In der Höhle der Löwen konnten sich gestern vorgekochte Gourmetgerichte und per App gesteuerte Flugzeugmodelle durchsetzen. Keinen Erfolg hatten dagegen Haarentfernungsprodukte für Mensch und Hund, kalorienreiche Kekse, kuschelige Kissen und ein elektrisch betriebenes Einrad. Dafür kennen jetzt endgültig alle Jochen Schweizers liebste Redewendung.
Silvio und Maren Lubenow von Mind Cookies (Foto: VOX/Sony)
Nein, wie coole Berliner Hipster sehen sie nicht aus, die beiden Gründer von Mind Cookies, dafür geht Silvio Lubenow nach eigener Aussage als Rampensau durch. Zusammen mit seiner Frau Maren hat er einen Energiekeks entwickelt, den es in den Geschmacksrichtungen „active“ und „happy“ gibt. Allerlei gesunde Sachen sind da drin, Vitamine und Magnesium zum Beispiel, aber auch Koffein, und, Schock für die Löwen, eine ordentliche Menge Zucker, der ja inzwischen zum Schurken unter den Nahrungsmitteln geworden ist. Lencke Steiner schmecken die Kekse nicht, die anderen möchten in so ein böses Produkt, das unschuldige Verbraucher in die Irre führt, nicht investieren. Lediglich Vural Öger kann mit solchen moralischen Anwandlungen nichts anfangen und fragt nach konkreten Zahlen. Schließlich wird mit Cola auch Milliarden verdient, obwohl das kein Gesundheitstrunk ist. Als die beiden da allerdings herumeiern, ist auch er raus.
Ricardo E. Diaz und Marcus Läber von Dinnery (Foto: VOX/Sony)
Kulinarisch auf einem anderen Niveau bewegt sich Dinnery. Hier gibt es hochwertige Einzelgerichte oder ganze Menüs, die professionell vorgekocht, sorgfältig verpackt und dann verschickt werden, so dass Hobbyköche die Zutaten nur noch erwärmen müssen. Den Löwen schmeckt das Ergebnis ausgezeichnet, und Jochen Schweizer erkennt darin ein hoch relevantes Geschäftsmodell, dann in der Tat sind Lieferservices aller Art ein riesiger Markt, allerdings auch ein hart umkämpfter, auf dem nahezu im Wochentakt Wettbewerber auftauchen und wieder verschwinden. Trotzdem sehen Vural Öger und Lencke Steiner in Dinnery, das eine anspruchsvolle Zielgruppe bedient, großes Potenzial, und bieten 100.000 Euro für 26 %. Als auch noch Jochen Schweizer einsteigt, wird der Deal richtig rund. Hoffentlich verderben viele Investoren nicht den Brei.
Vera Sutterer, Wilfried Hahn und ihre zwei Hunde stellen die Hundebürste von Cofix vor. (Foto: VOX/Sony)
Kinder und Hunde gehen immer, das wissen alle Fernsehmacher, und auch die Gründer von Cofix sind auf den Hund gekommen und haben einen Staubsaugeraufsatz entwickelt, mit dem man den vierbeinigen Freunden Haare wegbürsten kann, die sonst die Wohnung verschmutzen würden. In vier Jahren konnte Cofix 5.000 Stück davon verkaufen. Zu wenig, finden die Löwen, die sich auch nicht vorstellen können, dass genug Nachfrage besteht, um daraus ein gewinnträchtiges Geschäft zu entwickeln. So bleibt nur die Gelegenheit für Jochen Schweizer eine seiner Lieblingsredewendungen zu gebrauchen, „Mit der Hand am Arm“, was wohl Bodenständigkeit und Pragmatismus ausdrücken soll.
Ein weiterer Begriff, den wir heute lernen: „Private Labeling“. Damit beschreibt Judith Williams Produkte, die von einem Unternehmen hergestellt und von mehreren anderen jeweils mit einem Markennamen versehen werden, ohne dass sonst eine nennenswerte Eigenleistung hinzugefügt wird. Dieses Prinzip gilt auch für die Haarentfernungsprodukte der Berlinerin Maryam Aygün von MaPeau. Dass der Versuch ihres Bruders, sich seiner Achselhaare mit MaPeau zu entledigen, nicht gerade überzeugend ausfällt, macht ihren Stand in der Höhle der Löwen nicht leichter. So wünschen die Investoren der Gründerin viel Glück, Geld haben sie nicht für sie. Dafür kann Vural Öger ein altes Hausmittel empfehlen: Zitrone, Zucker und Wasser irgendwie verkochen, „ging auch.“
Das Modell tobyrich.vegas kann man auf der Webseite von TobyRich vorbestellen.
TobyRich setzt sich aus den Namen der Gründer Tobias Dazenko und Ulrich Ditschler zusammen, die unter diesem Label Modellflugzeuge vertreiben. Und zwar solche, die sich ganz simpel per Smartphone fernsteuern lassen. 2014 haben sie bereits 17.000 davon verkauft. Es läuft also recht gut, und dass das Gerät Spaß macht, kann Frank Thelen gleich im Studio testen. Die Sache hat nur einen Haken: Bisher hat das Unternehmen nur Verluste eingefahren, und das Duo steht sogar mit mehr als einer Viertelmillion in der Kreide. Da gibt es also ein großes Loch zu stopfen, und das Produkt sei auch relativ leicht kopierbar, vermutet Thelen, was die Erfinder abstreiten. Trotzdem setzt sich am Ende anscheinend das Kind im Manne durch, und er will 350.000 Euro für sehr moderate 15 % Anteile investieren. Die Löwen sind heute halt rechte Schmusekätzchen, wie Judith Williams an anderer Stelle feststellt.
Yulia und Sebastian Donath von My Pillow Factory (Foto © VOX/Frank Hempel)
Zu Schmusekätzchen passen natürlich knuffige Kissen, wie sie My Pillow Factory zu bieten hat. Diese werden ganz nach den Wünschen der Kunden gestaltet, die erste Kreation der Unternehmensgeschiche sah aus wie ein Stück Sushi. Auch die Löwen bekommen individuelle Kissen, Jochen Schweizer etwa eines mit seinem Leitspruch „Mit der Hand am Arm“. Frank Thelen hat ein ähnliches Geschäftmodell schon vor zehn Jahren durchgezogen und zumindest gefühlte 16 Softwareentwickler gebraucht, um Fotos ordentlich auf den Stoff zu bekommen, während das Gründerehepaar Yulia und Sebastian Donath sich die Bilder per Mail von den Kunden schicken lässt und dann einfach auf die Kissen druckt. So leicht darf man es sich natürlich nicht machen, und überhaupt sehen die Löwen in My Pillow Factory eher ein Hobby als ein skalierbares Geschäft und sind raus.
Thomas und Shelley Ranke stellen vor den Löwen ihr Flyrad vor (Foto: VOX/Sony)
Auch ein schönes Hobby ist Inline Skating. Dem Tüftler Thomas Ranke war das irgendwann nicht mehr genug, und so erfand er das Flyrad, ein motorisiertes Einrad, welches man zusammen mit den Skates einsetzen soll. Lencke Steiner probiert das gleich aus und flitzt im Fernsehstudio herum. Aber will das auch die breite Masse? Die Löwen sind da skeptisch, und die bisherigen Verkaufszahlen – 19 Stück seit 2011 – machen nicht viel Hoffnung. Wie wir schon gesehen haben und er erneut bestätigt, liebt Frank Thelen Elektro-Gadgets, doch auch er glaubt nicht an das Flyrad. Zum Abschluss dieser Folge also kein Deal, aber ein Exemplar konnten die Rankes zumindest verkaufen: Jochen Schweizer spendiert Judith Williams ein solches Vehikel, wenn sie damit vier Wochen lang zur Arbeit fährt. Auf die entsprechenden Bilder sind wir gespannt!
Foto ganz oben © VOX/Bernd-Michael Maurer