Am 22. und 23. Juni öffnete das Tempodrom in Berlin seine Tore für die NOAH Conference 2017. Auf drei Bühnen wurde präsentiert, diskutiert und informiert. Die Veranstaltung fand mit dem Ziel statt, Führungskräfte etablierter Unternehmen und junge Gründer aus der digitalen Branche zusammenzubringen. Entstehen sollte ein Forum für einen regen Austausch zwischen Investoren, Entrepreneuren und Pressevertretern aus ganz Europa. Natürlich dürfen die Gründerfreunde bei einem solchen Networking-Event nicht fehlen!

Tag 1 der NOAH – Von Einhörnern und großen Ideen

Gestartet ist die NOAH 2017 mit den Worten des CEO der Veranstaltung: Marco Rodzynek, selbst Investor und Entrepreneur. Ein kleiner Rückblick auf vergangene Events wurde gegeben und Investitionstrends der Start-Up Branche aus den letzten Jahren aufgezeigt. Besonders stolz war man auf die auf die „Digital Unicorns“ – Unternehmen mit einer Bewertung von über einer Milliarde Dollar – die an der Veranstaltung beteiligt waren. Im Eröffnungsvortrag wurde dazu aufgerufen sich mit anderen Teilnehmern der Veranstaltung auszutauschen und zu vernetzen.

Wir wären nicht die Gründerfreunde, wenn wir diesem Aufruf nicht folgen würden. Dank des großen Einsatzes der PR-Agentur Piabo, die sich um den gesamten öffentlichen Auftritt der NOAH kümmerte, konnten wir uns mit interessanten Interviewpartnern verabreden. Unteranderem unterhielten wir uns mit Dr. Josef Korte von bonify über den neuen Trend der Fin-Fitness und konnten mit Hannes Mehring von CrowdTV Wissen zum Influencer-Marketing austauschen. Die Interviews, die wir auf der NOAH geführt haben, findet ihr bald auf unserer Seite.

Natürlich haben wir uns die Vorträge, Diskussionen und Pitches auf den drei Bühnen des Tempodrom nicht entgehen lassen. Auf der Startup-Stage wechselten die SprecherInnen im sechs Minuten-Takt. Bei gefühlten 40 Grad Raumtemperatur kochen da schon mal die Gefühle hoch: Als ein Redner aufgefordert wurde, zum Ende zu kommen, zieht er sein Programm stoisch gegen alle Einsprüche durch – der Vorredner hätte ja auch überzogen. Beim Publikum kamen solche Ansprüche nicht gut an, alle hatten Durst und versuchten, sich mit dem Programm-Heft etwas Luft zu verschaffen. Immer wenn die ReferentInnen Statistiken und Studien in der PowerPoint aufploppen ließen, gingen die Smartphones hoch, um Bilder zu schießen.

NOAH Start-Up Vortrag Event

Im Eingangsbereich liefen unterdessen wilde Kicker-Turniere, aus bereitstehenden Kühlschränken wurden Biere weitergereicht, Hände geschüttelt, Umarmungen ausgetauscht. Man kennt sich.

Im Main Panel waren die Reihen nur spärlich besetzt. Wer Dr. Matthias Döpfner, CEO von Axel Springer oder Dr. Richard Lutz, CEO bei der Deutschen Bahn, zuhörte, genehmigte sich nebenbei schon mal das erste Bier, hing das Sakko über den Stuhl und legte die Beine hoch. Verhaltener Applaus, irgendwo fällt ein Weinglas um.

Dann kam Oliver Samwer, CEO von Rocket Internet, als letzter Redner des Tages auf die Bühne. Es wurde voller, die Smartphones weggesteckt, gespannte Ruhe. Aber schon nach drei Sätzen wurde klar: Auch da kommt heute kein neuer Impuls mehr, für den es sich zu sitzen lohnt. Viele gingen nach draußen, an die frische Luft. „Früher hat der sich hier aufs Sofa geworfen und einen auf Revoluzzer gemacht. Jetzt sitzt er da im Hemd und erzählt von seinen Kindern – das reißt doch keinen mehr vom Hocker“, so die Meinung eines Zuschauers.

Oliver Samwer NOAH Rocket Internet

Der erste Tag endete in einem Kicker-Tunier – inoffizielle „After-Show“ Partys fanden im unmittelbaren Umfeld des Events statt. So auch die Party von Pia Poppenreiter. Was unser Redakteur Georg dort erlebt habt, erfahrt ihr hier.

Tag 2 der NOAH – Von Luxus und Lebensmittelverschwendung

Der zweite Tag der NOAH wurde wieder von Marco Rodzynek eröffnet, der auch schon am ersten Tag des Events durch große Teile des Programms auf der Hauptbühne führte. Für die Gründerfreunde stand dieser Veranstaltungstag vor allem im Zeichen der Luxusgüter und Food-Trends.

Bei den Vorträgen zum Thema Fashion wurde deutlich, wie unterschiedlich die Bedürfnisse der Kunden sind, wenn es darum geht Kleidung online zu kaufen. Neben dem bekannten und verhältnismäßig wenig innovativen Ansatz von Zalando, stellten die Unternehmen Farfetch, Lyst, Outfittery und About You ihre Geschäftsmodelle vor.

Farfetch, der Anbieter mit der weltweit größten Auswahl an Luxusartikeln, legt den größten Wert auf den Lieferprozess. „Schnelle Lieferung ist, was unsere Kunden von allen Kriterien als am wichtigsten einstufen, noch vor Reichweite und Preis“, sagte CEO José Neves. In den neun wichtigsten Städten bietet Farfetch sogar die Lieferung noch am selben Tag an, wie Neves mit einem eindrucksvollen Video vorstellte. Daraufhin trat Chris Morton auf die Bühne, dessen Start-Up Lyst nach eigenen Angaben der weltweit größte Fashion-Store ist. Lyst möchte seine Kunden vor allem durch ausgeklügelte Algorithmen überzeugen, die den Kunden dabei helfen ganz bestimmte Kleidungsstücke ausfindig zu machen – laut Morton ist dies der größte Wettbewerbsvorteil.

Die beiden Fashion-Shops About You und Outfittery hingegen setzen ganz auf Personalisierung. Die Sammlung der dazu nötigen Daten fällt Outfittery dabei verhältnismäßig leicht. „Wir haben einen beinahe unfairen Vorteil, wenn es um die Menge an Daten geht, die wir von unseren Kunden erhalten, denn Outfittery-Nutzer machen im Schnitt über 200 persönliche Angaben, da sie wissen, dass sich ihr Shopping-Erlebnis so verbessert“, sagte Julia Bösch, CEO von Outfittery. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch About You, dass laut CEO Tarek Müller das am schnellsten wachsende E-Commerce Start-Up in Europa ist. Sogar das Logo des aufstrebenden Fashion-Shops passt sich dem Namen des Nutzers an und so wird aus About You „About Tarek“, wenn zum Beispiel der CEO persönlich einkauft. Personalisierung hat jedoch ihren Preis, wie es scheint, denn während Lyst gerade einmal sechs Euro Customer-Acquisition-Cost benötigt, sind es bei About You ganze 25 Euro.

Diskussion NOAH Theatre

Neben Fashion Start-Ups hatten diverse Unternehmen aus dem Bereich Online-Food-Delivery auf der Hauptbühne der NOAH die Gelegenheit ihre Geschäftsmodelle aneinander zu messen. Vertreter von Just Eat, 10bis, Takeaway.com und Delivery Hero nahmen dazu an einer zeitweise etwas zähen Podiumsdiskussion teil. Spannender war die Präsentation von Fabian Siegel, CEO von Marley Spoon, einem Start-Up, das seine Kunden mit frischen Kochboxen beliefert. In seinem Vortrag prangerte Siegel die globale Verschwendung von Lebensmitteln an und machte die Supermärkte für die Zerstörung unseres Planeten verantwortlich. „50 Prozent der Produkte in Supermärkten landen auf dem Müll“, sagte Siegel. Sein Unternehmen hingegen verschwende fast nichts, da die Kochboxen genau auf die Rezepte abgestimmt seien. „Im Vergleich zu einem Supermarkt, der 25.000 Produkte anbietet, müssen wir nur 100 Produkte einkaufen, wodurch nahezu nichts verschwendet wird“, so Siegel. Und mit diesem neuen Input endete die NOAH Conference 2017 für uns.

„Ich denke zwar jedes Mal, es lohnt sich nicht. Aber dann treffe ich doch viele alte Bekannte und lerne noch mehr neue Leute kennen“, so ein aus Zürich angereister Investor. So könnte man auch das Fazit der Gründerfreunde zu dieser Veranstaltung formulieren. Waren wir von den schnellen Wechseln auf der Start-Up Bühne überwiegend positiv überrascht, fehlte uns der Tiefgang der Themen auf der Hauptbühne, da hier die Beiträge meist auf 10 Minuten beschränkt wurden. Die große Stärke der NOAH Conference ist aber das Treffen von alten Bekannten und das Kennenlernen neuer kreativer Köpfe der digitalen Branche. Wir freuen uns auf das Networking im nächsten Jahr!

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