Die “Süddeutsche Zeitung” kaufte gerade SAAL ZWEI, das Online-Business-Magazin für Frauen von Stefanie Bilen und Nicole Mai. Zukünftig startet das Magazin als SZ-Ableger von Plan W crossmedial neu durch – dem Wirtschaftsmagazin, das Frauen anspricht und verzahnt. Mit Gründerfreunde sprach Stefanie Bilen über Frauen in Führungspositionen und erklärt, warum Frauen nach wie vor zu selten den Mut aufbringen, als Gründerin durchzustarten.
In Führungspositionen, Vorstands- und Aufsichtsratsetagen sind Frauen nach wie vor unterrepräsentiert – und auch in der Gründerszene. Es entscheiden sich viel weniger Frauen als Männer für ein eigenes Business. Warum eigentlich?
Stefanie Bilen:
Weil die Vorbilder fehlen! In Familienunternehmen war es über Generationen so, dass nur ein männlicher Erbe das Geschäft fortführen sollte. Das ändert sich seit einer Weile – und es wird höchste Zeit. Denn wäre es nicht fatal, wenn ein Unternehmen aufgegeben wird, nur weil kein männlicher Erbe vorhanden ist?
Erfreulicherweise steigt auch der Anteil der Gründerinnen laut KfW-Gründungsmonitor. Ich finde es enorm wichtig, erfolgreiche bzw. innovative Unternehmerinnen und Geschäftsführerinnen sichtbar zu machen. In den Medien, auf der Bühne von Kongressen und Events, an Hochschulen und Schulen: Die Wirkung sog. Role Models ist immens, davon bin ich überzeugt. Ich glaube an den Satz: „You can’t be what you don’t see.“
Warum sollten sich Frauen viel häufiger für die Selbstständigkeit entscheiden?
Stefanie Bilen:
Weil sie selbstbestimmt arbeiten, Verantwortung übernehmen und etwas schaffen und kreieren können – so wie sie es sich vorstellen. Gründerinnen und Unternehmerinnen erhalten Zugang zu Entscheidern, Ressourcen und Netzwerken, wie es im Angestelltenverhältnis selten der Fall ist. Die Selbstständigkeit ist zeitintensiv, aber sie bringt eine Reihe von Freiheiten mit sich.
In Ihren Seminaren und Veranstaltungen kommen Sie mit einigen Gründerinnen ins Gespräch. Welche Bedenken und unbegründete Selbstzweifel begegnen Ihnen am häufigsten?
Stefanie Bilen:
Viele können sich gar nicht vorstellen, was es bedeutet, ein Unternehmen zu gründen. Sie sehen die Verantwortung, die Risiken und blenden dabei die enormen Chancen aus. Statt zu fragen „Was kann ich erreichen?“, haben sie eher Angst und stellen „Was kann ich verlieren?“ in den Vordergrund. Das hängt sicherlich auch in der Erziehung von Mädchen begründet: Sie sollen zurückhaltend und bescheiden sein und mit guten Marnieren punkten. Bei den Jungen wird es hingegen eher akzeptiert, dass sie großspurig daherkommen und das Wort für andere ergreifen. Solche Eigenschaften helfen bei der Gründung: Mutig zu sein, groß zu denken und Dinge zuzusagen, ohne dass man genau weiß, wie man sie erreicht.
Welchen Tipp würden Sie aus heutiger Sicht diesen Gründerinnen mit auf den Weg geben?
Stefanie Bilen:
Genau die oben genannten Punkte: Seid mutig, verliert euch nicht in Details und macht das, wofür Ihr brennt. Dass es dabei einen soliden Business Plan gibt und dass die Finanzierung für den Anfang gesichert ist, setze ich voraus. Sucht euch Mentoren, gründet einen Beirat und sprecht über das, was ihr tut. Mit den Medien, im eigenen Blog, auf Konferenzen. Damit relevante Entscheider auf euch aufmerksam werden.
Sie haben gerade eine große Etappe gemeistert und SAAL ZWEI an die Süddeutsche verkauft. Welche Pläne und Ziele haben Sie für die kommenden Monate?
Stefanie Bilen:
Ich werde weiter an Bord bleiben, meine Erfahrungen im Aufbau einer Community einbringen und die Geschäftsfeldentwicklung von PLAN W vorantreiben. Meine Co-Gründerin Nicole Mai, die inzwischen als Headhunter bei Dwight Cribb tätig ist, wird beratend unterstützen. Wir freuen uns auf die spannende Zeit. Weil wir damit wieder Neuland betreten, diesmal gemeinsam mit einem starken Partner.