Regelmäßig berichten die Gründerfreunde über die Gewinner des Schweizer Startup-Förderprogramms Venture Kick. Die neuesten Preisträger kommen aus für die Edgenossen typischen Branchen: IRsweep nutzt modernste Technik zur Identfizierung von Gefahrenstoffen, Advanon hat ein neues Finanzierungskonzept für Mittelständler entwickelt.
Photonik ist mit einem Umsatzvolumen von 250 Milliarden Euro zu einem der wichtigsten Innovationstreiber für die globale Wirtschaft geworden. Die Spektroskopie, ein Teilbereich der Photonik, bei der Stoffe mit Hilfe des Lichts analysiert werden, eignet sich ideal, gefährliche Substanzen möglichst schnell qualitativ und quantitativ zu bestimmen. IRsweep entwickelt einzigartige spektroskopische Sensoren, die effizient die Zusammensetzung von gasförmigen und flüssigen Stoffen analysieren und im Gegensatz zu bisherigen Methoden eine schnellere, zuverlässigere und vielseitigere Auswertung ermöglichen.
Das Team von IRsweep: Dr. Markus Geiser, Dr. Andreas Hugi und Dr. Markus Mangold
Die Innovation liegt in der Verwendung von mehrfarbigen und besonders präzisen Lasern. Damit ist die Technologie für zahlreiche Anwendungsgebiete in der Nahrungsmittel-, Öl- und Pharmaindustrie sowie für Sicherheitslösungen interessant. «Wir haben 2015 mit dem sogenannten „IRcell“ erste Produkte auf den Markt gebracht und können nun dank dem Venture Kick Gewinn die Kommerzialisierung unseres Spektroskopiesystems vorantreiben», sagt Dr. Markus Geiser, Mitgründer von IRsweep, über den Preis von insgesamt 130.000 Schweizer Franken. IRcell (Bild ganz oben) ist ein zylindrischer Sensor, der auf kleinsten Raum einen langezogenen Laserstrahl erzeugt, indem er ihn mehrfach reflektiert. Durch geringe Veränderungen des Einfallswinkels kann der Strahl beispielsweise 131 oder 399 Zentimeter lang werden.
Für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) ist kurzfristige Liquidität oft ein Problem. Ein Bankkredit ist dabei nicht immer die beste Wahl, alternative Finanzierungsformen können schneller und unkomplizierter zum Ziel führen. Das junge Zürcher Startup Advanon bringt seit Juli 2015 Investoren direkt mit Unternehmen auf einer Online-Plattform zusammen. Ziel ist es, KMUs innerhalb von 24 Stunden Zugang zu liquiden Mitteln durch die Vorfinanzierungen offener Rechnungen zu ermöglichen und Investoren eine attraktive Anlagemöglichkeit zu bieten.
Das Team von Advanon: Philip Kornmann, Stijn Pieper und Phil Lojacono
Mit diesem Geschäftsmodell konnte das Jungunternehmen eine erste Finanzierungsrunde und namhafte Partnerschaften mit Grossunternehmen abschliessen. Bereits im August 2015 wurde die Englische Botschaft auf die Online-Plattform aufmerksam und schlug den Gründern von Advanon vor, ihren Firmenstandort nach London zu verlegen: «Venture Kick hat uns nicht nur geholfen, unser Netzwerk zu vergrössern und namhafte Investoren mit an Bord zu holen, sondern wir konnten auch von vielen hilfreichen Tipps profitieren. Die Venture Kick Experten zeigten uns Schwachstellen auf und halfen uns bei deren Lösung. Ohne das Programm wären wir nicht da, wo wir heute sind», sagt Phil Lojacono, CEO des Jungunternehmens.
Seit dem Start von Venture Kick im September 2007 profitierten 403 Gründerprojekte von rund 16 Millionen Franken Startkapital. Die unterstützten Jungunternehmen haben ein Finanzierungsvolumen von über 700 Millionen Franken erhalten und bisher rund 3.500 hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen. Von den diesjährigen TOP 100 Startups der Schweiz starteten 54 ihre Unternehmerkarriere bei Venture Kick, darunter sieben in den TOP 10: L.E.S.S., Abionic, Flyability, Bcomp, QualySense, Glycemicon und Lunaphore.
Bei Venture Kick teilnahmeberechtigt sind Studierende, Forschende und Dozierende von Schweizer Hochschulen, welche mit ihrer innovativen Geschäftsidee eine Firma gründen wollen. Das Programm ist wettbewerbsorientiert: Monatlich bekommen acht Startup-Projekte die Chance, sich vor einer Jury zu präsentieren. Vier Gewinner erhalten je 10.000 Franken und qualifizieren sich drei Monate später für die zweite Runde. Dort gewinnen zwei Teams je 20.000 Franken. Diese machen in der dritten Runde sechs Monate später den Hauptpreis von 100‘000 Franken unter sich aus. Außerdem profitieren sie von Workshops und einem weitreichenden Netzwerk.