Berlin, unsere Stadt bewegt sich. Ihr Puls schlägt stark und vor allem mit der Zeit. Sie wächst durch ihre Vielfalt, denn Menschen aus 190 verschiedenen Nationen leben und arbeiten hier. Davon zahlreiche Gründer:innen, die in Berlin ihre Ideen verwirklichen und so das zukünftige Potenzial unaufhaltsam neu definieren.
Journalist Jens Bisky beschreibt in seiner „Biografie einer großen Stadt“ Berlin als Sehnsuchtsort, wo viele das Gefühl haben „sie können hier das Projekt ihres Lebens verwirklichen“. Der Migrant Founders Monitor 2021 zeigt dabei auf, dass jedes fünfte Start-up in Berlin von Migrant:innen gegründet wird. Unsere Gründer:innen sind Urberliner:innen und Neuberliner:innen und bringen ein Verständnis vielfältiger Kulturen, eine Offenheit und Neugier für bahnbrechende Technologien sowie vor allem Kreativität mit. Die jüngst veröffentlichte Startup Heatmap-Umfrage 2021 hat ergeben, dass Berlin London als Startup Hauptstadt Europas abgelöst hat. Insbesondere n den Kategorien Ökosystemdynamik, Vernetzung der Branche, Verfügbarkeit von Entwickler:innen sowie Preis- Leistungsverhältnis vor Ort hat unsere Stadt gepunktet. Für diese Umfrage wurden Gründer:innen aus 29 Ländern befragt. Berlin hat den Blueprint einer Gründerhauptstadt gezeichnet. Jetzt gilt es diesen Rang nicht nur zu leben, sondern zu halten und auszubauen. Das Cluster Informations- und Kommunikationstechnik (IKT), Medien und Kreativwirtschaft bei Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie unterstützt hier als Motor und Arbeitsoberfläche zugleich. Wir fördern, vernetzen und begleiten Ideen und Innovationen. Dies bedeutet Wachstum für Berlin.
Über das Cluster und was wir tun
Berlin Partner als Wirtschaftsförderer unterstützt maßgeblich diese Position der deutschen Hauptstadt. Mit unserem Geschäftsführer Dr. Stefan Franzke blicken wir regelmäßig über den Tellerrand und agieren flexibel. Er gründete 2015 die Start Alliance, um Kooperationen für Berlin mit New York, Tel Aviv, Shanghai sowie weiteren Metropolen zu etablieren, die die Region heutzutage für Unternehmen wie Tesla attraktiv macht. Das Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft bewegt sich innerhalb der Leitlinien der Innovationsstrategie Berlin und Brandenburg 2025 und ist Teil des Unterfangens Berlin zu stärken und dies Schulter an Schulter mit Brandenburg. Die Stadt fasst über 50.000 Unternehmen aus Wirtschaft und Wissenschaft und wir spannen den Bogen über 12 Industriesektoren von IKT, Games, Film, Fashion, Musik bis hin zu Verlagen und Werbeagenturen. Ein Technologiefokus und Kreativität sind Hauptmerkmale unserer Stadt und beschreiben die beiden Kräfte in unserem Cluster. Von 98 Projekten letzten Jahres, wurden 42 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 68,9 Mio. Euro neu initiiert. (JB Cluster IMK 2021)
Die Kerninnovationsfelder im Cluster mit signifikantem Wachstumspotential sind Künstliche Intelligenz (KI), Blockchain, Internet of Things (IoT), Informationssicherheit, Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR), Extended Reality (XR) sowie Usability und Design. Unsere tägliche Arbeit hat mit unterschiedlichsten Menschen zu tun: Mit Wissenschaftler:innen, die Spitzenforschung betreiben, Gründer:innen, die mit Projektideen auf uns zukommen, kleine und mittlere Unternehmen (KMUs), die neuen Technologien wie KI und Blockchain anwenden und sich hierzu informieren wollen sowie Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen, die sich um Förderung von Bund und Land bewerben. Das Cluster entwickelt sich durch die Erschließung von neuen Anwendungsfeldern, die neuen Branchen in Berlin etablieren können sowie neue Technologien, die am Horizont auftauchen, immer weiter. Ein großes Potenzial birgt die branchenübergreifende Anwendung wie etwa KI in der Kreativwirtschaft oder Logistik sowie Blockchain in der Verwaltung und Energie.
Das Berliner IKT Ökosystem
Im Zuge unserer Arbeit, die Technologien am Markt zu etablieren, bilden sich Ökosysteme, von exzellenter Forschung zu KMUs, Konzernen bis hin zu Start-ups, die mit dieser Technologie arbeiten. Die Kernstärken des Cluster-Teams sind außerdem der Aufbau und das Wissen um das Ökosystem, das sich um eine Technologie bildet. Es gilt dieses Umfeld zu fördern, zu stärken und auszubauen. Bitcom veröffentlichte gegen Ende letzten Jahres eine Studie die besagt: Nur jedes siebte Unternehmen investiert in die Anwendung von neuen Technologien wie KI. Wir setzten hier direkt an und unterstützen den Mittelstand durch Trainings oder strategischer Workshops. Das Cluster bewegt sich komplementär zur Digitalagentur, mit der wir einen stetigen Austausch pflegen. Unser Team ist stark verbündet mit Netzwerken, die gemeinsam mit uns das Ökosystem betreuen. Am Beispiel Blockchain, kooperiert das Cluster mit dem BerChain e.V. und konnte so trotz der Pandemie letztes Jahr, als die Blockchain Week abgesagt wurde, die „Blockchain in Use Konferenz“ dennoch aus dem Boden stampfen. In einem gesunden Ökosystem wächst eine Community heran und zieht so Talente aus der ganzen Welt nach Berlin. Angelehnt an die Innovationsstrategie Berlin und Brandenburg startet dieses Jahr im April auch wieder die Bewerbungsphase für den Innovationspreis 2021. Auszeichnungen wie diese und die des Deep Tech Awards sind wichtige Statements der Stadt, um Talente und Innovationen zu würdigen aber vor allem weiter zu fördern. Im Frühsommer unterstützt das Cluster den VR NOW Award gemeinsam mit dem VRBB Netzwerk. Diese Preisverleihungen sind Fixpunkte der Innovationslandschaft wie auch der Deutsche KI-Preis von Axel Springer. Dieser ist derzeit der höchstdotierte KI-Preis Europas. Berlin Partner und das Cluster unterstützen anlehnend in diesem Rahmen durch eine Kooperation mit der Welt den KI-Sonderpreis für KI-Start-ups, der in diesem Jahr am 30. September 2021 als hybride Veranstaltung stattfinden wird.
Blockchain als Innovationsfeld
Blockchain in neue Anwendungsfelder zu treiben ist ganz besonders interessant. Viele Menschen verbinden Blockchain ausschließlich mit Bitcoin und der Finanzwelt. Hier ist sie verankert und dennoch sehen wir das Potenzial für die Anwendung in der Verwaltung, Kreativwirtschaft, Energie und am Immobilienmarkt. Zukunftsweisende Projekte sind etwa digitale Zeugnisse über die Blockchain an allen Berliner Schulen umzusetzen. Hier zeigt Berlin auch seine Bereitschaft die Digitalisierung in der Verwaltung voranzutreiben. Der Gründer Daud Zulfacar und sein Unternehmen Startup License.rocks, welches letztes Jahr den Deep Tech Award gewann, unterstreicht die Verschränkung von IKT und der Kreativwirtschaft. Er wendet die Blockchain mit sogenannten “non-fungible tokens” (NFTs) auf die Musikbranche an. Darüber hinaus wagen wir auch den Blick weiter in die Zukunft mit Projektideen um die Frage, ob ein Park sich über eine Blockchain selbst verwalten und finanzieren könnte.
Die Blockchain treibt den Berliner Immobilienmarkt an
Eine Gründerin, die ihren Traum in Berlin verwirklicht hat, ist Katrie Lowe. Sie wurde in Sydney geboren, studierte dort Bauingenieurwesen und arbeitete gleich nach Abschluss ihres Studiums bei einem multinationalen Unternehmen als Beraterin. Sie fühlte sich immer etwas „out of place“ bis sie das Buch „The Lean Startup“ las und verstand, was zu tun war. Spontan packte sie ihre fünf Sachen und begab sich auf eine Weltreise, um ein Thema mit Weltverbesserungspotenzial zu finden, an dem sie gerne arbeiten wollen würde. Durch Zufall wurde sie zu einem Blockchain-Meetup in Berlin eingeladen und in der Community willkommen geheißen. Sie blieb und gründete ihr Unternehmen Domi Labs in unserer Stadt, um die Blockchain-Technologie in den Mietmarkt zu bringen. Das Team des Cluster IKT, Medien und Kreativwirtschaft hat sie dabei beraten, vernetzt und begleitet, um ihr Start-up zu etablieren.
Ich freue mich über das spontane Kurzinterview mit Katrie Lowe:
Amira: Katrie, wieso bist Du in Berlin geblieben?
Katrie: Es war die perfekte Zeit, der perfekte Moment. Ich habe nach einem Ort gesucht, an dem ich mich zu Hause fühlen würde und Berlin hatte schon den Ruf als kreative Stadt mit vielen Start-ups. Als ich ankam, war es Sommer – die Zeit, in der man wirklich erleben kann, was Berlin zu bieten hat. Es gibt viele Veranstaltungen, sodass es einfacher ist, Leute zu treffen und verschiedene Möglichkeiten zu erkunden. Ich habe dann an meinem ersten Hackathon vom Impact Hub Berlin mit dem Thema „nachhaltige Städte“ teilgenommen. Das war ein entscheidender Moment für mich. Auf meinen Reisen habe ich oft darüber nachgedacht, was eine Smart City in der Zukunft ausmachen würde.
Amira: Hattest Du vorher Erfahrung mit Blockchain?
Katrie: Nein, gar nicht, es war mein erster Hackathon und der erste Kontakt mit der Blockchain-Technologie.
Amira: Was passierte dann?
Katrie: Meine Freunde und ich nahmen an dem Hackathon teil und beschäftigten uns mit der Frage des nachhaltigen Wohnens, für uns das zentrale Thema einer zukünftigen Smart City und so wurde Domi Labs geboren. Bis heute arbeiten wir genau an dieser Fragestellung.
Amira: Was ist der USP eures Start-ups und wieso verwendet ihr die Blockchain-Technologie?
Katrie: Die Mentoren beim Hackathon haben uns geraten den Markt genauer anzuschauen. Berlin war der perfekte Ort, um einen Test zu starten. In der Hauptstadt wohnen 80 % der Menschen zur Miete, wobei sich die Mieten in den letzten 10 Jahren verdoppelt haben. Das Ganze hat sich mittlerweile zu einem sehr brisanten Thema entwickelt. Diesbezüglich nutzen wir speziell die Vorteile des sogenannten “self-sovereign identity”-Verfahren (SSI) als einen Use Case der Blockchain. Die Technologie gibt Nutzern die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, welche privaten Informationen sie Dritten zugänglich machen. Oft muss man viele sensible Informationen vorlegen, um einen Mietvertrag unterzeichnen zu können, wie beispielsweise die Schufa, Gehaltsnachweise und Meldeformulare und das oftmals in Papierform. Wir möchten diesen Prozess digitalisieren. Es gibt bereits erste Lösungen in der Branche. Meist müssen jedoch auch hier viele persönliche Informationen offengelegt werden, die für den Prozess selbst letztendlich gar nicht notwendig sind. Unser Ziel: eine selektive Offenlegung persönlicher Daten ebenso wie eine enorme Zeitersparnis für den Kunden. Mit uns gehören Warteschlangen vor dem Amt, um Nachweise nochmals einzuholen und diese mit einem aktuellen Stempel zu verifizieren, der Vergangenheit an. Die Nutzung von SSI macht diesen Prozess überprüfbar und fälschungssicher. Es ist so, als hätte man seinen Pass sowie essenzielle persönliche Daten immer bei sich und man kann selbst entscheiden, welche dieser Informationen anderen zugänglich gemacht werden können und welche nicht.
Amira: Was war einzigartig an Deiner Erfahrung was dazu geführt hat Dein Start-up hier zu gründen?
Katrie: Es war der Kontakt mit der Blockchain Community hier in Berlin. Durch informelle, aufrichtige Gespräche und direkten Austausch konnte man Probleme und Herausforderungen offen besprechen. Den Experten:innen in der Community war oft nur wichtig, einen Teil zur Lösung beitragen zu können. „One gives back“ – man selbst hilft dann anderen wieder und so funktioniert es hier. Es ist diese „for the greater good“ Idee, bei der man am selben Strang zieht, um ein Problem gemeinsam zu lösen.
Amira: Wie war Deine Erfahrung im Austausch mit dem Cluster?
Katrie: Diese Unterstützung hat mich positiv überrascht. Das Team ist offen, verlässlich, kompetent und inspirierend. Ich erhielt Informationen, bewarb mich für den GründungsBONUS und bekam Unterstützung beim Netzwerken.
Amira: Was könnten wir deiner Meinung nach noch ausbauen oder verbessern?
Katrie: Mein Wunsch gilt der Weiterentwicklung in der Immobilienbranche, in der die Digitalisierung wirklich sehr langsam voranschreitet. Es wäre toll, Vorreiter der Branche davon zu überzeugen, bei Tests mitzuwirken und neue Lösungen sowie Technologien auszuprobieren.
Amira: Das nehme ich gerne mit! Herzlichen Dank Katrie, wir freuen uns Dich hier in Berlin auch weiter unterstützen zu können.
Berlin – der ideale Ort für Innovationen
Zusammengefasst ist Berlin für mich eine Stadt der Umsetzung. Ganz besonders durch die Menschen, die in unserer Stadt leben und arbeiten. Das Team des Clusters IKT, Medien- und Kreativwirtschaft, setzt sich für Unternehmen aus Wirtschaft und Wissenschaft ein, die neugierig sind und unterstützt diese Innovationen einzusetzen sowie Technologien anzuwenden. Es macht mich stolz, diese Unternehmen als Stakeholder darin zu fördern ihre Ideen in Berlin zu verwirklichen.
Zur Autorin
Amira Gutmann-Trieb verantwortet den Cluster IKT, Medien- und Kreativwirtschaft von Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie. Sie bringt durch ihre Berufserfahrung in Wien, London, New York und Boston vielseitige Erfahrung im Management strategischer Partnerschaften als Schnittstelle zur Industrie, Wissenschaft und Verwaltung mit. Die gebürtige Engländerin wuchs in Wien auf, lebt jetzt in Berlin und hat zwei Kinder.