Jugendreisen unterscheiden sich in vielen Dingen von den für Erwachsene konzipierten Urlaubsangeboten: andere Veranstalter, andere Reiseformen, andere Qualitätskriterien. Der Bedarf für ein Vergleichsportal wie Check Jugendreisen ist also definitiv vorhanden.
Das Büro von Check Jugendreisen strahlt noch echten Gründergeist aus: zwar keine Garage, aber erst recht kein durchgestyltes Loft in einer schicken Gegend, sondern eine ganz normale Mietwohnung, von der aus Gründer Josef von Garrel sein Reiseportal betreut. Wir trafen uns zum Gespräch in seinem Homeoffice.
Wie lange gibt es Check Jugendreisen schon?
Wir sind jetzt in der zweiten Saison, in der wir Umsätze erzielen und auch eine gewisse Steigerung anstreben. Damit haben wir praktisch den Proof of Concept erbracht, also den Machbarkeitsnachweis. Allerdings sind wir noch nicht an einem Punkt, wo es sich von alleine trägt und wir ausschließlich davon leben können.
Das heißt, das ist für Dich zurzeit noch eine Art Halbtagsjob?
Halbtagsjob trifft es ganz gut. Ich habe zusätzlich noch eine Agentur, wo ich als Grafiker und Webdesigner unterwegs bin. Die heißt JVGDESIGN. Die Kunden kommen überwiegend aus dem norddeutschen Raum, Handwerksbetriebe zum Beispiel, aber auch Reiseveranstalter sind dabei. Dort in der Agentur ist auch mein Programmierer und Kollege Daniel angestellt, der sich bei Check Jugendreisen um die Backend-Programmierung kümmert.
Wie kamst Du auf die Idee mit dem Vergleichsportal?
Bevor ich mich vor etwa fünf Jahren mit der Agentur selbstständig gemacht habe, war ich Marketingleiter bei fun-Reisen, die jetzt einer meiner Kooperationspartner sind. Das Thema Jugendreisen hat mich weiter beschäftigt, und mir war immer klar, dass die verschiedenen Veranstalter vergleichbare Angebote hatten, es dafür aber keine Plattform wie für übliche Reisen gibt. So ist schließlich Check Jugendreisen entstanden. Und mit unserem Angebot sind wir in Deutschland wirklich einzigartig, gerade die Großen haben das nicht im Programm. Neben dem eigentlichen Preisvergleich legen wir vor allem großen Wert auf die Beratung. Von uns als Online-Reisebüro erhalten die Kunden eine unabhängige und neutrale Bewertung. Gerade Eltern, die in einem Angebotsdschungel Orientierung suchen, finden unseren Service gut.
Was ist das besondere an Jugendreisen?
Für viele Jugendliche geht es mit 14-16 Jahren zum ersten Mal ohne Eltern ins europäische Ausland. Das ist eine besondere Erfahrung. Wer erinnert sich nicht gern an das eine oder andere Erlebnis im Feriencamp?
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen betreuten und begleiteten Jugendreisen. Bei den betreuten wird die gesetzliche Aufsichtspflicht übernommen, der Veranstalter haftet im Ernstfall. Das ist bei den begleiteten nicht so, was die Eltern entsprechend unterschreiben müssen. Dieser Reistypus wird daher auch erst ab 16 Jahren angeboten, während die betreuten Reisen schon für 12-14jährige buchbar sind. In allen Fällen ist aber immer geschultes Personal vor Ort, das für die Jugendlichen jederzeit ansprechbar ist. Zu unserer Zielgruppe gehören auch junge Erwachsene bis 25, für die besonders Partyreisen interessant sind, während Kinderreisen noch nicht zu unserem Portfolio gehören, und auch nicht Wintersport- oder Sprachreisen.
Check Jugendreisen-Gründer Josef von Garrel in seinem Homeoffice
Wann ist bei Euch Hauptbuchungssaison?
Momentan fokussieren wir uns nur auf Reisen für die Sommermonate, und da sind Januar und Februar die heißesten Buchungsmonate. Im Dezember fängt es schon an, und ab März geht es dann langsam runter. Es wird also sehr langfristig gebucht, einfach, weil die Eltern Planungssicherheit haben wollen. Im Sommer ist also für uns eher ruhig, und im Herbst beginnt schon die Vorbereitung auf die nächste Saison.
Welche Rolle spielt Mobile für Euer Geschäft?
Gerade bei Jugendlichen ist Mobile kein Trend mehr sondern Alltag. Mobile und Tablet zusammen generieren schon ca. 40 % des Traffics, aber die eigentliche Buchung findet dann doch zu 95 % über den PC statt.
Wie funktioniert konkret die Zusammenarbeit mit den Anbietern?
Im Prinzip agieren wir wie ein stationäres Reisebüro, dass heißt, wir vermitteln Reisen und bekommen dafür Provision. Wir sprechen die Veranstalter an, machen mit denen die Konditionen aus und zapfen dann quasi deren Schnittstellen an und ziehen die Reisedaten, während wir für die Hotels und Destinationen eigene Texte anlegen. Diese matchen wir dann mit den verschiedenen Angeboten, und mithilfe diverser Selektionskriterien kann sich jeder seine Wunschreise heraussuchen. Wir kooperieren inzwischen mit 12 Unternehmen, das sind bis auf zwei alle relevanten Anbieter.
Wie entstehen die Texte zu den Hotels?
Einige kenne ich noch aus meiner Reisezeit, ansonsten bilden wir Schnittmengen aus vorhandenen Beschreibungen und versuchen, unglaubwürdige Superlative zu vermeiden. Zusätzlich wollen wir auch Bewertungen einsammeln. Die gibt es schon jetzt, aber das sollen noch mehr werden. Langfristig kann ich mir auch vorstellen, eine Art Gütesiegel oder ein Zertifikat einzuführen, das die Qualität eines Hotels bestätigt.
Wie sehen sonst Deine längerfristigen Pläne aus?
In fünf Jahren sollte Check Jugendreisen schon als das führende Portal für dieses Segment fest etabliert sein und im Google-Ranking ganz oben mitspielen. Grundsätzlich sind uns Unabhängigkeit und neutrale Beratung besonders wichtig, das gilt natürlich schon heute. Diese Vertrauensbasis wollen wir festigen. Und dann wollen wir natürlich in ein eigenes Büro umziehen.
Momentan haben wir eine dreistellige Kundenzahl, und ich rechne für die Saison 2015 mit einem Wachstum von 20 – 30 % gegenüber dem Vorjahr. In fünf Jahren sollten wir mit einer mittleren fünfstelligen Kundenzahl pro Jahr angekommen sein. Dabei konzentrieren wir uns vorerst auf den deutschen Markt, können uns für später aber auch eine Internationalisierung vorstellen.
Wie steht es bei Euch mit der Finanzierung?
Bisher ist alles eigenfinanziert, und wir suchen auch nicht auf Teufel komm raus einen Investor, aber ein Business Angel oder ein strategischer Partner wäre schon willkommen. Dabei ist mir Know-how ebenso wichtig wie die finanzielle Unterstützung. Wenn also ein großer, erfahrener Reiseveranstalter käme, der sich auch im Jugendbereich etablieren möchte, hätte ich nichts dagegen!
Vielen Dank für das Gespräch!
Foto ganz oben: fun-Reisen