Geschafft. Plötzlich rollt das Startup an, erste Erfolge sind vollbracht und so langsam füllen sich die frisch bezogenen Räume mit eigenen Mitarbeitern. Das heißt, Ihr seid nicht mehr nur Gründer. Die neue Rolle ist die des Chefs. Fantastisch! Denn das heißt auch: Eurer Handlungsrahmen wächst. Ihr könnt mit noch mehr Power, noch mehr Man-Power, Eure Ziele verfolgen. Ihr habt nun echten Support. Ein ganzes Team. Wer nicht mehr nur sein eigener Chef ist, hat allerdings auch Verantwortung. Ihr müsst nicht mehr nur für Eure eigene Arbeit gerade stehen, sondern auch für die Eurer Mitarbeiter. Ihr müsst ihre Sorgen sehen, Konflikte lösen, Strukturen schaffen und eine gemeinsame Basis finden. Wie Ihr Euer Team bestmöglich führt und was gute Personalführung ausmacht: Diese fünf kurzen Tipps sorgen für Motivation und Teamspirit.

  1. Tanzbereiche klären

Ihr kennt das sicher aus eigener Erfahrung. Die meisten Streitigkeiten entstehen aus Kleinigkeiten. Besonders oft aber dann, wenn Spielregeln und Zuständigkeiten nicht klar verteilt sind. Wer darf wem was sagen? Welche Abstimmungen sind nötig? Wenn das nicht geklärt ist, entstehen schnell Frust und unnötige Konkurrenzkämpfe. Gerade in kleinen Teams sollten zu Beginn ganz klare Absprachen stattfinden, um die Zusammenarbeit harmonisch zu gestalten.  Dazu gehören auch, Umgangsregeln aufzustellen und so ein Arbeitsverhältnis auf Augenhöhe zu ermöglichen. Gerade bei geringer Erfahrung in Punkto Personalführung sind Teamtage mit externen Coaches eine gute Lösung, um gleich zu Beginn gemeinsam perfekt durchzustarten.

  1. Fehler passieren – Ihr könnt gemeinsam daraus lernen

Trial and Error beinhaltet meist mühevolles Testen. Die Erfolgsaussicht von Versuch und Irrtum ist ebenso hoch wie das Risiko Fehler oder schlechte Erfahrungen zu machen. Fehler gehören aber auch zum Joballtag – und gerade in Startups sollte die Fehler-Kultur entspannter sein. Wenn Du ein guter Vorgesetzter sein möchtest, beherzigst du das Prinzip. Im Zweifel frag lieber nach, warum ein Teammitglied gerade diese eine Entscheidung getroffen hat. Auch wenn Dein Mitarbeiter keine passende Antwort parat hat, ist es wichtig und zielführend nachzufragen: So zeigst Du Dein Interesse an einer gemeinsamen Lösung und gibst allen Beteiligten die Möglichkeit, das Geschehene zu reflektieren – und damit neue, bessere Lösungsansätze zu finden. Gemeinsames Lernen aus Fehlern hilft schließlich allen.

  1. Diversity nutzen: Das Riemann-Thomann-Modell

Wenn die Teammitglieder schöne Aufgaben bekommen, ist alles gut – doch wehe, wenn nicht. Wenn die Aufgabenbereiche nicht klar abgesteckt sind, entstehen ganz schnell Hakeleien. Oder – noch blöder – die Aufgaben bleiben einfach liegen. Einige Coaches raten dazu, nicht Aufgaben zu verteilen, sondern Rollen: ausgehend vom Riemann-Thomann-Modell, mit dem man die Charaktere und Neigungen von Menschen entschlüsseln kann. Der eine ist besonders kreativ, der andere eher gründlich und gewissenhaft, oder besonders aufgeschlossen und offen. Diversity Winns! Erfolgreiche Teams setzen sich aus möglichst unterschiedlichen Personen zusammen und das solltest du als Vorgesetzter nutzen. Wenn man dann auch noch herausfindet, wie jedes Teammitglied denkt und handelt, ergänzen sie sich optimal. Und es lassen sich so auch viele Missverständnisse vermeiden.

  1. Mitarbeiter mitreden lassen

Wer seine Angestellten bevormundet, hat meistens schlechte Karten. Bei allen Projekten, bei denen das Team zusammen performt, sollte es daher ein gehöriges Mitspracherecht haben. Dazu gehört auch Gelegenheiten zu schaffen, damit alle beispielsweise Modifizierungsvorschläge anbringen können, ihre Kritik und Besorgnis äußern können, oder Bedenken bei möglichen Problemen  unbefangen ansprechen. Die Perspektive der Mitarbeiter, die direkt mit einem Problem oder einem bestimmten Arbeitsablauf zu tun haben, ist wertvoll und wichtig, daher solltet Ihr sie, ihre Meinungen und Erfahrungen ernst nehmen und sogar eingefordern. Wer von seinem Team dagegen Dienst nach Vorschrift verlangt, kann auch nur genau damit rechnen.

  1. So simpel: Nett sein hilft!

Die Lobesrede auf das Team bei der Weihnachtsfeier ist ja gut und schön – aber sie reicht nicht! Gute Chefs kennen ihr Team. Sie wissen, wer verheiratet ist, wer wegen der Kinder nachmittags früher geht und wer am Wochenende auf dem Surfbrett oder dem Fußballplatz steht. Sichtbarkeit und Wertschätzung fangen aber schon mit kleinen netten Gesten an. Beispielsweise damit, alle Mitarbeiter kleinerer Teams täglich mit Namen zu grüßen und kurz zu fragen, wie es denn so geht. Wie unglaublich motivierend es ist, wenn der Chef neben dem herzlichen Guten Morgen ein paar Worte mehr parat hat und Interesse an der Person zeigt ist gar nicht genug zu betonen. Wenn dann auch noch ein ernst gemeintes Lob dazukommt, ist die Wertschätzung perfekt rüber gebracht. Denn dann schätzt der Chef nicht nur die Arbeit, sondern auch die Person. Wenn der Anklang und die Achtung der Mitarbeiterleistung hingegen nicht wahrnehmbar ist, sind die jungen Teammitglieder auch ganz schnell wieder weg. Beinahe jeder fünfte Angestellte gibt laut der jährlichen Gallup-Studie wegen fehlender Achtung schnell wieder auf oder gibt an bereits innerlich gekündigt zu haben.

Die Alternative: einfach kein Chef sein

Oder man macht es wie Nicolaj Armbrust und Sebastian Mastalka. Die Gründer von „traum-ferienwohnungen.de“ arbeiten heute komplett ohne Hierarchien – ohne einen Chef, ohne Abteilungsleiter, ohne Teamleiter. Seit einem Jahr gibt es bei dem Ferienportal keine Chefs mehr und die Gründer fahren ausgesprochen gut damit. Seitdem sie diesen radikalen Schritt angegangen sind und alle leitenden Positionen abgeschafft haben – und übrigens auch alle Fachabteilungen – funktionieren die oben beschriebenen Tipps wie von selbst.

Das Team entscheidet gemeinsam

Wichtige Entscheidungen, die das Unternehmen betreffen, beschließen alle gemeinsam. Und anders als noch vor einem Jahr, kennen sich die Mitarbeiter untereinander viel besser, da sie nun nicht mehr in verschiedenen Abteilungen arbeiten.

Absolutes Tohuwabohu? Fehlanzeige

Das zu erwartende Chaos blieb aus. Doch kann das auf lange Sicht gut gehen? Ja, kann es! Schon seit vierzehn Jahren arbeitet beispielsweise der Hamburger Getränke-Produzent „Premium“ komplett ohne Chefs. Alle Entscheidungen werden auch dort von den Mitarbeitern, Partnern und sogar den Kunden gemeinsam getroffen – und auch der Stundenlohn ist bei allen Mitarbeitern gleich.

Gründerfreunde statt Hierarchien

Die Beispiele zeigen, dass es auch ohne althergebrachte Firmenstrukturen klappen kann und es ist genau das, was Startup und ihre Teams nach vorne bringen kann. Das belegen auch Umfragen des Kienbaum-Instituts: die Generation Y – also vor allem junge Teams, deren Mitglieder die zwischen 1980 und 1999 geboren wurden –  hat mit althergebrachten Strukturen wenig am Hut. Wesentlich wichtiger ist hier Work-Life-Balance.  Für das junge Team soll der Job erfüllend sein und vor allem Spaß machen. Kollegen sind gleichzeitig Freunde und bestenfalls gehört dazu auch der Gründer selbst. Das kann klappen, wenn  alle hinter den flachen Strukturen stehen.

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