Einleitung: Große Koalition als Chance oder Hemmnis für Startups?
Die Bundestagswahl 2025 ist vorbei, und es zeichnet sich ab, dass CDU und SPD erneut eine Regierung bilden könnten. Doch was bedeutet das für Startups, Gründerinnen und Gründer sowie kleine Unternehmen? Beide Parteien haben in ihren Wahlprogrammen zahlreiche Maßnahmen zur Förderung von Innovation, Unternehmertum und wirtschaftlichem Wachstum angekündigt. Doch stehen ihre Pläne im Einklang mit den finanziellen Realitäten Deutschlands, insbesondere angesichts der Schuldenbremse?
Startups im Fokus: CDU setzt auf Bürokratieabbau, SPD auf Investitionsförderung
Die CDU möchte Unternehmensgründungen erleichtern, indem sie eine „Gründerschutzzone“ einführt. Dies soll Startups in den ersten Jahren von bürokratischen Hürden weitgehend befreien. Außerdem plant die Partei eine One-Stop-Shop-Lösung für Gründungen, Betriebsummeldungen und -aufgaben, um Unternehmensgründungen schneller und unkomplizierter zu gestalten.
Die SPD hingegen setzt auf eine Investitionsprämie in Form eines „Made in Germany“-Bonus. Unternehmen, die in Maschinen und Technologien investieren, sollen eine Steuererstattung von 10 % der Anschaffungskosten erhalten. Zudem plant die Partei einen Deutschlandfonds mit 100 Milliarden Euro, der speziell für Startups und wachstumsstarke Mittelständler bereitgestellt werden soll.
Ein weiteres Ziel der CDU ist die Förderung von Venture Capital, indem sie steuerliche Vorteile für Investoren schafft und die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Wagniskapital verbessert. Damit soll Deutschland als Standort für innovative Unternehmen international konkurrenzfähig bleiben. Gleichzeitig sollen Förderprogramme für Hightech-Startups ausgebaut werden.
Die SPD setzt zusätzlich auf eine Förderung von regionalen Innovationsclustern. Die Zusammenarbeit zwischen Startups, Mittelstand und Hochschulen soll durch gezielte Programme intensiviert werden. Besonders in den Bereichen Künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien und digitale Transformation will die SPD neue Anreize für Unternehmen schaffen, um die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Startups zu stärken.
Finanzierung: Wie realistisch sind die Wahlversprechen?
Ob CDU oder SPD ihre wirtschaftsfreundlichen Programme tatsächlich umsetzen können, hängt maßgeblich von den finanziellen Rahmenbedingungen ab. Die Schuldenbremse begrenzt die Neuverschuldung des Staates auf 0,35 % des BIP, was große öffentliche Investitionen erschwert.
Die SPD möchte daher die Schuldenbremse reformieren, um mehr staatliche Mittel für Innovationen bereitzustellen. Dies erfordert allerdings eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag – eine politische Hürde, die schwer zu nehmen sein wird. Die CDU setzt hingegen auf privates Kapital und steuerliche Anreize, doch auch hier bleibt fraglich, ob Investoren ohne staatliche Absicherung in großem Maßstab einspringen.
Zusätzlich könnte die Finanzierung über europäische Fördermittel erfolgen. Beide Parteien könnten verstärkt auf Mittel aus dem EU-Innovationsfonds oder dem Horizon-Europe-Programm setzen. Allerdings sind diese Budgets begrenzt und heiß umkämpft, was die Spielräume für deutsche Startups einschränken könnte.
Bürokratieabbau: Ein Ziel beider Parteien
Ein gemeinsamer Nenner zwischen CDU und SPD ist die Reduzierung bürokratischer Hürden für Unternehmen. Beide Parteien möchten Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen sowie die Digitalisierung der Verwaltung vorantreiben. Die CDU plant hier eine noch drastischere Deregulierung als die SPD, während die Sozialdemokraten sicherstellen wollen, dass Arbeitnehmerrechte und Umweltstandards nicht unter den Bürokratievereinfachungen leiden.
Ein weiteres Vorhaben ist die Verkürzung der Bearbeitungszeiten für Förderanträge. Besonders Startups und kleine Unternehmen, die oft mit knappen Ressourcen arbeiten, sollen schneller Klarheit über staatliche Unterstützung erhalten. Beide Parteien sehen hier digitale Antragsverfahren und transparente Förderkriterien als Lösung.
Steuerpolitik: Unterschiede in der Unternehmensförderung
- CDU: Stärkere Förderung von Venture Capital, steuerliche Vorteile für Investoren und Senkung der Aufbewahrungsfristen für Buchungsbelege zur Entlastung von Unternehmen.
- SPD: Steuerliche Entlastung für Unternehmen, die ihre Gewinne reinvestieren, sowie eine neue Rechtsform („Gesellschaft mit gebundenem Vermögen“) zur Erleichterung von Unternehmensnachfolgen.
Zusätzlich plant die CDU eine Steuererleichterung für forschungsintensive Startups, während die SPD eine gezielte Investitionsförderung für digitale Geschäftsmodelle ins Auge fasst. Die Unterschiede in der Steuerpolitik könnten sich in Koalitionsverhandlungen als Knackpunkt erweisen.
Welche Branchen profitieren besonders?
Sollten CDU und SPD eine Regierung bilden, könnten insbesondere folgende Branchen profitieren:
- Technologie & IT – Durch steuerliche Anreize für Wagniskapital und Forschung.
- Erneuerbare Energien – SPD setzt verstärkt auf staatliche Förderung, CDU auf private Investoren.
- MedTech & Biotech – Förderprogramme und Erleichterungen bei Patentanmeldungen.
- Künstliche Intelligenz & Cloud Computing – Beide Parteien setzen hier auf gezielte Innovationsförderung.
Fazit: Chancen und Risiken für Gründer
Sollte eine große Koalition aus CDU und SPD entstehen, könnten einige Startup-freundliche Maßnahmen umgesetzt werden, insbesondere in den Bereichen Bürokratieabbau und steuerliche Anreize. Allerdings bleibt die Finanzierung von Innovationsprogrammen fraglich – insbesondere angesichts der strikten Schuldenbremse und der wirtschaftlichen Herausforderungen Deutschlands.
Gründerinnen und Gründer sollten daher genau beobachten, welche wirtschaftspolitischen Prioritäten eine neue Regierung setzt und welche Maßnahmen tatsächlich realisiert werden. Die Zukunft für Startups in Deutschland hängt nicht nur von politischen Versprechen ab, sondern vor allem davon, ob diese auch finanziell tragfähig sind.
Ausblick: Wie geht es weiter?
Die Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl werden zeigen, welche Kompromisse CDU und SPD eingehen müssen. Startups sollten sich frühzeitig über mögliche Förderprogramme informieren und sich mit den neuen steuerlichen Rahmenbedingungen vertraut machen. Denn auch wenn nicht alle Wahlversprechen umgesetzt werden, könnten einige der geplanten Maßnahmen das Startup-Ökosystem nachhaltig beeinflussen.