Der Bundesverband Deutsche Startups hat heute die neuesten Ergebnisse seines Startup Monitors vorgestellt. Demnach werden fast 50 000 neue Stellen in Deutschland durch Startups geschaffen, sind Gründer und Mitarbeiter international, steigt die Zahl der Gründerinnen und ist die Lebenszufriedenheit von Gründern besonders hoch. Welche Aussagen sonst noch bemerkenswert sind, zeigen wir im Überblick.
Zum dritten Mal zeichnet der Deutsche Startup Monitor (DSM) ein umfassendesBild von der deutschen Startup-Szene. Über 1.000 Startup-Gründer haben dieses Jahr an der Studie teilgenommen, mehr als 80 Gründungsnetzwerke haben die Umfrage unterstützt. Insgesamt repräsentiert der DSM 1.000 Startups, etwa 3.000 Startup-Gründer und 16.000 Mitarbeiter in Startups. Dabei erweist sich Berlin erwartungsgmäß als DIE Startup-Hauptstadt Deutschlands. Die meisten Startups in Deutschland – etwa ein Drittel – sind hier ansässig. Neben Berlin wurden auch München, Hamburg, die Metropolregion Rhein-Ruhr sowie dieses Jahr auch erstmals Stuttgart-Karlsruhe als Startup-Cluster untersucht.
Startup-Gründer schauen positiv in die Zukunft: 89,3 % der Gründer sind mit der gegenwärtigen Geschäftslage zufrieden, 76 % gehen von einer Verbesserung in den kommenden 6 Monaten aus. Obwohl etwas konservativer als im letzten Jahr geplant wird, wirkt sich diese Zuversicht auch auf ihre Rolle als Jobmotoren aus. Deutsche Startups schaffen im Durchschnitt 17,6 Arbeitsplätze, in Berlin sogar 27,7. Sie wollen in den kommenden zwölf Monaten acht neue Mitarbeiter einstellen – somit werden im nächsten Jahr voraussichtlich fast 50.000 neue Stellen in der Startup-Szene entstehen.
Florian Nöll, Vorsitzender des Bundesverbands Deutsche Startups e.V. kommentiert: „Die Ergebnisse des Deutschen Startup Monitors (DSM) 2015 machen eines deutlich: die Startups sind nicht mehr aus Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Gesellschaft wegzudenken. Sie werden der Mittelstand von morgen und ich bin sicher, dass sich unter den 6000 Startups in Deutschland heute schon Weltmarktführer von morgen befinden.“
22% der Arbeitnehmer in Startups haben keine deutsche Staatsbürgerschaft, die meisten davon stammen aus der Europäischen Union (13,3%). Mit einem Anteil von 33,7 % ausländischen Mitarbeitern sind Berliner Startups am internationalsten – auf Platz 2 folgt München mit einem Anteil von 26,7 % ausländischen Mitarbeitern.
Knapp 10% der Gründer von Startups stammen ebenfalls aus dem Ausland, wobei der Anteil der ausländischen Gründerinnen höher ist als der der Gründer.
Tim Dümichen, Partner der KPMG AG, die Untersuchung unterstützt hat, erklärt dazu: „Deutschland ist für internationale Fachkräfte und Unternehmer ein attraktiver Standort. Sie kommen zu uns und schaffen Wachstum und Arbeitsplätze. Umso wichtiger ist es, dass wir uns bemühen, ihnen den Start auch in den Behörden und auf der Ebene der Verwaltung zu verbessern. Gründer und Fachkräfte sollten nicht an komplizierten Anträgen und Sprachbarrieren scheitern.“
Eine Mehrzahl der Startups plant, ihr Geschäft auch international zu forcieren. „Die Unternehmer haben eine klare Wachstumsstrategie. Wer ins Ausland expandiert, der glaubt fest an den Erfolg. Dass jetzt auch rund 63 % der Startups, die zurzeit noch ausschließlich in Deutschland aktiv sind, auf die globalen Märkte streben, ist ein gutes Signal“, sagt Tim Dümichen.
Rund 45 % der Gründer haben bereits mehr als das aktuelle Startup an den Start gebacht, etwa jeder Fünfte (21,2 %) hat sogar schon mehr als zwei Unternehmen gegründet. Ein Drittel der Startup-Gründer musste auch schon ein Startup schließen. Hierbei erfolgte die Aufgabe des Geschäftsbetriebs jedoch lediglich bei 3,4 % aufgrund einer Insolvenz. Mehr als 80 % aller Startup-Gründer würden auch nach der Aufgabe ihrer aktuellen Unternehmung weiterhin einer selbstständigen Tätigkeit nachgehen. Sogar 87,2 % halten den Verbleib im Unternehmen für wahrscheinlich: sie streben keinen schnellen Exit an.
Sven Ripsas, Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR), erläutert: „Startup-Gründer zeichnen sich durch eine große Begeisterung für Ihr Produkte bzw. Dienstleistungen und das Leben als Entrepreneur aus. Die Zahlen zeigen: Startup-Gründer haben eine höhere Lebenszufriedenheit als Angestellte. Mit einem Mittelwert von 8,0 sind sie weitaus zufriedener als Angestellte (6,8). Das deutsche Bildungssystem muss diesen Zahlen Rechnung tragen, unternehmerisches Denken und Handeln besser in den Schulen und Hochschulen vermitteln und innovative Selbständigkeit als spannenden Lebensweg aufzeigen. Denn: wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, der bleibt dabei.“
Die im Deutschen Startup Monitor befragten Startups haben mehr als eine Milliarde Euro Finanierungsgelder erhalten. Als wichtigste Kapitalquelle nennen die allermeisten Startup-Unternehmer (79,9 %) die eigenen Ersparnisse, gefolgt von der Unterstützung durch Freunde und Familie (32 %). Immerhin jeder Fünfte (20 %) hat sein Unternehmen unter anderem mit Venture Capital finanziert – jeder Dritte mit der Hilfe von Business Angels (29,7 %). Mithin sind die Business Angels die wichtigsten externen Kapitalgeber. „Ohne Business Angels gibt es keine Startups“, sagt Florian Nöll. „Deshalb haben wir uns vehement gegen die geplante steuerliche Mehrbelastung für Business Angels gestellt und sind sehr froh, dass die Bundesregierung statt einem Anti-Angel-Gesetz nun ein Pro-Angel-Gesetz plant.“
Rund 13 % der Gründer sind weiblich, was gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg bedeutet. Männer sind bei der Gründung im Schnitt 34,9 Jahre alt, Frauen 35,1 Jahre alt. Florian Nöll abschließend: „Ob sich hier schon ein Trend zeigt, bleibt abzuwarten. Aber wir sind zuversichtlich, dass unser Engagement, Vorbilder sichtbar zu machen und die Vernetzung voranzutreiben, langsam Früchte trägt. Deutschland verdient mehr Frauen in Führungspositionen – auch in der Startup-Szene.“