Weit über eine Million Apps sind mittlerweile auf dem Markt. Da ist es wahnsinnig schwer, nicht unterzugehen, es sei denn, man hat eine ausgesprochen gute Idee. Oder eine ausgesprochen dämliche, wie die Macher von Yo. Aber vielleicht ist gerade diese App ein Geniestreich des Jahres 2014.

Als Or Arbel und Moshe Hogeg ihre App nach einigen Widerständen ausgerechnet am 1. April 2014 auf den Markt brachten, waren sie sich wohl selbst nicht sicher, ob sie damit nicht bloß einen Aprilscherz gemacht hatten. Denn Yo, angeblich innerhalb von acht Stunden programmiert, kann eigentlich nichts, außer dieses eine Wort verbreiten: „Yo“, als Text- und Sprachnachricht. Was soll das, fragten sich viele, doch dann nahm die Sache Fahrt auf, und spätestens im Sommer machte Yo weltweit Schlagzeilen.

Amerikanische Szenegrößen wie Robert Scoble und Marc Andreessen setzten sich für die App ein, die Zahl der Kunden, die Yo zumindest runtergeladen hatten, überschritt die Millionenmarke, und schließlich machten auch Investoren einen insgesamt siebenstelligen Betrag locker. Experten blieben uneins, ob das bedeutete, dass der Markt mal wieder gehörig aus den Fugen geraten sei und sich eine bedrohliche Blase gebildet habe. Oder ob Yo, etwas üppiger ausgestattet und zu Ende gedacht, die Zukunft der reduzierten Kommunikation sein könnte, das nächste Twitter gar.

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Nachdem man sich nicht nur Spott und Parodien, sondern auch ernsthafter Hackerangriffen hatte erwehren müssen, wurde tatsächlich eine etwas erweiterte Version veröffentlicht. So können Anwender jetzt Profile mit Bild und Klarnamen erstellen, ihrer nach wie vor einsilbigen Botschaft Links hinzufügen und per Index-Funktion Webseiten markieren, von denen sie dann über Neuigkeiten mit einem „Yo“ informiert werden. Ähnlich funktioniert die Geschäftsidee, mit einer Kette wie Starbucks zu kooperieren; dem Kunden würde demnach per „Yo“ mitgeteilt, dass sein bestellter Kaffee jetzt fertig sei.

Inzwischen hat sich die Aufregung um Yo gelegt, auch wenn das Angebot zu Weihnachten kurzfristig drastisch ausgebaut wurde: Am 24. und 25. Dezember konnte man mit der App ein herzliches „Ho Ho Ho“ verschicken. Glaubt man der Selbstdarstellung des Unternehmens, ist eine solche Angebotserweiterung eigentlich gar nicht nötig, denn im Prinzip kann „Yo“ alles bedeuten, es kommt nur auf den Kontext an. Und vielleicht ist „Yo“ für die Generation Smartphone das, was „42“ in Douglas Adams‘ Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“ war: die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest. Wobei die Frage wohl erneut ziemlich ungenau gestellt worden ist.

Und für Fortgeschrittene: Yo Bitch

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Viele versuchten natürlich, von dem Yo-Hype zu profitieren.Das prominenteste Beispiel ist der amerikanische Schauspieler Aaron Paul, der in der preisgekrönten Serie „Breaking Bad“ den sympathischen Drogengangster Jesse Pinkman darstellt. Ein fast schon sprichwörtlicher Standardsatz dieser Figur lautet „Yo, bitch“, und das ist auch der Name der von Paul im Dezember veröffentlichten App fürs iPhone, oder zumindest fast, denn das böse Wort Bitch mag der iTunes-Store nicht, weshalb es dort YB oder Yo B*TCH heißt. Die Basisversion, in der natürlich der Meister selbst die geflügelten Worte spricht, ist kostenlos, für diverse Varianten, die alle auf „Bitch“ enden, sind 89 Cent fällig. Die Android-Version ist für 2015 geplant.

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