Bilderrechte sind im Internetzeitalter ein besonders heikles Thema. Fotografen können sich gegen die unbezahlte Verwendung ihrer Werke kaum schützen, Publisher sind sich oft nicht bewusst, dass sie gegen Urheberrechte verstoßen. Das Berliner Startup PhotoClaim will da Hilfe leisten. Wir haben mit den Gründerduo gesprochen.

Wer sind die Gründer von PhotoClaim?

Die Gründer von PhotoClaim sind Nico und Daria Trinkhaus. Nico ist seit 2012 professioneller Fotograf und hat IBWL an der Viadrina in Frankfurt (Oder) studiert. Vor PhotoClaim war er im Business Development in einem Berliner Startup (heute Thermondo) tätig.
Daria ist gebürtig aus Polen und lebe seit vier Jahren in Berlin. Vorher war sie am Project Development eines polnischen Ablegers von Sparwelt beteiligt.

Wie ist es zur Gründung von PhotoClaim gekommen – gab es vielleicht eine persönliche Erfahrung?

Nico: Da ich als Reisefotograf selbst von der Urheberrechtsproblematik in einem unglaublichen Umfang betroffen bin, war mir schnell klar, dass auch andere Fotografen dieses Problem haben. Nachdem ich mein erstes Bild verkauft hatte, habe ich zufällig gleich knapp 100 Urheberrechtsverletzungen im Internet festgestellt. Hiergegen wollte ich unbedingt vorgehen um den Wert meiner Bilder zu schützen. Da die Rechtslage in den einzelnen Ländern allerdings teilweise sehr unterschiedlich ist, hat man als Fotograf alleine kaum eine Chance. Daher war der Plan, meinen Kollegen ebenfalls zu helfen und gemeinsam mehr erreichen zu können.

Was genau leistet PhotoClaim?

Wir möchten Bilderklau stoppen. Und wir möchten, dass Fotografen unabhängig von finanziellen Möglichkeiten ihre Rechte wahrnehmen können. In Europa gibt es keine Strafen bei Urheberrechtsverletzungen, anders als zum Beispiel in den USA. Leider ist der Haken dort, dass die Registrierung der Fotos, die vorab erfolgen muss, extrem teuer ist. Viele Firmen nehmen daher Abmahnungen in Kauf und verhalten sich gemäß dem Prinzip: „Lieber eine Abmahnung bekommen als hundert Bilder kaufen“. PhotoClaim verfolgt und ahndet diese illegalen Urheberrechtsverletzungen bei kommerzieller Nutzung. Darüber hinaus sind wir die einzigen, die Foto-Fundstellen im Internet manuell filtern.

PhotoClaim Urheberrechtsverletzungen

Unser Team prüft, welche Nutzungen kommerziell sind und welche URLs zum Beispiel zu ein und demselben Fall gehören. Bei Wettbewerbern hätte ich 34.000 URLs zur Prüfung vorgelegt bekommen, bei uns muss ich lediglich 2.500 Fälle prüfen. Das ist eine Zeitersparnis von über 90% und alles andere ist für professionelle Fotografen nicht praktikabel. PhotoClaim liegt übrigens zu 100% in der Hand der Gründer, ein angefragter Einstieg eines Venture Capital Unternehmens wurde von uns abgelehnt. Wir möchten den Fotografen bestmöglich helfen und daher lieber Schritt für Schritt wachsen, statt leere Versprechungen zu machen.

Wir als Firma selber leben übrigens nur von unserer Gewinnbeteiligung. Es gibt bei uns keine Anmeldegebühren oder sonstige fixen Kosten.

Wie kann ich als Fotograf sicherstellen, dass meine Urheberrechte im Internet gewahrt bleiben?

Es gibt keine Möglichkeit, Bilderklau zu unterbinden. Man kann Wasserzeichen nutzen, Rechtsklicks verbieten, aber nichts schützt effektiv. Sobald die eigenen Bilder bei Google gelistet sind, werden sie auch geklaut. Nun möchte aber kein Fotograf seine Bilder nicht bei Google gelistet haben, da dies natürlich auch ein wichtiger Weg der Kundenakquise ist. Es bleibt letztlich nur die Möglichkeit, die Nutzung der eigenen Fotos im Internet zu überwachen und dann dagegen vorzugehen um die Werthaltigkeit des eigenen Portfolios zu sichern.

Wie kann ich als Publisher im Internet sicherstellen, dass ich keine Urheberrechte verletze?

Auch dies ist leider erstaunlich schwer. Nehmen wir folgendes Beispiel: Wir helfen einem Fotografen, dessen Foto geklaut und illegal bei Wikipedia hochgeladen wurde. Firmen nutzten nun dieses scheinbar lizenzfreie Bild – wurden dafür vom Fotografen aber nicht direkt autorisiert. Der Fotograf hat nun Ansprüche gegenüber diesen Firmen, welche den entstandenen Schaden nun wiederum geltend machen können, gegenüber dem, der das Bild auf Wikipedia hochgeladen hat. Publishern ist deswegen unbedingt zu empfehlen, Bilder direkt beim Fotografen oder bei Bildagenturen zu lizenzieren.

Vielen Dank für das Gespräch!

Bild ganz oben: Nico und Daria Trinkhaus / PhotoClaim



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