Clevver hat sich zum Ziel gesetzt, in fünf Jahren der One-Stop-Shop für „Internationalization as a Service“ zu sein. Für alle Unternehmen, die international tätig werden wollen, bietet Clevver digitale Lösungen. Gegründet wurde die Clevver GmbH 2013 von Sven Hecker und Christian Hemmrich. Der Unternehmenssitz ist in Berlin. Wir haben uns mit Sven Hecker über sein Unternehmen und weitere spannende Gründerthemen unterhalten.

GF: Erläutere unseren Lesern kurz, warum Ihr gegründet habt und was Ihr genau macht?

SH: Unsere Gründungsgeschichte ist gleichzeitig das Produkt, welches wir unseren Kunden anbieten: Mit einem anderen Unternehmen, dass wir vor Clevver gegründet haben, prägen wir individuelle Metallprodukte. Der Verkauf geht hauptsächlich in den militärischen Bereich. Und nachdem es gut in Deutschland, bzw. DACH funktioniert hat, wollten wir unsere Produkte auch gerne international verkaufen. Vor allem an die Royal Army in UK, da es einer der größten Märkte ist.

Wir haben einige Angebote als deutsches Unternehmen verschickt. Du kannst Dir vorstellen, dass die Royal Army aber selten Produkte von „Krauts“ kauft. Und lieber lokal ansässige Unternehmen supportet.

Wir suchten damals nach der Möglichkeit, günstig und schnell in UK eine Niederlassung zu gründen. Obwohl es viele Anbieter gibt – waren die Such- und Transaktionskosten recht hoch. Es gab einfach keinen Service, der uns aus einer Hand eine Adresse mit Postempfang und -digitalisierung, eine Telefonnummer und die Unternehmensgründung inkl. Bankkonto anbieten konnte. Wir haben diese Services einzeln bei unterschiedlichen Anbietern gebucht, und mussten zudem 3 Mal nach London fliegen. In Frankreich, in Italien und in Spanien das ganze Spiel jeweils von vorne.

Damit war die Idee für Clevver geboren: Der One-Stop-Shop für einfache und digitale Internationalisierung: „Internationalization as a service“. Auf den wichtigsten Märkten dieser Welt. Ach ja: Mit der eigenen Niederlassung klappte es dann auch mit dem Verkauf bei den Briten.

Eines unserer Produkte wurde im Rahmen einer Ehrung sogar an die Queen höchstpersönlich ausgehändigt.

GF: Warum habt Ihr Euch für den Bereich „Internationalisierung“ entschieden?

SH: Wie in unserer eigenen Geschichte beschrieben, viele Unternehmen müssen für den Verkauf Ihrer Produkte und Dienstleistungen lokal vor Ort sein oder wenigstens als lokal wahrgenommen werden. Hier spielt das Thema Vertrauen eine wichtige Rolle. Zudem gibt es viele Unternehmen in den Emerging Markets  (China, Brasilien, Afrika), die tolle Ideen und Produkte haben und diese auf den internationalen Märkten USA /Europa direkt verkaufen wollen.

Oftmals sind es kleinere und mittelständische Unternehmen, die für diese Expansion und den Markttest nicht immense Summen aufbringen können.

Dabei wächst die Welt aber zusammen und die Möglichkeit schnell in fremden Märkten aktiv zu sein, sollte wesentlich einfacher sein, als es heutzutage ist. Hier sehen wir großes Potenzial für unsere Idee „Clevver“. Aktuell können unsere Kunden virtuelle Geschäftsadressen an über 40 Standorten weltweit buchen (von New York, London, Berlin Moscow bis nach Hong Kong). In ganz naher Zukunft können weitere Services wie VoIP Telefonnummer, Übersetzungen und Unternehmensgründung von unseren Kunden gebucht werden.

GF: Ist Euer Start-up eigen- oder fremdfinanziert? Welche Vor- und Nachteile siehst Du in der Eigen-/Fremdfinanzierung?

SH: Seit der Gründung vor 4 Jahren bis zum Ende 2017 haben wir unser Unternehmen komplett selbst finanziert (Bootstrapping). Zum Ende 2017 haben wir eine Angel-Runde erfolgreich abgeschlossen.

Cornelius Boersch von Mountain Partners, „European Business Angel of the Year 2009“ und heute einer der anerkanntesten und aktivsten Business Angels Europas und Volker Rofalski von Heliad Partners sind als Angels ebenso dabei, wie Andreas Perreiter, Angel Investor mit mehrfachen internationalen Tech Beteiligungen und Cofounder der erfolgreichen Mobilfunkfirmen simyo in Deutschland und amaysim in Australien.

Sieben weitere nicht namentlich genannte Investoren haben sich angeschlossen. Es hat sich gezeigt, dass wir durch das Investment unser Wachstum beschleunigen konnten. Wir planen daher in diesem Jahr eine Series A Finanzierung abzuschließen.

GF: Für welche Unternehmensform hast Du/habt Ihr Euch entschieden und warum?

SH: Clevver ist eine GmbH. Diese Rechtsform genießt bei Partnern und Kunden in Deutschland aber vor allem im internationalen Geschäft einen guten Ruf.

GF: Im Rückblick: Würdest Du vom heutigen Wissenstand aus in der Gründungsphase etwas anders machen?

SH: Eine gute Frage. Ich denke eine der schwierigsten Aufgaben von Startups ist es, die besten Mitarbeiter für das eigene Unternehmen zu finden. Mitarbeiter, die für die Idee brennen und ihr Herzblut einbringen.

Bei dem enorm starken Wettbewerb um Mitarbeiter – gerade hier in Berlin – neigt man schnell dazu, sich zu schnell für einen Kandidaten zu entscheiden. Und wenn dieser dann nicht performt, dann hätte man sich im Nachhinein lieber ein wenig mehr Zeit bei der Auswahl nehmen sollen. Heute haben wir daher einen weitaus detailreicheren Auswahlprozess.

GF: Welche Tipps kannst Du anderen Gründern geben? Findest Du spezielle Tools besonders hilfreich? Wenn ja, welche und warum?

SH: Nehmt Euch Zeit, die richtigen Teammitglieder zu finden.

Feiert Erfolge, auch die kleinen. Setzt den Fokus schnell auf Sales.

Das tollste Produkt ist nichts wert, wenn es keinen Kunden gibt, der bereit ist dafür zu zahlen. Und baut Strukturen auf, die auch einem Wachstum Stand halten.

Dafür nutzen wir seit dem Start unseres Unternehmens ein gutes CRM (ZOHO CRM). Dies ist günstiger als Sales Force, bietet aber einen guten Funktionsumfang. Für die Entwicklung arbeiten wir mit dem Ticketsystem „Unfuddle“. Ebenso im Customer Service „Freshdesk“. Somit sind alle Bereiche seit Beginn gut strukturiert und können mit dem Wachstum Schritt halten.

GF: Der fulminante Aufstieg von Bitcoin ist ja gerade in aller Munde. Was hälst Du eigentlich vom Thema Bitcoins Blockchain, also der Architektur hinter der berühmten Kryptowährung?

SH: Blockchain hat das Potential, weltweit rechtliche Prozesse zwischen Staat und Unternehmen oder Privatpersonen sicher zu digitalisieren.

Dadurch würde „Internationalization as a Service“ für unsere Kunden noch einfacher digital funktionieren. Jeder könnte dann wirklich per Mausklick an jedem Ort der Erde vollkommen legal geschäftstätig sein. Daher verfolgen wir das Thema „Smart Contracts“ und denken auch, dies in unsere Prozesse zu integrieren.

GF: Wie schätzt Du die Chancen von Virtual Reality ein? Spielt das bei Deinem/Eurem Start-up eine Rolle?

SH: VR und AR haben das Potenzial, die Art und Weise, wie wir mit Technologie interagieren und diese nutzen, grundlegend zu verändern.

Als absoluter Tech Fan freue ich mich schon, wenn es neben technologischen Spezialanwendungen in Unternehmen auch bald nützliche VR Anwendungen für den Heimgebrauch geben wird. Aber für uns bei Clevver spielt dies keine Rolle.

GF: Zuguterletzt: Wo siehst Du Euer Start-up in 5 Jahren? Wo soll die Reise hingehen?

SH: In 5 Jahren sind wir der One-Stop-Shop für „Internationalization as a Service“. Wenn ein Unternehmen irgendwo auf der Welt geschäftsfähig werden will und eine lokale Präsenz eröffnen will – dann sollte Clevver die Marke sein, an die gedacht wird. So wie man Skype mit dem Bereich VoIP Telefonie oder Stripe mit internationalen Payments verbindet.

Auf unser Plattform findet der Kunde eine einfache, schnelle und digitale Internationalisierung für die interessantesten Märkte dieser Welt.

Und dies bei einem vertrauenswürdigen Partner.

GF: Wir bedanken uns für Deine Zeit und die ausführlichen Antworten!

Weitere Gründer-Interviews findet ihr bei Gruenderfreunde.de hier.

Titelbild: Die Clevver-Gründer Christian Hemmrich und Sven Hecker (v.l.n.r.)

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