Vor einer Woche berichteten wir erstmals über The Venture, einen globalen Wettbewerb für Startups mit sozialem Engagement. Jetzt können wir die Namen der drei Unternehmen enthüllen, die es ins deutsche Finale geschafft haben. Um ihren Anteil des Preisgelds in Höhe von 1 Million Dollar kämpfen ein cleveres Kühlungssystem, eine Initiative gegen Lebensmittelverschwendung und faltbare Möbel.
Wie berichtet (hier), hat es sich The Venture zum Ziel gesetzt, einer neuen Generation sozialer Unternehmer zu ermöglichen, einen positiven Wandel herbeizuführen. Der Contest entspringt damit dem Gründergeist der Chivas Brothers. Folgende drei Kandidaten konnten sich durchsetzen:
Julia Römer (2. v.l. hinten) und ihr Coolar-Team
Julia Römer ist Ingenieurin und Erfinderin des Kühlsystems Coolar. Ihr Startup verfolgt das Ziel einer garantierten Kühlung von Medikamenten und Lebensmitteln abseits stabiler Stromnetze. Die genutzte Technologie kühlt mit Wärme anstelle von Elektrizität. Die Idee zu Coolar kam Julia Römer während einer Summer School für grüne Gründungsideen. Zuvor hatte Sie bereits für einen Hersteller nachhaltiger Industriekühlaggregate gearbeitet und dort Expertise im Umgang mit Adsorptionskältemaschinen gewonnen. Dieses Know-how wollte sie für Kühlschränke nutzbar machen.
Nachdem dieses Konzept von einer Expertenjury viel Zuspruch bekommen hatte, schrieb Julia ihre Masterarbeit über die technische Machbarkeit eines solchen Adsorptionskühlschranks. Anschließend begann Sie mit Ihrem Kommilitonen Arno Zimmermann ein unternehmerisches Konzept dafür zu entwickeln und nach weiteren Teammitgliedern zu suchen. So stießen letztendlich noch Kilian Mähne und Christoph Göller zum Team hinzu, das in dieser Zusammensetzung seit Ende 2014 zusammenarbeitet.
Zum Antrieb des von ihnen entwickelten Systems wird nur Warmwasser benötigt, das günstig zu generieren ist (z.B. mit Solarwärme) und sehr einfach in einem isolierten Tank gespeichert werden kann. Coolar bietet somit die kostengünstigste, langlebigste Lösung zur Kühlung von Medikamenten und Lebensmitteln abseits stabiler Stromnetze. Das Berliner Startup ermöglicht dank Ausnutzung umweltfreundlicher Wärmekapazitäten und völliger Schadstofffreiheit eine ökologisch nachhaltige Kühltechnologie.
Und wie ist Coolar auf The Venture gestoßen? „Der Wettbewerb wurde von verschiedenen Kontakten an uns herangetragen, beispielsweise über das Netzwerk des EIT Climate-KIC Accelerators, über den wir derzeit finanziert sind. Als dann noch Frank Thelen unter einem unserer Facebook Postings kommentierte, dass wir uns bewerben sollen, war klar, dass wir diese Chance nicht auslassen wollen.“
Axel Bergfeld und Christoph Müller-Dechent von FoodLoop
Gründer Christoph Müller-Dechent widmet sich mit FoodLoop dem vermeidbaren Problem der Lebensmittelverschwendung. Ein erstes Aha-Erlebnis hatte er 2002, als er als Babysitter zwei Kinder (Alter 6 und 10) betreute , die beim Anblick eines Mindeshaltbarkeitsdatums(MHD) von Joghurts zwei Tage vor Ablauf sagten: ”Igitt, das essen wir nicht mehr!” Christoph erklärte den Jungs, was das MHD und im Gegensatz dazu das Verbrauchsdatum bedeuten und dass man seine Sinne benutzen sollte, um Produkte mit MHD auf seine Geniessbarkeit zu checken.
Weltweit geht etwa 1/3 der gesamten Lebensmittelerzeugung vom Ernte- und Produktionsort bis zum Verbraucher verloren. FoodLoop aus Köln kümmert sich darum, dass Verschwendung darüber hinaus so gering wie möglich ausfällt. Die softwaregestützte Plattform lässt Lebensmittel kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums auf dem Smartphone und im Web in Echtzeit sichtbar werden. Somit können sich Nutzer gezielt über das aktuelle Angebot an Produkten informieren und diese preisreduziert kaufen. Auch für den Handel ein klarer Vorteil: Anstatt Lebensmittel wegzuwerfen, können Supermärkte so zusätzlich Geld verdienen. Ein Einkaufstagebuch, Reste-Rezepte, Nachhaltigkeits-Vergleiche und Gutscheine sollen den Verbraucher zusätzlich spielerisch zu einem nachhaltigeren Lebensstil und ressourceneffizienteren Handeln motivieren.
So ist FoodLoop auf den Wettbewerb aufmerksam geworden: “ Wir planen & recherchieren schon seit 2015 eine Crowdfunding-Kampagne. Als wir die Werbung von Chivas The Venture mit Frank Thelen auf einem Busplakat gesehen haben, sind wir erstmal neugierig geworden. Chivas als authentischer Partner für FoodLoop kann eine tolle Synergie um eine Sichtbarkeitsplattform für das größte lösbare Problem der ersten Welt – Lebensmittelverschwendung – schaffen. “
Lionel Palm, Gerald Dissen, Christian Hilse von ROOM IN A BOX
Das Konzept von ROOM IN A BOX setzt auf faltbare Möbel aus umweltfreundlichen Materialien, die sich unkompliziert dem Leben ihrer Verwenderschaft anpassen. Damit spricht das junge Unternehmen vor allem den Lebensstil der Generation Y an – mobil, flexibel und ökologisch. Meist halten die bislang angebotenen Konstruktionen schon dem ersten Umzug nicht stand. ROOM IN A BOX entwickelt und vertreibt langfristig einsetzbare Möbel, die einfach umzuziehen sind und viele Jahre ihren Dienst verrichten. Die zusammenfaltbaren Pappmöbel wie Betten (Bild ganz oben), Tische und Regale sind so leicht, dass man sie unter einem Arm getragen bekommt. Die verwendete Pappe besteht dabei zu 85 % aus recycelten Papierfasern und kann zu 100 % wiederverwertet werden.
Konkret entstand die Idee im Jahr 2012, als Gerald Dissen auf einer Nachhaltigkeitsmesse eine Begegnung mit einem Designersessel aus Wellpappe hatte. Angefixt von dem Konzept, konnte er später Lionel Palm auf einer Party davon überzeugen mit Ihm gemeinsame Sache zu machen. Als Wirtschaftswissenschaftler haben die beiden die erste Inspiration dann zusammen zum ROOM IN A BOX-Konzept weiterentwickelt und einen Businessplan geschrieben. Nachdem mithilfe von mock ups erfolgreiche Fördergelder akquiriert werden konnten, wuchs das Team um den Verpackungstechniker Christian Hilse, der seitdem für die Produktentwicklung verantwortlich ist.
„Auf The Venture sind wir über die gute alte Fernsehwerbung aufmerksam geworden. Die Art und Weise, wie der Wettbewerb beworben, ausgestattet und umgesetzt wird, hat bei uns den Eindruck hinterlassen, dass es Chivas mit The Venture wirklich ernst meint und Projekte sucht und unterstützt, die es gut mit dem Planeten meinen. Da sind wir dann natürlich gerne dabei“, erklärt das Team von ROOM IN A BOX.
Am 13. Januar 2016 stellen sich diese drei Startups mit sozialem Auftrag im deutschen Vorentscheid einer hochkarätigen Jury, bestehend ausdem Vorsitzenden Frank Thelen (CEO Venture Capital e42), dem Berliner Gründervorbild Christian Reber (Founder Wunderlist und Microsoft-Scout), dem Investor Alex von Frankenberg (CEO High-Tech Gründerfonds) und dem Medienprofi Nikolaus Röttger (Chefredakteur WIRED). Gemeinsam entscheiden die Experten, welches der deutschen Social Businesses das Ticket zum internationalen Finale in den USA gewinnt und dort um eine Gesamtförderung von $1 Million pitcht. Durch den Finalabend führt Nadia Boegli, Co-Founder und CEO der Social Entrepreneurship Plattform The Changer. Der Gewinner des deutschen Vorentscheids wird dann offiziell am 15. Januar 2016 bekanntgegeben.