Gestern gab Sundar Pichai, CEO von Google, am Institut Sciences Po in Paris bekannt, dass 128 Organisationen aus 23 europäischen Ländern Finanzierungsmittel im Rahmen der Digital News Initative angeboten werden. Insgesamt werden 27 Millionen Euro in große und kleine Projekte investiert.
Im vergangenen Oktober war die Ausschreibung für die erste Runde des Digital News Initiative Innovation Fund eröffnet worden. Der mit insgesamt 150 Millionen Euro dotierte Fonds soll neue Denkprozesse anstoßen und europäischen Nachrichtenorganisationen jeder Größenordnung den Spielraum geben, Neues auszuprobieren und digitale Innovationen umzusetzen. In drei Kategorien gab es Geld: Prototypen (bis 50.000 Euro), mittelgroße Projekte (bis 300.000 Euro) und große Projekte (mehr als 300.000 Euro bis 1 Million).
Bei der Bekanntgabe der geförderten Projekte, Medienunternehmen und Startups gibt sich Google ziemlich zögerlich, die vollständige Liste liegt noch nicht vor. Zwei Gewinner werden namentlich genannt, einer davon stammt aus Deutschland, das mit fast fünf Millionen Euro das größte Stück vom Kuchen abbekommen hat (siehe Grafik oben):
- Das deutsche Startup Spectrm entwickelt eine Anwendung für künstliche Intelligenz, um Publisher in der direkten Kommunikation mit Lesern zu unterstützen – und mithilfe von Messaging-Apps Inhalte auf 1-zu-1-Basis zu verbreiten. Oder praktisch formuliert: Wenn mich ein bestimmtes Thema interessiert, kann ich es per Spectrm quasi abonnieren und erhalte über den Facebook Messenger Nachricht, wenn ein entsprechender Artikel erscheint.
- eldiario.es realisiert in Spanien ein neues Finanzierungssystem für Journalismus, das Zielgruppen identifiziert und diese zur Finanzierung einer bestimmten Story oder zur Überbrückung einer Finanzierungslücke in einem wichtigen Themenbereich einlädt. Ausgehend vom herkömmlichen Crowd-Funding-Modell macht sich das Projekt die bestehende Beziehung zwischen der Nachrichtenorganisation und der Community zunutze.
Screenshot der Webseite von OpenDataCity
Weitere deutsche Gewinner sind zum Beispiel Golem.de, Athens Technology Centre zusammen mit Deutsche Welle, Headline24, Wirtschaftswoche, Tagesspiegel und die dpa. Und dazu OpenDataCity, über deren Datenjournalismus wir schon vor einem Jahr berichtet hatten. OpenDataCity will in seinem Projekt Sensordaten nutzen, um den perfekten Newsstream zu generieren – die richtige Nachricht zur richtigen Zeit am richten Ort. Über Datenanalyse und algorithmische Vorhersagen soll bestimmt werden, wann und wo es beim User die beste Zeit für eine Nachricht ist.
Für das Projekt sind zwei Jahre Arbeitszeit eingeplant. 2015 machte das Medienstartup bereits dank einer EU-Förderung erste Experimente mit Semantik, Machine Learning und Vorhersage-Algorithmen. Dazu konnten in den vergangenen Wochen einige Partnerschaften geschlossen werden. Wer sich davon abgesprochen fühlt: OpenDataCity sucht noch Mitarbeiter!