Robin Söder ist CEO der Entrepreneur University – der größten Founder Community Europas, bei der Gründungswillige zu Unternehmern ausgebildet werden und Kopf der Founder Summit, Deutschlands größter Konferenz für Gründer und Unternehmer. Im Interview haben wir mit ihm unter anderem über das Charakterprofil erfolgreicher Gründer/innen, der Priorität von Theorie und Praxis und der aktuellen Veränderung der Gründerszene unterhalten.

Hier könnt ihr das ganze Interview mit Robin im Podcast hören:

Robin, ich habe mich ein bisschen über dich informiert und gesehen, dass du einen Bachelor Abschluss hast…

Ehrlicherweise ist das nicht ganz wahr. Ich hab ihn angefangen, dann aber im 5. Semester kurz vor Ende mit einem Schnitt von 1,3 abgebrochen. Mich hat das Unternehmerleben damals so eingenommen, dass ich einfach keine Zeit mehr dafür hatte, die Uni zu besuchen. 

Wie wichtig war denn die Uni oder das Lernen von Theorie für dein Business und deinen Erfolg heute?

Das ist mitunter der Grund, weshalb es die Marke Entrepreneur University überhaupt gibt. Ich hatte das Gefühl, dass mir die Uni oder Theorie kaum bis gar nicht dabei hilft, ein Startup zu gründen. Obwohl ich Business Administration studiert habe, hatte ich das Gefühl, dass es mir in der “echten Welt” da draußen nicht wirklich hilft. Auf der einen Seite war ich sozusagen an der Front, wollte ein Startup gründen und auf der anderen Seite saß ich in der Uni. Gefühlt ließen sich diese beiden Welten nicht wirklich miteinander vereinen.

Aus diesem eigenen Schmerz heraus und mit dem Wunsch, etwas lernen zu wollen, was in der Praxis überlebt, habe ich dann sozusagen meine eigene University gegründet! Um Menschen wie mir selbst zu helfen – die Bock haben, sich selbst über ihr eigenes Startup und ihre Idee zu verwirklichen aber keine Ahnung haben, wie sie das anstellen sollen. 

Ich bin auf jeden Fall Freund von Machen und Learning by doing anstatt in der Theorie zu verweilen.

Was ist die Entrepreneur University?

Beim Gründen kommen am Anfang 1000 Fragen auf dich zu. Es geht schon los mit der Frage “Wie gründe ich überhaupt?”. Gerade in Deutschland ist das mit der Bürokratie auch gar nicht so einfach. Entrepreneur University ist eine Bildungsplattform und Weiterbildungsmarke, die echte Gründer an die Front stellt, um angehenden Gründern zu zeigen, wie es geht – und zwar erfolgreich. Das machen wir in einem learning-by-doing begleitendem Lernsystem. Mittlerweile sind wir 5 Jahre nach unserer Gründung Deutschlands bekannteste Weiterbildungsmarke für genau diese Themen: Gründung, Selbstständigkeit, Unternehmertum. Einmal im Jahr richten wir außerdem die Founder Summit aus – Deutschlands größte Gründerkonferenz mit über 7000 Teilnehmenden pro Tag. 

Was vermittelt ihr bei Entrepreneur University und vor allem wie?

Mittlerweile haben wir verschiedene Formate, die wir nutzen, um Gründenden zu helfen. Angefangen hat alles mit der Founder Summit, die damals als erstes im Uni Hörsaal stattgefunden hat. Über das Event wollen wir Leute miteinander verbinden und Menschen für das Thema Gründen öffnen. Damit ist unser Bildungsauftrag aber noch nicht nachhaltig abgeschlossen.
Dafür haben wir noch unsere Founder Zone – wie Netflix, nur für Unternehmer/innen und Selbstständige. Das ist mittlerweile sogar bei Amazon Prime streambar.
Und wir bieten intensive Coachingprogramme an, für die wir auch mit der IHK zusammenarbeiten. Hier helfen wir Gründenden, die eine Geschäftsidee haben und jetzt Marktreife bekommen wollen (Founder Factory) und auf der anderen Seite Menschen, die sich erfolgreich mit einer Dienstleistung selbstständig machen wollen (Agency Builder).

Welche Eigenschaften sollte man als Gründer/in mitbringen, wenn man erfolgreich sein will?

Ich sag immer “Das dreifache H: Hartnäckige Höflichkeit hilft”. Vor allem der Charakterzug Hartnäckigkeit ist wahrscheinlich noch wichtiger als jemals zuvor, weil es so viel Reizüberflutung gibt. Heutzutage musst du wirklich nachfassen und dranbleiben. Ein Beispiel aus meiner Geschichte, das mir das gezeigt hat, war Mike Tyson. Wir konnten ihn damals für unsere Founder Summit als Speaker gewinnen. Als er dann jedoch ungefähr 4 Wochen vor dem Event abgesagt hat, sind wir hartnäckig geblieben und haben jedes Ass aus dem Ärmel gezogen. Das hat sich bezahlt gemacht – Mike Tyson hat schlussendlich wieder zugesagt!

Außerdem ist auch die Liebe zum Prozess sehr wichtig als Gründer/in. Du machst den Tag über und im Kern deiner Tätigkeit nichts anderes, als Probleme zu lösen. Und das hört nicht mit deiner Geschäftsidee auf! Dann geht’s nämlich eigentlich erst richtig los. Um durch dieses Tal der Probleme durchgehen zu können, musst du etwas tun, was du wirklich liebst und der Weg dorthin muss schon Spaß machen.

Die nächste Charaktereigenschaft ist Ausdauer und Durchhaltevermögen. Wenn du weißt, was du wert bist, geh hin und hol’s dir – aber nur, wenn du bereit bist, auch die Schläge einzustecken. Nur so gewinnt man. Unternehmertum ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Schnell und hektisch reich werden gibt’s nicht. Von daher muss sich jede/r Gründer/in auf einen Marathon einstellen. 

Wie wichtig ist Selbstvertrauen für erfolgreiches Gründen?

Selbstvertrauen ist schon wichtig meiner Meinung nach – entwickelt sich aber auch durch die Erfolge, die man erzielt. Du musst nicht der selbstbewussteste Mensch auf diesem Planeten sein, um zu gründen. Am Anfang ist man eh sehr unsicher, weil man keine Ahnung von dem hat, was man tut. Trotzdem muss man, vor allem im Verkauf, so auftreten, als wüsste man, was man tut. Menschen kaufen über die Haupt-Emotion Vertrauen und das baust du auf, wenn du Sicherheit ausstrahlst.
Aber du musst nicht in jedem Schritt deiner Unternehmerreise selbstsicher sein. Ich bin es heute auch noch nicht 100% und ich glaube, das ist per se nichts Schlechtes. Sich unsicher zu fühlen zeigt, dass du Dinge tust, die außerhalb deiner Komfortzone liegen und du gerade im Wachstum bist. 

Was war dein bisher größter Rückschlag im Business?

Tatsächlich Corona. Bis vor Corona sind ca. 2 Millionen Euro Umsatz nur durch unser Eventgeschäft geflossen und plötzlich durften wir genau das nicht mehr machen. Das war auf jeden Fall einer der größten Rückschläge aber rückblickend kann ich sagen, dass es irgendwo auch gut gewesen ist, dass das passiert ist. Wir hatten dann nämlich Zeit und Fokus für all die Themen, die wir schon immer mal angehen wollten im Coaching- und E-Learningbereich. Die ganze Zeit war echt energie- und kräfteraubend aber im Endeffekt hat sie uns ein großes Stück nach vorne gebracht. 

Ist das eine Frage des Mindsets, wie gut man mit Rückschlägen umgehen kann?

Absolut. Es gibt ja nur zwei Möglichkeiten in solchen Momenten: sich ergeben oder eine Lösung suchen. Wir haben uns entschieden, eine Lösung zu suchen. Eigentlich ist immer alles im Leben eine Entscheidung. 

Hast du eine Strategie oder einen Tipp für den Umgang mit Rückschlägen?

Ich kann da kein klares Schema mitgeben. Ich glaube, entscheidend ist der Wille, den Rückschlag nicht einfach zu akzeptieren oder hinzunehmen und trotzdem aber das Gute an der Situation zu erkennen. Wie oft höre ich “Das ist so eine Enttäuschung”, wenn etwas nicht gut gelaufen ist. Wenn man sich das Wort aber mal genauer anschaut, bedeutet Ent-täuschung gleich das Ende einer Täuschung. Darüber sollte man sich eigentlich freuen! Auch hier ist es wieder eine Entscheidung, sich auf das Positive zu fokussieren. Denn man hat ja etwas daraus gelernt und weiß, wie es nicht geht. 

Welcher Typ warst du in der Schule? Lehrerliebling oder Klassenclown?

Weder noch. Ich habe einen Zwillingsbruder, der war tatsächlich der Klassenclown. Von daher war die Rolle schon besetzt. Ich war schon gewissenhaft aber ich hatte meinen Kopf damals eher beim Fußball. Ich habe aber immer gesagt, ich mache trotz Profi-Fußball die Schule zu Ende, mein Abitur und die Ausbildung. Als Schüler war ich Durchschnitt, würde ich sagen. Ich habe getan, was nötig war aber die extra Meile habe ich dann im Fußball gemacht.

Wie wichtig war deine Zeit als Profifußballer für dein Business heute?

Ich habe wichtige Charaktereigenschaften mitgenommen, die ich vorhin schon angesprochen habe: Hartnäckigkeit, Disziplin, die extra Meile gehen und auch zu spüren, dass jeder ersetzbar ist und alles schnell zu Ende sein kann. Eine Verletzung im Fußball und du hast plötzlich nicht mehr das Standing, das du vorher hattest. Ich bin fast ein Jahr lang ausgefallen und hatte zwei Verletzungen hintereinander, weil ich zu schnell wieder zurückkommen wollte. Aber auch zu spüren, dass man die großen Titel holt, wenn man im Team zusammenarbeitet, war ein wichtiges Learning für mich aus dieser Zeit.

Wie wird sich deiner Meinung nach die Gründerszene in den nächsten Jahren entwickeln?

Ein bisschen weiter in die Zukunft gesprochen glaube ich schon, dass das Metaverse interessant sein wird. Das wird in unser aller Leben eine große Rolle spielen, ob wir wollen oder nicht und wird vieles krass verändern.

Ansonsten glaube ich, dass die Art von Marketing sich verändern wird und aktuell schon verändert. Unterm Strich glaube ich, dass man viel mehr Marke werden muss anstatt bloß ein Produkt auf den Markt zu bringen. Man muss viel mehr Branding machen, Stories kreieren und versuchen, einen Hype zu kreieren. Identifikation mit Persönlichkeiten zu nutzen ist wichtig, Gorillia Marketing…das sind die neuen Spielregeln.

“Ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen ist wie ein Handwerk” – warum?

Ich glaube, dass man lernen kann, ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, wenn man verstanden hat, wie zum Beispiel Neukundengewinnung funktioniert oder der Aufbau einer Brand und so weiter. Ich behaupte – wenn du vom Charakter her Gründer/in bist und dieses Handwerk beigebracht bekommst, ist Erfolg planbar. Du wirst dann mit deinem Unternehmen erfolgreich im Sinne davon, dass es sich finanziell tragen wird. Alles unter der Voraussetzung, dass du ein vernünftiges Produkt hast. 

Was bedeutet Erfolg für dich?

Erfolg im Leben ist für mich das Synonym für Glücklich sein. Auch unabhängig davon, wie gut oder schlecht die Dinge im Business laufen.

Was sind deine Tipps für Gründer/innen, die am Anfang stehen?

Einfach machen, nicht so viel nachdenken und erstmal auf eine Sache fokussieren. Auf der Reise selbst wirst du dann die Dinge lernen, die du brauchst. Und dich selbst nicht allzu ernst zu nehmen. 

Welches Statement willst du der Welt hinterlassen?

Ich würde sagen, der Nike Claim “Just do it” etwas abgewandelt zu “Just play it”. Denn wir dürfen wieder mehr in dieses Spielerische zurückkommen. Das habe ich im Fußball stark gemerkt. Wenn du alles verkrampft nach einem bestimmten Schemata perfekt machen willst, funktioniert es meistens nicht so gut. Wenn du aber mit einer spielerischen Einstellung ran gehst, erlebst du einen Flow Zustand. 

Über Entrepreneur University

Bekannt für die Founder Summit, Deutschlands größter Konferenz für Gründer & Unternehmer, bietet Entrepreneur University zusätzlich auf weiteren Kanälen wie der Founder Zone oder der Founder Factory individuelle Ausbildungsprogramme und innovative E-Learning Modelle, mithilfe derer Gründungswilligen das Handwerkszeug für erfolgreiches Unternehmertum vermittelt wird.

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