Bei vielen jungen Leuten hat das Auto als Statussymbol längst ausgedient. Besitz ist nicht mehr so wichtig. Gerade beim Thema Mobilität spielt die viel zitierte Share Economy eine wichtige Rolle. Eine Entwicklung, die die Automobilindustrie gehörig unter Zugzwang setzt.
Der Mobilitätsmarkt ist der Vorreiter der Share Economy – das zeigen die Forschungsergebnisse des Trendforschers Lars Thomsen, der sich seit vielen Jahren der Analyse des Mobilitätsmarkts der Zukunft widmet. „Mobil zu sein ist ein menschliches Grundbedürfnis und wird es auch weiterhin sein. Die Marktentwicklungen zeigen jedoch deutlich, dass Menschen nicht mehr besitzen wollen, sondern vor allem Zugang zu flexiblen Fortbewegungsmöglichkeiten möchten“, so Lars Thomsen. „Selbst diejenigen, die sich ein Auto leisten können, entscheiden sich bewusst gegen den Kauf. Sie bleiben durch Sharing-Angebote, wie das der Mitfahrplattform BlaBlaCar, aber dennoch mobil.“
Von 2014 auf 2015 wuchs die Zahl der registrierten Nutzer von Sharing-Angeboten in Deutschland um mehr als 37 %. Mitfahrgelegenheiten sind laut TNS Emnid Studie zur Share Economy aus Sicht der deutschen Verbraucher mit Abstand das bekannteste Beispiel unter den Sharing-Angeboten. 94 % der Deutschen kennen das Mitfahrprinzip, mehr als jeder Dritte hat es bereits genutzt.
„Der Trend zum Teilen statt Besitzen bringt große Automobilhersteller in Zugzwang. Die Automobilindustrie verzeichnet vor allem bei jüngeren Käuferschichten seit Jahren sinkende Verkaufszahlen“, fährt Thomsen fort. 2014 entfielen nur etwas mehr als ein Drittel der Automobilneuzulassungen auf private Halter – ein neuer Minusrekord. Das Interesse an der Mobilitätsvariante Mitfahrgelegenheiten wird dagegen immer größer: Mit einem Anstieg der Neuanmeldungen im ersten Halbjahr 2015 um 60 Prozent befindet sich der Marktführer BlaBlaCar hierzulande weiter im Wachstum. Im Mai 2015 vervierfachten sich während des Bahnstreiks sogar zeitweise die Zugriffszahlen auf die Webseite des aus Frankreich stammenden Unternehmens.
BlaBlaCar ist mit über 20 Millionen Mitgliedern die weltweit größte Mitfahr-App für Langstrecken. Monatlich nutzen mehr als 2 Millionen Menschen BlaBlaCar für die Organisation ihrer Reise mit dem Pkw und teilen sich dadurch die Fahrtkosten. Die Deutschlandzentrale des 2006 in Paris gegründeten Unternehmens befindet sich in Hamburg, weitere Standorte sind Budapest, Istanbul, London, Mailand, Madrid, Mexiko-City, Moskau, München, Neu-Delhi und Warschau,. Der Name ist Programm, denn mit den Profilangaben „Bla“, „BlaBla“ oder „BlaBlaBla“ können sich Mitglieder untereinander bereits vor Fahrtantritt signalisieren, wie gesprächsfreudig sie sind. In Deutschland ist BlaBlaCar im April 2013 gestartet.
Foto ganz oben: obs/BlaBlaCar