Ihr baut euer Startup auf, stellt ein Team zusammen – und plötzlich steht das Thema Kündigung und Abfindung im Raum. Gerade in der dynamischen Gründerszene ist es entscheidend, zu wissen, was bei Abfindungen auf euch zukommen kann. Denn Fehler hier können teuer werden und euch unter Umständen das Wachstum kosten.

In diesem Artikel erklären wir euch, was ihr als Gründer über Abfindungen wissen müsst, worauf ihr 2025 besonders achten solltet und wie ihr klug handelt, um euer Unternehmen zu schützen.

Abfindung 2025: Das sollten Startup-Gründer unbedingt beachten

Abfindungen sind in Deutschland kein gesetzlicher Automatismus – sie entstehen meistens durch Verhandlungen oder bestimmte Sozialpläne. Für Startups ist das Thema besonders sensibel: knappe Finanzmittel, schnell wechselnde Teams und häufige Restrukturierungen machen die richtige Handhabung essenziell.

Wichtig für euch:

  • Abfindungen sind meist freiwillige Leistungen, entstehen aber oft durch Drucksituationen.
  • Je nach Größe und Alter eures Startups greifen verschiedene gesetzliche Rahmenbedingungen.
  • Ohne fundierte arbeitsrechtliche Kenntnisse können Kündigungen zu rechtlichen und finanziellen Risiken führen.

Achtung: Wenn ihr gegen das Kündigungsschutzgesetz verstoßt, kann ein Arbeitnehmer seine Wiedereinstellung einklagen – oder eine deutlich höhere Abfindung durchsetzen. Das kann besonders gefährlich werden, wenn Investoren mit im Boot sind und Planungssicherheit erwarten.

Wann müsst ihr als Startup eine Abfindung zahlen?

In Deutschland gilt: Es besteht grundsätzlich kein Anspruch auf eine Abfindung. Dennoch entstehen Ansprüche durch bestimmte Umstände – oder als Verhandlungslösung.

Kündigungsschutzklage abwenden

Ein Mitarbeiter, der sich gegen eine Kündigung wehrt, kann euch viel Zeit und Geld kosten. Besonders in der Startup-Welt, wo Ressourcen begrenzt sind, kann eine freiwillige Abfindung helfen, einen juristischen Streit zu vermeiden.

Praxis-Tipp:
Lasst Kündigungen stets von einem Fachanwalt prüfen und bietet im Zweifel einen rechtssicheren Aufhebungsvertrag an. Damit habt ihr Klarheit – und schützt euch vor Nachforderungen.

Betriebsbedingte Kündigungen im Wachstum oder Umbau

Wachstumsschübe oder strategische Neuausrichtungen führen häufig zu Personalumbauten. Bei mehr als 10 Mitarbeitern greift das Kündigungsschutzgesetz – und die Anforderungen an die Sozialauswahl steigen.

Beachtet dabei:

  • Wer hat Familie?
  • Wer ist länger im Betrieb?
  • Wer ist älter oder gesundheitlich eingeschränkt?

Hier sind oft freiwillige Abfindungen das kleinere Übel – denn fehlerhafte Sozialauswahl kann vor Gericht teuer werden.

Abfindungen durch Sozialplan

Kommt es zu größeren Restrukturierungen – z. B. durch einen Pivot, Investorendruck oder eine Fusion – kann ein Sozialplan mit dem Betriebsrat erforderlich werden. Dieser regelt in der Regel auch die Höhe der Abfindungen.

Auch wenn ihr noch keinen Betriebsrat habt: Die Schwelle für Mitbestimmung liegt niedrig. Ein plötzlicher Wachstumsschub kann dazu führen, dass ihr als Arbeitgeber deutlich mehr Pflichten habt, als euch bewusst ist.

Wie hoch sollte eine Abfindung im Startup angesetzt werden?

Die Höhe einer Abfindung hängt immer von der individuellen Situation ab. Richtwerte 2025 orientieren sich an folgenden Faktoren:

  • Dauer der Betriebszugehörigkeit
  • Alter und soziale Lage des Mitarbeiters
  • Erfolgsaussichten bei einer Kündigungsschutzklage

Typischer Richtwert laut Rechtsprechung:
0,5 Monatsgehälter pro Jahr der Betriebszugehörigkeit

Beispielrechnung:
Bruttogehalt: 4.000 €
Betriebszugehörigkeit: 5 Jahre
Abfindung: 0,5 × 5 × 4.000 € = 10.000 €

Besonderheiten bei Startups beachten

  • Wenig Rücklagen: Seid transparent in Verhandlungen, zeigt eure wirtschaftliche Lage.
  • Investorenkommunikation: Kündigungen und Abfindungen müssen ggf. im Reporting erwähnt werden – gerade bei Seed- oder Series-A-Investoren.
  • Mitarbeiterbindung: Bedenkt, dass ein fairer Umgang auch eure Employer Brand beeinflusst.
  • Unter 10 Mitarbeiter? Achtung beim Kündigungsschutz!
  • In Unternehmen mit weniger als 10 Vollzeitkräften greift das Kündigungsschutzgesetz in der Regel nicht – was euch formal mehr Spielraum gibt. Aber Vorsicht:
  • Kündigungen müssen dennoch sachlich und sozial vertretbar sein. Unfaire oder willkürliche Kündigungen können euch trotz der lockeren Regelungen juristisch schaden – z. B. durch Vorwürfe wegen Diskriminierung oder Verstoß gegen Treu und Glauben.
  • Außerdem gilt: Teilzeitkräfte werden anteilig gezählt. Zwei Mitarbeiter mit je 20 Wochenstunden zählen zusammen wie ein Vollzeitäquivalent. Überschreitet ihr also diese Schwelle, kann das Kündigungsschutzgesetz schnell doch greifen – auch rückwirkend!
  • Kleine Teams, große Wirkung: In sehr kleinen Teams kann eine einzige Trennung das ganze Betriebsklima verändern. Sorgt für transparente Kommunikation, auch mit den Verbleibenden. Eine professionell abgewickelte Trennung zeigt Führungsstärke und schützt eure Kultur.

Wie ihr euch als Gründer am besten absichert

Arbeitsverträge wasserdicht gestalten

Sorgt dafür, dass Kündigungsfristen, Probezeiten, Befristungen und flexible Einsatzbereiche klar geregelt sind. Besonders bei Geschäftsführern oder Schlüsselpersonen können Abfindungsansprüche über den Standard hinausgehen.

Dokumentation ist King

Begründet betriebsbedingte Kündigungen nachvollziehbar. Sammelt Dokumente wie Umsatzentwicklungen, neue Geschäftsstrategien oder Budgetkürzungen, um eure Entscheidung zu untermauern.

Klare Trennungsprozesse etablieren

Legt interne Richtlinien fest, wie Trennungen ablaufen sollen – wer kommuniziert was, wie wird der Wissenstransfer geregelt, wie wird der letzte Arbeitstag gestaltet? Das zeigt Professionalität und schützt euch vor Reputationsverlusten.

Fazit: Abfindungen sind für Startups kein Nebenkriegsschauplatz

Abfindungen sind kein Thema „für später“ – sie können euch jederzeit treffen. Wer vorbereitet ist, spart nicht nur Geld, sondern auch Nerven. Gute Verträge, rechtzeitige Beratung und transparente Kommunikation helfen euch, auch unangenehme Situationen professionell zu meistern.

Tipp zum Schluss: Holt euch frühzeitig juristische Unterstützung – nicht erst, wenn es brennt. Gerade in der Gründungs- und Wachstumsphase lohnt sich diese Investition besonders.

Newsletter abonnieren