Eine Vollzeitstelle, zwei Arbeitskräfte. Jobsharing spielt auf dem Arbeitsmarkt eine immer größere Rolle, finden Jana Tepe und Anna Kaiser. Deshalb gründeten sie die Jobsharing-Plattform Tandemploy. Im Interview erklärt Jana Tepe, warum Jobsharing attraktiv ist – und für wen.

Warum brauchen wir Jobsharing?

Weil viele Stellen immer noch nicht flexibel gestaltbar sind. Es gibt Teilzeitstellen – klar! – aber oft sind das nicht die spannenden Stellen, die man sucht.

Warum werden sich in Zukunft mehr Menschen dafür entscheiden, ihren Arbeitsplatz mit einer weiteren Person zu teilen?

Weil Flexibilität im Job für immer mehr Menschen immer wichtiger wird. Hier wandelt sich gerade tatsächlich unsere Arbeitswelt. Die enge Zusammenarbeit im Tandem ist daher ein Modell, das genau den Zeitgeist trifft: Kooperation statt Konkurrenz, gemeinsame Verantwortung und hohe Eigenverantwortung, gegenseitiges Lernen von einem Sparringspartner. Jobsharing steht für eine sehr menschliche und nachhaltige Form der Arbeit, die einfach in unsere Zeit passt.

Wer meldet sich bei euch als Jobsharer an?

Menschen, die in bestimmten Lebensphasen mehr Zeit brauchen für weitere Lebensbereiche und Themen (Familie, Weiterbildung, Aufbau der Selbstständigkeit, Ehrenamt, Pflege…) – dabei aber nicht auf ihre qualifizierten Jobs verzichten möchten.

Das Prinzip von Jobsharing ist Teamwork. Die Tandempartner teilen sich nicht nur den Arbeitsplatz, sondern auch die Verantwortung. Ist dieses Konzept überhaupt auf alle Branchen anwendbar?

Unsere Erfahrung zeigt: ja! Überall dort, wo „Wissensarbeiter“ gesucht sind, überall dort, wo „typische Vollzeitstellen“ bestehen, die man als Chef am liebsten zu 100% besetzt hätte ist Jobsharing ein spannendes Modell. Das trifft auf kleine Unternehmen mit 20 Mitarbeitern ebenso zu wie auf große Konzerne. Wichtig ist vor allem die Offenheit, neue Wege zu gehen.

Welche zusätzlichen Kosten entstehen für Unternehmen durch das Angebot von Jobsharing?

Auf den ersten Blick entstehen ab gewissen Beitragsbemessungsgrenzen (in Deutschland) leicht erhöhte Kosten für Sozialabgaben. Auf den zweiten Blick werden die mehr als aufgehoben: Durch die gestiegene Produktivität in Teilzeit (10-15%) und die Ersparnisse, die man hat, wenn immer die perfekte Vertretung – ob bei Urlaub oder Krankheit, insgesamt im Schnitt 45 Tage pro Jahr! – da ist.

Was muss sich verändern, damit sich Unternehmen für Jobsharing öffnen?

Gar nicht so viel. Eigentlich müssen Unternehmen nur den ersten Schritt machen und es einmal mit einem Tandem versuchen. Dann bleiben sie tatsächlich zu 100% dabei, eine starke Zahl.

Wie sieht die Arbeit der Zukunft aus?

In die Zukunft kann niemand schauen, aber man kann sie sich zumindest ausmalen. Für mich steht eines auf jeden Fall fest: Es wird sich viel grundlegend und auch immer schneller verändern – und wer da flexibel bleibt, ist auf der sichereren Seite.

Bringt Flexibilisierung der Arbeit nicht auch Gefahren für Arbeitnehmer mit?

Mehr Flexibilität bringt auf jeden Fall auch einen höheren Grad an Eigenverantwortung mit sich.
Mitarbeiter, die in sehr flexiblen Modellen arbeiten, müssen stärker selber darauf aufpassen, dass ihre Arbeitsweise
gesund und nachhaltig ist bzw. bleibt.

Wie sieht die Zukunft von Tandemploy aus?

Jeder, der von Jobsharing profitieren kann, ob Mensch oder Organisation, kennt das Modell als echte Alternative zu klassischer Vollzeit und Teilzeit – und kommt für die Umsetzung zu uns.

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