Noch nie war es so einfach, aus einer Idee ein Geschäftsmodell zu entwickeln, wie heute. Und doch war es auch noch nie so schwierig, ein Unternehmen zu gründen, wie heute. Der Grund liegt in der Vielzahl an Möglichkeiten. Viele fragen sich daher: Welche Branche ist zukunftsträchtig und in welche Sparte lohnt es sich, Geld, Zeit und Ideen zu investieren? Ein aufstrebender Bereich ist der Maschinen- und Anlagenbau. Warum sich Start-ups dabei insbesondere auf die Produktentwicklung fokussieren sollten und für welche Schritte dabei externe Experten sinnvoll sind, verrät der folgende Artikel.

Ob Lebensmittelindustrie, Kunststoffverarbeitung oder Bau-Sektor – individuell technische Anlagen zur Realisierung komplexer Aufgabenstellungen werden heutzutage überall gebraucht. Und auch die Werkstoffe, die dabei zum Zug kommen, könnten unterschiedlicher nicht sein: von Metallen über Kunststoffe bis hin zu Keramik oder Sonderwerkstoffen reicht die Palette. Der Maschinen- und Anlagenbau ist somit ein breitgefächertes Feld, bei dem es nicht nur darauf ankommt, aus einer Idee auf dem Papier eine fertige Maschine zu bauen, sondern auch die richtige Materialzusammensetzung zu wählen, auf Parameter wie Wirtschaftlichkeit oder Recyclingfähigkeit zu achten und schließlich die Kosten immer im Blick zu haben. 

Sich in diesem Spannungsfeld zu bewegen, ist nicht immer einfach und bedarf viel Know-how, Erfahrung, aber auch Mut. Gleichzeitig bringt der Maschinen- und Anlagenbau aufgrund seines vielfältigen Spektrums zahlreiche Möglichkeiten für findige Entwickler – und damit auch Start-ups – mit sich. Hinzu kommt die Tatsache, dass aufgrund des technischen Fortschritts und der stetig steigenden Ansprüche der Kunden immer mehr Produkte in immer kürzeren Zeitabständen das Licht der Welt erblicken. Und diese müssen nicht nur rasch, sondern auch kostengünstig sowie nach den neuesten Sicherheitsstandards produziert werden. Das ist aber noch nicht alles: Maschinen müssen heutzutage nicht mehr nur funktionieren, sondern auch optisch überzeugen. Im B2B-Bereich sind Anlagen und Maschinen mittlerweile Teil des Corporate Design und liefern wichtige Markenbotschaften an die Kunden. 

Und all das hat letztendlich dazu geführt, dass der Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland nach der Automobilindustrie der zweitgrößte Industriezweig mit mehr als einer Million Arbeitnehmern ist. Somit können Maschinenbauer in diesem Bereich ansetzen und analysieren, welche Marktlücke sie mit ihrer Geschäftsidee bedienen wollen.

Kostenlose Fotos zum Thema Techniker

Pixabay.com © RAEng_Publications Public Domain
Auf dem Weg von der Idee bis zur fertigen Maschine durchlaufen Unternehmen viele verschiedene Stationen – manche davon werden inhouse abgewickelt, für andere lohnt es sich, Partner mit ins Boot zu holen. 

Ideen sind die Rohdiamanten unserer Zeit 

Ein zentraler Bereich des Maschinen- und Anlagenbaus ist die Produktentwicklung, denn es ist jene Abteilung, in der Ideen reifen und zu greifbaren Innovationen werden. Und das sind im Grunde genommen die Rohdiamanten unserer Zeit. Denn in einer Welt, in der sich die technischen und logistischen Voraussetzungen aufgrund von Globalisierung und Digitalisierung von Land zu Land und Firma zu Firma immer mehr angleichen, sind es menschliche Ideen, die letztendlich den Unterschied machen. Kreative, leistungsfähige und kommunikative Entwicklungsingenieure sind daher gefragter denn je – solch unerlässliche Talente für die eigene Firma zu begeistern, sollte bei Start-ups daher ganz oben auf der Agenda stehen. 

Die Entwicklungsingenieure gestalten gewissermaßen die technologische Zukunft unserer Unternehmen – und damit unserer Gesellschaft. Und beeinflussen so auch maßgeblich Bereiche wie Forschung oder Nachhaltigkeit. Hierfür benötigen sie ein umfassendes Wissen über die Produktentwicklung, zu der Bereiche wie Entwicklungsmethodik, Simulation, Leichtbau, Werkstoff- oder Produktionskenntnisse zählen. Auch die Digitalisierung spielt hierbei eine essentielle Rolle, denn vieles davon ist mittlerweile rechnergestützt. Dadurch vernetzen sich die Teilbereiche Produktentwicklung, Fertigungsplanung und Produktion immer stärker und können heutzutage bereits mithilfe von Informationssystemen ganzheitlich digital abgebildet werden. De facto gibt es bereits Branchen, in denen Produktionsanlagen nur noch in Betrieb genommen werden, wenn sie vorher im Rechner abgesichert wurden. Dazu zählt etwa die Automobilindustrie. Und das ist wahrscheinlich erst der Anfang. Künftige Maschinenbauer müssen daher nicht nur in der Lage sein, stetig dazuzulernen und sich mit neuen Methoden anzufreunden, sondern auch vernetzt denken können sowie über ein hohes Maß an Teamfähigkeit verfügen. 

Von der Idee zur fertigen Maschine

Und wie sieht nun der Produktentwicklungsprozess im Maschinenbau genau aus? Nun, auf der Reise vom ersten gedanklichen Konzept hin zur fertigen Anlage, die in einer Produktionshalle steht, durchlaufen Unternehmen verschiedene Stationen. Manche davon werden inhouse abgewickelt, für andere lohnt es sich Partner mit ins Boot zu holen. Ein allgemeingültiges Erfolgsrezept gibt es nicht und so können Details von Betrieb zu Betrieb variieren. Außerdem können sich Phasen überschneiden. Grundsätzlich hat sich jedoch folgendes Schema bewährt:

  1. Ideenfindung: Zunächst wird die Problemstellung analysiert. Welches Problem liegt überhaupt vor und welche Möglichkeiten gibt es, es zu lösen? Ziel ist es, eine genaue Definition zu erarbeiten. Nicht selten kommt bereits eine Anforderungsliste hinzu und auch zeitlicher wie finanzieller Rahmen werden fixiert. All dies liefert die Basis für erste Ideen. Wer sich speziell bei der Ideenfindung schwer tut, kann hierfür externe Experten engagieren, die mithilfe verschiedener Techniken das kreative Potenzial einer Firma heben. Am Ende dieser Phase sollten Fragen wie die folgenden klar und in einem Satz beantwortet werden können:
  • Was ist die Produktidee?
  • Welchen Nutzen hat das Produkt?
  • Was ist das Besondere an diesem Produkt?
  1. Research: Es folgt eine profunde Analyse der Rahmenbedingungen. Dazu gehören: Marktsituation, Unternehmenssituation, Umfeldsituation, Wettbewerb und mögliche Patente. Es geht dabei nicht nur um mögliche Mitbewerber, sondern auch um die Machbarkeit. Und auch die Zielgruppe ist essentiell.  
  1. Konzept: Im nächsten Schritt wird ein konkretes Konzept ausgearbeitet, das auf den Ideen basiert und die wesentlichen Problemstellungen beinhaltet. Insbesondere technische und wirtschaftliche Kriterien werden hierbei berücksichtigt. Daneben spielt das Design – wie bereits erwähnt – eine wichtige Rolle. Es kann von Vorteil sein, sich in dieser Phase auf die Stärken in der Produktentwicklung zu konzentrieren und die Gehäuseentwicklung an einen Partner abzugeben. Darüber hinaus sind – je nach eigenem Wissensstand – weitere Experten gefragt, angefangen von Informatikern bis hin zu Profis in den Bereichen Betriebswirtschaft, Werkstoffwissenschaft oder Naturwissenschaft. Mit ihnen kann eng zusammengearbeitet werden, um das Beste aus einem Produkt herauszuholen. Grundsätzlich wird dabei zwischen Produktentwicklung und Produkttechnik unterschieden. Während sich die Produktentwickler zunächst konzeptionelle Ideen machen, ein Design entwickeln oder Überlegungen zu den Werkstoffen anstellen, prüfen und erweitern die Produkttechniker im nächsten Schritt die Produktionsskizze und stellen das Produkt schließlich fertig. Bevor es soweit ist, lohnt es sich, das fertige Konzept Brancheninsidern vorzulegen, um deren Feedback einzuholen
  1. Prototyping: Schließlich geht es ans Eingemachte, wenn man so will. Mit anderen Worten: Ein Prototyp entsteht, also ein greifbares Modell des zukünftigen Produkts. In dieser Phase ist es sinnvoll, mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, die sich auf die Erstellung von Modellen – zum Beispiel aus dem 3D-Druck – spezialisiert haben. So können sich insbesondere Start-ups auf andere wichtige Bereiche kümmern, wie die bevorstehende Markteinführung, das Marketing oder den Vertrieb. Abschließend sollte das Produkt umfangreich getestet werden.
  1. Sourcing: Beim Sourcing geht es darum, aus einem Prototyp bzw. einer Kleinserie eine Massenproduktion zu entwickeln. Grundsätzlich sind die Stückzahlen im Maschinen- und Anlagenbau zwar meistens geringer als bei Consumer-Produkten, dennoch ist eine genaue Planung wichtig, um die Kosten so gering wie möglich zu halten. Ein wesentlicher Bestandteil des Sourcings ist das Finden entsprechender Lieferanten für Rohstoffe und Komponenten. Darüber hinaus gilt es zu überlegen, welche Fertigungsbetriebe einen Teil bzw. den kompletten Bau übernehmen könnten und wie die Anlage zum Endkunden befördert werden soll. Hier bietet sich die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Logistiker an. 
  1. Markteinführung:  Wurden die ersten fünf Phasen erfolgreich absolviert, geht es darum, das Produkt richtig am Markt zu platzieren. Dafür ist eine entsprechende Marketing-Kampagne erforderlich. Denn das beste Produkt ist wenig hilfreich, wenn mögliche Kunden gar nicht wissen, dass es existiert. Hierbei kann eine Marketing-Agentur wertvolle Dienste leisten. Wer selbst bereits ein wenig Erfahrung im Marketing hat, kann auch nur einzelne Teilleistungen an Freelancer auslagern, die sich auf die jeweiligen Themen spezialisiert haben. 

Newsletter abonnieren