Was werden die Trends 2016 vor allem in der Fintech-Szene sein? Michael Kent und Marta Krupinska trauen sich einen Ausblick zu. Die zwei Gründer des Fintech-Startups Azimo, mit dessen Hilfe man Geld günstig und einfach ins Ausland versenden kann, sehen insgesamt sechs grundlegende Trends aufkommen und erklären, welche Auswirkungen diese auf die Gesellschaft und die Wirtschaft haben werden.
Wir beginnen mit den Vorhersagen des CEOs von Azimo, Michael Kent:
1) Technologie wird unser Verhältnis zum Geld verändern
In diesem Jahr werden wir einen Machtwechsel erleben: Weg von den Finanzriesen und Banken hin zum Konsumenten. Versteckte Kosten, wucherische Wechselkurse, schlechter Kundenservice und wenig Auswahl werden der Vergangenheit angehören, da die Kontrolle über das Geld zurück zum Konsumenten kommt. Dieser Wandel wird durch reine Digitalbanken, die den Menschen im Mittelpunkt haben, vorangetrieben. Dazu gehören Unternehmen wie Tandem oder Atom und auch mobile Zahlungsanbieter wie Zapp. Neue Technologien demokratisieren die Welt der Finanzdienstleistungen und zwingen etablierte Banken und Finanzunternehmen ihr Geschäftsmodell zu überdenken.
2) Eine Bitcoin/Blockchain-Strategie wird zum Muss
Vor fünf Jahren brauchte jedes Unternehmen eine Strategie fürs mobile Zeitalter. Vor zehn Jahren war es noch die Strategie fürs Internet-Zeitalter. Dieses Jahr wird jedes Finanzunternehmen – egal ob im Privat- oder Geschäftskundenbereich – eine Bitcoin/Blockchain-Strategie brauchen. Die Akzeptanz der digitalen Währung wird bei Regierungen und den Aufsichtsbehörden steigen, was man in der EU an der Mehrwertsteuerbefreiung erkennen kann. Natürlich wird dieses Jahr der Einfluss von Bitcoins/Blockchain noch nicht das Kerngeschäft treffen – und auch nicht nächstes Jahr. Doch einen Plan sollte man haben, bevor der Wandel kommt. Wie in jeder Tech-Revolution verändert sich das Spiel nämlich rapide und meist schneller als gedacht.
3) Smartphones werden die finanzielle Inklusion vorantreiben
Schauen wir uns mal die Flüchtlingskrise in Europa an. Welcher Gegenstand steht in der Gepäckliste an erster Stelle? Das Smartphone. Die Flüchtlinge brauchen es, um mit ihrer Familie mittels sozialer Netzwerke und Messaging Diensten in Kontakt zu bleiben, Kartendienste zu nutzen und ihr Geld weit weg von zuhause zu verwalten. Das Smartphone ist auch längst kein Luxusprodukt mehr – dieses Jahr werden wir Android-Modelle sehen, die nur 30 bis 50 Dollar kosten. Verbunden mit zwei Milliarden Erwachsenen ohne Bankkonto, bedeutet dies einen rapiden Anstieg des mobilen Bankings und eine Verdrängung etablierter Player. Die finanzielle Inklusion wird so schnell voranschreiten wie noch nie.
Michael Kent ist ein Serienunternehmer, der im vergangenen Jahrzehnt zahlreiche Finanzdienstleister erfolgreich aufgebaut hat. Im Jahr 2012 gründete er Azimo, um mit mobilen, digitalen und sozialen Lösungen den internationalen Geldtransfer-Markt zu verändern und traditionelle Anbieter herauszufordern.
Und das sind die Vorhersagen der Co-Gründerin von Azimo, Marta Krupinska:
4) Mobile 3.0 kommt an
Menschen werden immer öfter mit ihrem Smartphone bezahlen, was schnellere Bezahlungen an der Kasse ermöglicht, die Transaktionskosten senkt und den Fokus zurück auf den Kundenservice lenkt anstatt auf den Bezahlprozess. Apple Pay und Zapp haben dies in Großbritannien bereits zur Realität werden lassen, und 2016 wird das Bezahlen mit dem Smartphobe – mobile 3.0 – endlich zur Norm. Und dabei geht es nicht nur um innovatives Bezahlen, sondern um die Möglichkeiten für den Kunden, der mit Geld umgehen kann, wie er es möchte – sei es das Bezahlen mit dem Smartphone im Drogeriemarkt bei vergessenem Portemonnaie oder das Versenden von Geld an Verwandte im Ausland.
5) Tech für einen guten Zweck
Die Flüchtlingskrise in Europa hat eine Diskussion in der Tech-Szene ins Rollen gebracht, bei der es darum geht, dass die Tech-Branche sich zu sehr auf das Lösen von Luxusproblemen („first world problems“) fokussiert und weniger auf die wahren Krisen unserer Gesellschaft. Der Ruf wurde gehört und hat zahlreiche Startups und Initiativen hervorgebracht wie GeeCycle und Techfugees. Dieses Jahr werden die Lichtblicke der Tech-Welt nicht die neuesten Drohnen oder aufgerüsteten Smartphones sein, sondern Lösungen für die Alltagsprobleme normaler Menschen. Vielleicht ein Airbnb für Obdachlose?
6) Frauen steigen in der (Fin)tech-Branche auf
Bei jeder Fintech-Konferenz, die ich besuche, treffe ich immer wieder die gleichen Frauen. Zwar ist es schön, sie auf der Bühne zu sehen, doch der Gesamteindruck bleibt: Es sind immer noch zu wenige. Es ist bewiesen, dass von Frauen geführte Tech-Unternehmen effizienter im Einsatz von Kapital sind und einen um 35 Prozent höheren „Return on Investment“ einfahren. Deshalb glaube ich, dass wir 2016 einen Anstieg der Frauenquote in der Fintech-Branche erleben werden, die mittlerweile zu einem Multi-Milliarden-Markt geworden ist. Ich sehe, wie mehr Frauen am Entscheidungstisch sitzen und die künftigen Generationen von Männern und Frauen führen, die die Vielfalt bevorzugen. Wie würde unsere Branche dann wohl aussehen?
Marta Krupinska ist eine leidenschaftliche Unternehmerin und eine passionierte Vorreiterin für Vielfalt in der Fintech-Branche. Krupinska erfuhr am eigenen Leib wie schwer es als polnischer Expat ist, Geld an Familie und Freunde im Heimatland zu versenden. Aus diesem Grund schloss sie sich 2012 CEO Michael Kent und CTO Marek Wawro an, um gemeinsam mit ihnen Azimo aus der Taufe zu heben.