner kann man praktisch in jedem Land der Welt einen Wagen mieten.

Wer sind Eure Partner?

Wir arbeiten mittlerweile mit so ziemlich allen großen Autovermiertungen zusammen, darüber hinaus auch mit vielen kleineren Anbietern, die in manchen Märkten aber eine wichtige Rolle spielen. Insgesamt sind es über 250 Partner.

Man driving his car

Kürzlich habt Ihre Finanzierungsrunde in Höhe von 1,39 Millionen Euro abgeschlossen. Zu den Investoren gehören einige Spezialisten aus der Reisebranche, aber auch der Samwer-Fond GFC. Welchen Einfluss nehmen diese Investoren und was ist mit dem Geld geplant?

Wir sind sehr froh, Experten von Unternehmen wie Hahn Air, Dreamlines oder dem Gründer von Swoodoo an Bord zu haben, die uns mit ihrer Erfahrung und ihrem Fachwissen sicherlich wertvolle Hilfe leisten können. Klar möchten die auch über die Entwicklung informiert werden, in das Alltagsgeschäft mischen sie sich allerdings nicht ein. Und Oliver Samwer hat sich bei uns auch noch nicht gemeldet. Investieren werden wir das Geld hauptsächlich in die IT, um unser Angebot für die Kunden noch attraktiver zu machen und weitere Features einbauen zu können. Neue Märkte wollen wir vorerst nicht erschließen, sondern der Fokus liegt momentan darauf, die bestehenden Märkte weiter auszubauen.

Wieviele Mitarbeiter hat HAPPYCAR?

Zurzeit etwa 20. Das ist natürlich ein ganz anderes Arbeiten als bei einem so großen Unternehmen wie Zalando mit mehreren 1.000 Leuten. Hier herrscht noch richtiges Startup-Feeling. Passende Talente sind bei uns immer willkommen, gerade jetzt nach der Finanzierungsrunde.

Seht Ihr die immer populäreren Carsharing-Angebote als Konkurrenz?

Als Konkurrenz eigentlich nicht, weil viele davon andere Bedürfnisse befriedigen als klassische Autovermietungen, die kurzfristige Nutzung eines Fahrzeugs etwa oder die Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten. Momentan haben wir auch nicht vor, diese Angebote bei HAPPYCAR aufzunehmen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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