Der Hessische Gründerpreis wird im November verliehen – derzeit ist es sicher ruhig im Projektbüro in Offenbach, oder?
Elisabeth Neumann: Eigentlich müsste ich jetzt sagen, bei uns ist es nie ruhig, als Teil einer lebendigen Start-up-Szene (lacht). Aber das wäre ein Klischee, tatsächlich ist es jetzt, in der Frühphase der Kampagne 2019 beim Hessischen Gründerpreis, ruhiger als kurz vor der Verleihung oder vor den Jury-Sitzungen. Aber es laufen natürlich viele Gespräche mit Partnern und außerdem haben wir kräftig mit einigen unserer Teilnehmer aus 2018 um den Deutschen Gründerpreis mitgefiebert.
Worum geht es da?
Als Projektleiterin des Hessischen Gründerpreises bin ich vorschlagsberechtigt für den Deutschen Gründerpreis. Ich darf jedes Jahr Unternehmen für die erste Runde vorschlagen. Für den im Juni 2019 verliehenen Preis sind mehr als 250 Unternehmen vorgeschlagen worden, davon fünf aus dem Feld der Teilnehmer beim Hessischen Gründerpreis 2018. Eine tolle Chance für alle unsere Teilnehmer – nicht nur für jene, die bei uns Halbfinale oder Finale erreichen.
Und wie steht es derzeit um Ihre Schützlinge?
Vier der fünf sind unter die 100 Besten gekommen und das Start-up Meshcloud ist sogar noch eine Runde weiter und unter den besten 30. Das ist eine ziemlich gute Quote, finde ich, und ein weiterer Beweis für die hohe Qualität der Unternehmen, die sich um den Hessischen Gründerpreis bewerben.
Kann man sich jetzt schon um Ihren Preis bewerben?
Die offizielle Bewerbungsfrist startet nächste Woche, am 27. März geben wir den offiziellen Startschuss. Aber ich führe das ganze Jahr über eine Liste mit Interessenten, wer sich bewerben will, kann sich jederzeit melden und wird informiert, wenn es offiziell losgeht. Noch einfacher: Folgt uns auf Facebook, Instagram oder Twitter, dort geben wir natürlich auch bekannt, wenn die Bewerbungsfrist startet.
Wie ist der Stand bei den Vorbereitungen?
Gut, wir haben ein tolles Team, Unterstützung von vielen Sponsoren und die Stadt Wetzlar ist gemeinsam mit der Leica Camera AG und dem Leitz-Park unser Regionalpartner. Seit der Hessische Gründerpreis 2003 gestartet ist, hat er einen jährlich wechselnden Austragungsort. So wollen wir Gründungskultur in allen Regionen des Bundeslandes voranbringen.
Gibt es denn dort überall Existenzgründer?
Ja, tatsächlich, und mit hohen Erfolgsquoten. Dass Unternehmen nur in großen Städten wie Berlin oder in Frankfurt, Offenbach, Darmstadt oder München gegründet werden, ist auch nur ein Klischee. Der Hessische Gründerpreis belegt jedes Jahr, dass auch in kleineren Städten und auf dem Lande viele erfolgreiche Unternehmen entstehen. Wir hatten vor einigen Jahren einen regelrechten Boom an Teilnehmern aus Nordhessen, in den letzten Jahren haben sich viele Unternehmen aus Osthessen beteiligt und sind oft sehr weit gekommen im Wettbewerb.
War das auch 2018 so?
Da lasse ich Zahlen sprechen: Von vier Siegern kamen zwei aus dem Rhein-Main-Gebiet, einer aus Osthessen und einer aus einem winzigen Ort in Nordhessen. Von den zwölf Preisträgern kommt ein Drittel aus Osthessen und knapp die Hälfte aus dem Rhein-Main-Gebiet. In der Kategorie „Gründungen aus der Hochschule“ sind zwei von drei Preisträgern aus der südhessischen Universitätsstadt Darmstadt.
Sieger, Preisträger, Kategorien, Halbfinale – jetzt müssen Sie uns aber erklären, wie der Preis abläuft.
Gerne. Bewerben können sich alle Unternehmen mit Sitz in Hessen, die nicht älter sind als fünf Jahre und deren Gründer oder Gründerinnen für ihren Lebensunterhalt nicht auf staatliche Mittel angewiesen sind. 2018 haben das 131 gemacht. Die Bewerbung läuft über unsere Webseite und ist schnell ausgefüllt, wir verlangen da im ersten Schritt nicht allzu viele Angaben. Aus den Bewerbungen sucht eine kleine Jury, in der ich mit Vertretern unserer Regional- und Projektpartner sitze, für jede unserer vier Kategorien die zwölf überzeugendsten Bewerber aus.
Also 48 Unternehmen in vier Kategorien, richtig? Welche Kategorien sind das, was hat es mit ihnen auf sich?
Der Hessische Gründerpreis wird in vier Kategorien vergeben: „Gesellschaftliche Wirkung“ für Unternehmen, die Verantwortung übernehmen, „Innovative Geschäftsidee“ für Innovative Produkte oder neuartige Dienstleistungen sowie „Gründungen aus der Hochschule“ für kreative Ideen und Gründungen in einem frühen Stadium. Die bisherige Kategorie „Mutige Gründung“ wird künftig auf Unternehmen fokussieren, die im Rahmen einer Nachfolgeregelung aus einem bestehenden Unternehmen ein völlig neues macht. Wir wollen mit diesen Kategorien zeigen, welch vielfältige Wirkungen junge Unternehmen in der Gesellschaft ausüben.
Wenn mein Unternehmen die Vorauswahl geschafft hat, wie geht es weiter?
Die in der Vorauswahl ausgesuchten Gründer müssen im Halbfinale in Pitches von fünf Minuten eine Jury von sich überzeugen. Die wählt drei Unternehmen je Kategorie für das Finale aus, also zwölf insgesamt. Diese präsentieren sich am Finaltag mit Messeständen einem großen Fachpublikum, das über die Sieger abstimmt. Die feierliche Preisverleihung findet direkt nach der Abstimmung als festliche Abendgala statt, einer der Laudatoren ist jedes Jahr der Hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, unser Schirmherr.
Warum gibt es Preisträger und Sieger?
Weil wir damit ausdrücken wollen, dass jede und jeder Unternehmensgründerin und -gründer eine tolle Leistung bringt und dafür Anerkennung verdient. Deshalb wird nicht nur ein Sieger ausgezeichnet, sondern auch die beiden Preisträger auf die Bühne gerufen.
Und wie hoch ist das Preisgeld?
Null Euro, der Preis ist nicht dotiert. Es ist sicher fein, wenn man 10.000 Euro gewinnt, das klingt viel, ist aber rasch ausgegeben. Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer profitieren nachhaltig vom Hessischen Gründerpreis. Wir machen sehr viel Medienarbeit und erzeugen eine große Zahl an Berichten in Zeitungen, Onlinemedien, Radio und Fernsehen. Das bringt Aufmerksamkeit, Kunden und Umsatz. Ich habe gerade wieder die Medienpartnerschaften vereinbart. Wir hatten in der Vergangenheit eine Teilnehmerin, die über den Preis Medienaufmerksamkeit im Wert von geschätzt 120.000 Euro bekommen hat. Viele berichten regelmäßig von steigenden Aufträgen oder Verkäufen. Der zweite reale Nutzen für Teilnehmer – wir beziehen nicht nur die Finalisten ein – sind hochkarätige Netzwerkmöglichkeiten. Ein Teilnehmer hat darüber Kontakt bekommen zu einem der ganz großen Unternehmen der deutschen Industrie, ein anderer konnte seine Produkte beim zweitgrößten deutschen Lebensmittelhändler listen lassen. Auch einige Finanzierungen haben sich so ergeben. Schließlich profitieren Halbfinalisten und Finalisten von exklusiven Trainings und weiteren Möglichkeiten wie einem professionellen Unternehmensvideo, einem Stand auf dem 3. Hessischen Innovationskongress oder eben der Chance, für den Deutschen Gründerpreis nominiert zu werden. Aus diesen Gründen kann ich nur raten: Bewerbt Euch, macht mit und gewinnt.