Höhle der Löwen: Erfolge für Wirsingchips und Skateboards

Seit gestern sind also wieder die Löwen los. Wie schon in der ersten Staffel geben Lencke Steiner, Jochen Schweizer, Judith Williams, Vural Öger und Frank Thelen in der VOX-Show „Die Höhle der Löwen“ wieder Gründern ihr gutes Geld oder den guten Rat, es doch lieber mit einer ordentlichen Arbeit zu versuchen. Wir haben die erste Folge gesehen und fassen zusammen.

Zu Beginn gleich ein Warnhinweis für alle echten Kartoffelchips-Junkies: Die Wirsing-Variante von Heimatgut ist zwar eine gesündere und schmackhafte, aber keine vollwertige Alternative. Zu wenig in der Tüte (35 g), zu kostspielig (ca. drei Euro) und dann doch irgendwie nicht schnurpsig genug. Für alle anderen ist das luftgetrocknete Produkt der Hamburger Jungs Aryan Moghaddam und Maurice Fischer aber durchaus zu empfehlen, und auch die Löwen waren durch die Bank angetan. Das ursprüngliche Angebot – 125.000 Euro für 5 % vom Unternehmen – war schnell vom Tisch, doch die Investoren waren scheinbar zu hungrig und wollten 30 % (Williams, Öger & Thielen) beziehungsweise 26 % für ein Darlehen (Steiner). Das war mit dem Snack-Duo nicht zu machen, so dass der eigentlich schon ausgestiegene Jochen Schweitzer zum lachenden Fünften wurde und für 15 % Anteile den Zuschlag erhielt. Für Heimatgut, deren Chips schon jetzt in gut 600 Geschäften erhältlich ist, scheint die Zukunft knusprig.

bundle-heimatgut-2Die Wirsingchips von Heimatgut gibt es in vier Geschmacksrichtungen.

Ein Set der knusprigen Köstlichkeiten gibt es hier zu kaufen!

Zuerst also ein gelungener Deal, aber schon aus dramaturgischen Gründen konnte es so natürlich nicht weitergehen. Monique Hoell und Michael Gnamm, die ihre App Sixtyone Minutes vorstellten, wirkten von vornherein etwas verkrampft, als ahnten sie, dass es heute kein gutes Ende nehmen würde. Ihr persönlicher digitaler Assistent, der in jeder Lebenslage helfen soll, von der Urlaubsbuchung über die Beschaffung einer Putzkraft bis zur Geschenkberatung, stieß auf breite Ablehnung. Als das Gründerteam dann auch noch von 150 Millionen EuroUmsatz, 30 Millonen Gewinn und 500.000 Nutzern bis 2017 fabulierte, war der Spaß endültig vorbei. „Das, sorry, ist Blödsinn“, urteilte Frank Thielen, und Jochen Schweitzer meinte: „Sie werden damit scheitern!“ und deutete auf den zur Studiodekoration gehörenden Kamin, wo er sein Geld ebenso gut hinein werfen könne. Nach dieser Abfuhr blieb Monique Hoell nur eine Trotzreaktion: „Es tut mir leid für die Löwen!“ Chance verpasst? Wir werden sehen oder mal bei GoButler nachfragen.

sixtyoneFür Monique und ihren Kompagnon Michael konnten die Löwen leider nichts tun.

Zwischendurch gibt es die unvermeidliche Werbung, und wir erfahren, das der angenehm unauffällige Moderator Amioz Habtu seine Webseite bei 1&1 bauen lässt und Frank Thielen gern mal einen Chivas trinkt. Die Whiskymarke sponsort auch die ganze Sendung und möchte wohl die Spirituose, die man bisher eher mit den Mad Men in Verbindung bringt, als neues Startup-Getränk positionieren.

Eine Hauptkritik an der ersten Staffel der Höhle der Löwen war, dass die in der Sendung angekündigten Deals hinterher gar nicht umgesetzt wurden. Jetzt hat man die Gelegenheit das Gegenteil zu beweisen und präsentiert als Erfolgsgeschichte Meine Spielzeugkiste. Während Frank Thielen, der hier investiert hat, sonst einen schmalen Blick kriegt, wenn es ernst wird, macht er bei der Spielzeugvermietung große Augen. Alles läuft supi. Das tut es auch bei  Zuckerzahn, das vor einem Jahr leer ausging und trotzdem mit dem mobilen Verkauf von Süßigkeiten Geld verdient.

tragfixGleich schnappt er zu, der Tragfix!

Als Einzelkämpfer stellt sich  Martin Ecker aus Neufahrn bei München vor. Als selbstständiger Handwerker hat er es oft mit offenen Säcken zu tun und ein Gerät gebastelt, mit denen man diese wieder verschließen und tragen kann. Tragfix heißt seine Erfindung, und für 150.000 Euro bietet er 7 % seines Unternehmens. Judith Williams lässt das mal so stehen und hätte lieber 51 %. Schlechte Konditionen kennt Ecker schon aus den USA, dort hat er mit einem Partner einen Lizensvertrag abgeschlossen, der ihn mit Kleckerbeträgen abspeist. Also lehnt er das Angebot ab. Williams legt nach und will nur noch 26 %, dafür aber einen Euro pro verkauftem Exemplar, bis die Investitionssumme wieder drin ist. Als der Solopreneur zagt, fühlt sich die Teleshoppingqueen nicht genug wertgeschätzt und steigt aus. Verzockt.

thronjuwelBei den nächsten Kandidaten böten sich Wortspiele in Serie an, also lassen wir das lieber. Thronjuwel ist ein Toilettenparfum, das alle Duftsprays herkömmlicher Art vergessen lassen soll und in jedes Bad und jede Handtasche gehört, meint das Gründerduo Alexander Berges  und Cornelia Tanzer aus Köln. Vor der Defäkation ein paar Spritzer von dem Zeug in die Kloschüssel, und nichts stinkt mehr. Das finden zwar alle ziemlich dufte, ist ihnen aber letztlich zu anrüchig (okay, da waren sie dann doch, die Wortspiele). Frank Thielen befürchtet, dass das Produkt zu leicht von großen Konzernen kopiert werden könnte, und Judith Williams hält das Thema für emotional zu negativ besetzt für einen Vertrieb per Teleshopping. Deal verpasst.

kape2Kommt ein Gründer geflogen: Peter Karacsonyi von Kape Skateboards

So will man die Zuschauer dann doch nicht ins Bett schicken und hat noch ein noch ein Happy End parat. Peter Karacsonyi aus Österreich ist erst 22, sieht aber eher jünger aus, und denkt seit zehn Jahren über haltbarere Skateboards nach. In einer guten Woche hat er schon mal vier von den Teilen geschrottet. Inzwischen hat er den idealen Materialmix gefunden und bereits 100 von seinen Kape Skateboards verkauft. Klingt nach einem Produkt mit großem Marktpotenzial. Joachen Schweitzer denkt das auch, will 26 % für 60.000 Euro und bietet dafür Präsenz auf seiner Erlebnisplattform. Frank Thelen will sogar 30 %, behauptet aber, das Skateboard habe seine Jugend entscheidend positiv geprägt und kommt über die emotionale Tour zum Abschluss.

Fazit: Klar, dass eine Fernsehshow die Geschäftswelt nur bedingt realistisch abbilden kann, und manche Angebote der Löwen kommen so dreist rüber, dass man sie als Zuschauer auch spontan ablehnen würde. Insgesamt ist aber „Die Höhle der Löwen“ solide gemachtes Fernsehen, das auf dramatische Mätzchen weitgehend verzichtet und den Startups und ihren Ideen genug Raum gibt, wenn schon nicht die Jury dann vielleicht zumindest das Publikum zu überzeugen. Das macht Lust auf weitere Folgen.

P.S.: Vox verkündet für die Sendung einen Marktanteil von 9,7 % in der Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen und damit  einen neuen Allzeit-Bestwert. Insgesamt sahen 1,92 Millionen Zuschauer ab 3 Jahren die Show. Auch bei Twitter war der Staffelstart von „Die Höhle der Löwen“ ein Hit: Der Sendungs-Hashtag #dhdl landete auf Platz 1 der Deutschland-Trends.

Mehr spannenden Content über die Höhle der Löwen und die Startup-Szene gibt’s hier!

Newsletter abonnieren