Banking mit Freunden. Gemeinsam mehr Geld machen. Frag‘ die Community. Die Fidor Bank setzt auf das Gemeinschaftsgefühl. Als Deutschlands Vorreiter im digitalen Banking brach man mit dem unbeweglichen Modell herkömmlicher Banken und stellte den Kunden in den Fokus. Der CEO der Fidor Bank, Matthias Kröner, bemerkte früh, dass der Zeitgeist sich im Bankenwesen nicht zu reflektieren schien, auf seinem Blog schreibt er dazu:

„Während um uns herum Facebook, Twitter, Amazon, Ebay, iTunes, iPhone, Paypal (würde es Paypal heute geben, wenn die Banken nicht geschlafen hätten?) und vieles vieles mehr entstanden, tat sich bei den Banken nichts. So kamen wir zu der Überzeugung, dass diese Entwicklungen im Netz früher oder später auch das Retail-Banking betreffen und verändern werden.“

Was Hildegard mit Community Banking zu tun hat – Fidor CEO Matthias Kröner verrät es uns

Proud to be Fidor

Die Fidor Bank wollte den Trend nicht verschlafen und steht seit 2006 für ein innovatives Bankkonzept, im Zeichen der Social Economy. Als wir Matthias Kröner auf dem Satellite Event der Tech Open Air treffen, erleben wir einen sehr zugänglichen, freundlichen Münchner, der ein – Proud to be Fidor – Shirt trägt. Kröner gibt sich so zeitgemäß wie seine Bank: Wir sollten ihm eine Whatsapp Nachricht schicken, um einen Interview- Termin für den kommenden Tag auf der TOA zu vereinbaren. Unkompliziert und schnell, Adjektive die auch seine Bank für sich beansprucht. Kröner erzählt uns, wie wichtig es für ihn ist, eine Plattform zu schaffen, die seinen Kunden zu mehr Liquidität verhilft bzw. in der die Kunden sich untereinander zu mehr Geld verhelfen:

„Die Kunden tauschen sich gegenseitig aus und profitieren von den Fehlern anderer. Einen Fehler nicht zu machen, ist an sich schon eine veritable Ersparnis.

Dabei kann es sich um eine Versicherungspolice handeln, die Unsinn ist und im Schadensfall nicht zahlt, aber fleißig Beiträge kassiert oder einen Bankberater, der Kunden in unsinnige Anlagen treibt. Tauscht man sich aus, können diese Verluste vermieden werden.

Jedes Jahr entstehen am grauen Kapitelmarkt Verluste zwischen 30-40 Milliarden Euro, da kann der Austausch in der Community Abhilfe schaffen. Verluste passieren vor allem im Offline-Bereich. Mutti kann dem Vertreter auf dem Sofa aber schnell auf die Schliche kommen, wenn sie der Community ihren Fall schildert, „Ich hab hier einen Herr Koslowski sitzen, der bietet mir eine Anlage mit monatlich 7 % Zinsen an, ist das Betrug oder soll ich investieren?“ Die Community kann reagieren und z. B. sagen „Lass es, Hildegard!“ Hört sie auf die Community, hat Hildegard mehr Geld! So einfach ist das!“

Fidor: Bankberatung 2.0

Was Hildegard mit Community Banking zu tun hat – Fidor CEO Matthias Kröner verrät es uns

Wenn man genau hinsieht, handelt es sich bei dem Konzept eigentlich um eine Mischung traditioneller und moderner Werte. Die Gemeinschaft galt vor der Postmoderne weit mehr, über Geld sprach man jedoch eher nicht öffentlich. Auch Kröner vereint Tradition und Moderne in sich. Einerseits ist er als Fintech-Pionier – innovativ und nah am Puls der Zeit – andererseits vertritt er auch konservative Werte: „Wenn ich höre, dass Leute sich Kredite für Urlaube nehmen, frag ich mich schon. Da muss man sich eben vormittags an den See legen und nachmittags arbeiten gehen. Man hat noch nicht einmal etwas in der Hand bei einem Urlaub“, sagt Kröner und schüttelt mit dem Kopf.

Das dürften viele jüngere Menschen deutlich anders sehen, investiert man doch gerade heutzutage liebend gerne in Momente. Die Zielgruppe der Fidor Bank ist allerdings ohnehin nicht blutjung, sondern eher Mitte 30 und schon etwas vermögender. Das Fidor Konto ist hier attraktiv, weil man alles in einem Konto verwalten kann: Sparbrief, Wertpapiere etc. Die Mehrzahl der Kunden verfügt über mehr Sichteinlagen pro Konto als der normale Kunde. Richtet sich die Fidor also besonders an wohlhabendere Kunden? Kröner verneint, wobei natürlich jede Bank wohlhabende Kunden schätzt, da ist auch die Digitalbank keine Ausnahme, allerdings gibt der Fidor Chef zu Bedenken: „Eines der größten Vorurteile ist, dass ich nur weil ich kein Geld habe, ich mir um Geld auch keine Gedanken machen muss. Gerade wenn ich keins habe, sollte ich mir Gedanken darüber machen, denn sonst führt es nur dazu, dass ich nie welches haben werde.“ Auch hier soll die Community Hilfestellung leisten. Die Menschen sollen sich frühzeitig Gedanken machen. Kröner zitiert Rockefeller: „Es ist besser eine Stunde über Geld nachzudenken, als eine Woche dafür zu arbeiten.“

Der Cash Coach: digitaler Berater aus der Hosentasche

Das Fidor Forum, das zum konzeptionellen Nachdenken über Geld anregen soll, ist allerdings nicht nur für Kunden offen, sondern für jedermann. Die Open DNA der Fidor zeigt sich daran, dass die Bank insgesamt 200.000 Kunden hat, das Forum allerdings 500.000 User. Die Fidor will praktische Lebenshilfe vermitteln, großflächig einen konzeptionelleren Umgang mit Geld propagieren: Der digitale Bankberater aus der Hosentasche sein. Aber nicht nach dem klassischen Prinzip des Upselling wie viele Banken, „die Kundendaten nicht verstehen und dem McDonalds Kunden einen Burger King Voucher anbieten. Diesen Weg gehen wir nicht.“

Eines der größten Vorurteile ist, dass ich nur weil ich kein Geld habe, ich mir um Geld auch keine Gedanken machen muss.

Man will nah am Kunden sein, das individuelle Kaufverhalten verstehen und Hilfestellung leisten. Kann ich diesen Tisch kaufen? Ist ein Urlaub drin? Das Konto mit integriertem Budgetplaner. Bevormunden möchte man nicht, eher den Weg zur finanziellen Unabhängigkeit ebnen. Der CEO steht dabei absolut hinter seinem Konzept und erzählt leidenschaftlich vom Community-Aspekt und den Möglichkeiten, die damit einhergehen.

Internet und Fintech – not the same thing

Investoren gegenüber ist er schon skeptischer. Er betont immer wieder, dass diese gut gewählt sein wollen, denn so manch gute Idee sei an schlechten Aktionären gescheitert. Zudem ziehe der Investor häufig einfach weiter und der Unternehmer müsse den Brand alleine löschen. Man dürfe sich nicht reintreiben lassen. Gerade im Bereich Fintech gäbe es viele, die sich mit der Materie nicht auskennen:

„Die sehen, dass da Geld fließt. Ich kann mir vorstellen, dass viele Angst haben, etwas zu verpassen. Die kommen aus der Internet-Denke, nach dem Motto: Internet und Fintech – same thing. Der regulative Impact wird einfach unterschätzt. Fintech funktioniert nicht wie E-Commerce, Stichwort:  „low barriers of entry“ – schnell rein, hochziehen und verkaufen. Das ist die typische Investoren-Haltung. Viele Manager lassen sich da zu sehr treiben. Schnelles Wachstum im Fintech-Bereich birgt ein hohes Risiko, dann explodiert alles und der Investor ist weg.“

Man merkt, dass Matthias Kröner sich von niemandem zu etwas treiben lässt, der FC Bayern Fan behält das Zepter selbst in der Hand, auch wenn die Bank von der Bankengruppe BPCE übernommen wurde, gibt Kröner noch immer die Richtung vor. Der Mann ist selbstbewusst, aber nicht arrogant. Er betreibt einen eigenen Blog, hat ein Buch geschrieben und eine zukunftsweisende Bank aufgebaut, dennoch hat er sich ein Maß an Bescheidenheit bewahrt. Auf der „Über Mich“ Seite seines Blogs erzählt er seine Geschichte und bittet am Ende darum, dass man seine vermeintlich subjektive Sicht auf die Dinge korrigieren bzw. ergänzen möge. Viele positive Kommentare, die vom „Lieblingskonkurrenten“ sprechen, dem Boss Ehrerbietung zollen und schmunzelnd auf alte Zeiten zurückblicken, zeigen, dass Kröner alles andere als ein Einzelgänger ist und seine Leidenschaft für Peer-2-Peer und Community Banking auch der eigenen extrovertierten Ader entstammt.

Viele Manager lassen sich vom Investor zu sehr treiben. Schnelles Wachstum im Fintech Bereich birgt ein hohes Risiko, dann explodiert alles und der Investor ist weg.“

Während wir sprechen, klingelt die ganze Zeit Kröners Handy, man erwartet ihn auf der Innovation Stage.

Was Hildegard mit Community Banking zu tun hat – Fidor CEO Matthias Kröner verrät es uns

Auch das TOA Publikum möchte schließlich hören, was der gefragte Banker zu sagen hat. Wir stellen eine unserer platteren Fragen, die man Münchnern nun mal stellt, die nach dem Oktoberfest. MK (wie er in der Branche genannt wird) entgegnet: „Ich war einmal als Table Captain da, am Ende habe ich mich gefragt, was ich da eigentlich gemacht habe und wenn ich mir diese Frage nicht beantworten kann, dann gehe ich auch kein zweites Mal hin.“ Kröner lächelt und entschwindet auf die Bühne. Bei seinem Vortrag ist es laut im Haus of Tech, er muss trotz Mikro fast schreien. Am Ende geht er von der Bühne und sagt: „Das müsst ihr nächstes Jahr echt anders lösen, das macht so keinen Sinn.“ Recht so, MK – konstruktives Feedback hat noch nie geschadet.

Beitragsbild: Stefan Hobmaier

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