Careship, eine Plattform für individuelle Betreuung und Alltagsunterstützung, hat kürzlich frisches Kapital in Höhe von vier Millionen US-Dollar erhalten, unter anderem sogar aus den USA. Weitere Geldgeber sind die Altinvestoren Christophe Maire und Axel Springer Plug and Play, sowie Johannes Reck, Gründer von GetYourGuide. Wir haben mit Gründerin Antonia Albert über diesen Erfolg und ihr Unternehmen gesprochen.
Herzlichen Glückwunsch zu der aktuellen Finanzierungsrunde! Wie habt Ihr Eure Investoren finden und überzeugen können, gerade auch Spark Capital aus den USA?
Vielen Dank für die Glückwünsche! Das Investment ist ein toller Erfolg für uns und mit dem frischen Kapital können wir nun die nächsten Schritte angehen. Wir sind froh und stolz, dass neben unseren Altinvestoren auch Spark Capital mit an Bord ist. Mein Bruder und ich konnten Alex Finkelstein als Gründerteam von uns und unserer Idee überzeugen. Er hat erkannt, dass der Pflegemarkt bei der Digitalisierung noch einiges aufzuholen hat und die Notwendigkeit besteht, und die Suche nach Alltagshelfern für Familien vereinfacht werden muss. Bisher hat sich Spark Capital vor allem an größeren Finanzierungsrunden im Heimatland USA beteiligt, darunter Namen wie Twitter, Foursquare oder Trello. Dass sich mit Spark Capital ein bekannter US-Investor an unserem Unternehmen beteiligt zeigt, wie groß das Marktpotential ist.
Zu Careship: Welchen Service bietet ihr auf Eurer Plattform an?
Careship verschafft hilfe- und pflegebedürftigen Menschen und deren Angehörigen über seine Pflegevermittlungs- und Serviceplattform einfachen Zugang zu individueller Betreuung durch Alltagsbegleiter aus der Nachbarschaft. Wir wählen die Alltagsbegleiter anhand von Qualifikation und Interessen in einem persönlichen Gespräch individuell und passgenau aus. Die Helfer unterstützen Pflegebedürftige je nach Bedarf bei leichten Pflegeaufgaben, der Betreuung zu Hause, Begleitdiensten und haushaltsnahen Dienstleistungen. Unsere Firmenphilosophie findet sich schon im Namen wieder: Die Zusammensetzung aus „Pflege” (Care) und „Beziehung” (Relationship) spiegelt wieder, wie wichtig ein vertrautes Verhältnis bei der Pflege und Betreuung ist. Daher kommt bei Careship immer derselbe Alltagsbegleiter. Gleichzeitig entlasten wir die Angehörigen, indem wir sie zum Versicherungsanspruch beraten und die Abrechnung mit den Krankenkassen übernehmen. So halten wir sie transparent informiert.
Was ist Dein persönlicher beruflicher Background und wie bist Du auf die Idee zu Careship gekommen?
Ich habe an den Universitäten Rotterdam School of Management und Universität St. Gallen mein Bachelor- und Masterstudium im Bereich BWL absolviert. Anschließend war ich bei Rocket Internet im Bereich Business Development tätig. 2015 habe ich dann gemeinsam mit meinem Bruder Nikolaus Careship gegründet: Ausschlaggebend dafür war, dass unsere eigene Großmutter pflegebedürftig wurde und wir dadurch den massiven Handlungsbedarf im Bereich der Pflege- und Betreuung erkannten. Für uns ist Careship daher eine persönliche Herzensangelegenheit.
Wie kann ich als Dienstleistungsanbieter bei Euch mitmachen und welche Qualifikationen muss ich vorweisen?
Unsere Seniorenbetreuer und Alltagshelfer werden in einem mehrstufigen Auswahlverfahren akquiriert, wobei Qualität an allererster Stelle steht: Zunächst bewerben sie sich auf unserer Webseite online über ein Formular. Nach der Prüfung durch uns erfolgt ein Telefoninterview. Wenn der Kandidat sich als geeignet erweist, folgt ein ausführliches, persönliches Interview im Büro von Careship. Anschließend prüfen wir die Dokumente: Die Bewerber müssen einen Gewerbeschein, ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis und entsprechende Qualifikationen nachweisen. Dann gibt es noch einen Onboarding Workshop und wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, werden sie in unsere Datenbank aufgenommen und können gebucht werden. Dazu werden sie bei unserem Matchmaking auf Basis ihres Profils passgenau den Wünschen und Bedürfnissen der nachfragenden Personen zugeordnet.
Der Pflegesektor gilt als Wachstumsbranche. Wie siehst Du die Entwicklung allgemein, und welche Konsequenzen hat das für Careship?
Europa steht mit seiner alternden Gesellschaft vor einer der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Bis zum Jahr 2030 soll laut Statistischem Bundesamt der Anteil der Pflegebedürftigen in Deutschland um 50 Prozent steigen, während die Zahl der Pflegekräfte stetig sinkt. Das Marktpotential im Bereich Pflege und Betreuung für Europa beträgt über 200 Milliarden Euro. Gerade im Bereich der Digitalisierung herrscht in dem Markt Nachholbedarf. Wir sind mit unserem Geschäftsmodell einer der ersten Anbieter und wollen dafür sorgen, den Zugang zu Pflege und Betreuung so einfach wie möglich zu machen, um so den steigenden Bedarf nach Hilfskräften zu decken.
Bisher gibt es Careship in vier deutschen Städten. Wie sehen die Wachstumspläne aus, auch vielleicht über die Landesgrenzen hinaus?
Mit dem frischen Kapital unserer Series A Finanzierungsrunde wollen wir die Ausweitung unserer Plattform in Deutschland voranbringen und weitere Städte erschließen. Im Jahr 2018 wollen wir dann Careship auf weitere Länder in Europa ausweiten – schließlich ist Deutschland nicht das einzige europäische Land mit einem wachsenden Bedarf an Pflege und Betreuung.
Vielen Dank für das Gespräch!
Bild ganz oben: Nikolaus und Antonia Albert mit ihrer Großmutter
Fotos: Careship