„Black Friday Sale“, „Cyber Monday Woche“ und alles, was so ähnlich klingt – das Internet hyperventilierte geradezu, als es um den aus Amerika importierten Shoppingwahnsinn ging. Auch die Gründerfreunde berichteten mehrfach und werfen eine Woche danach einen Blick zurück.
Der Black Friday 2014 und alle damit verbundenen Rabattaktionen in den Tagen davor und danach sind nun Geschichte. Während über den amerikanischen Markt detaillierte Zahlen vorliegen, gibt es für Deutschland kaum verlässliche Daten. Das Payment-Unternehmen Klarna berichtete bereits am 28. November, also am „Schwarzen Freitag“ selbst, von um 64 % gestiegenen Einkäufen im Vergleich zu normalen Freitagen. Danach aber blieb es ziemlich still in der Medienlandschaft, wenn man bedenkt, welchen Wirbel das Schnäppchenspektakel im Vorfeld verursacht hatte. Die Gründerfreunde haben sich auf die Spurensuche gemacht.
Erwartungsgemäß preschte blackfridaysale.de voran und verkündete am 1. Dezember, mehr als 2,3 Millionen Shopper hätten sich allein bis Freitagabend bei ihnen eingefunden. „Die Black Friday-Kampagne ist wieder ein Highlight gewesen. Signifikante Traffic- und Umsatzsteigerungen und nochmals eine Steigerung von 70 % zum Vorjahr“, wird Joerg Kissner, Online Store Manager bei HP zitiert. Die teilnehmenden Händler verzeichneten laut Pressemitteilung massiv gesteigerte Besucherzahlen, deutliche Umsatzzuwächse und jeweils oft weit mehr als 100.000 Klicks.
Als weiterer beispielhafter Gewinner der Aktion wird der Modeversand dress-for-less angeführt, mit deutlichem Trafficzuwachs und mehr als 140.000 Klicks. Außerdem attestiert sich blackfridaysale.de einen reibungslosen Ablauf des Events. Dem lässt sich kaum widersprechen; im Gegensatz zu Vorjahr (unser Bericht) kam es zu keiner Überlastung der Server, und die genervten Kunden mussten sich diesmal nicht auf Facebook ihren Frust von der Seele schreiben. Hier hat Black Friday Sale-Macher Konrad Kreid Wort gehalten (unser Interview).
Auch der Mitbewerber blackfriday.de meldet Erfolge und bei den Besucherzahlen einen Zuwachs von 90 % im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt informierten sich über das Black Friday / Cyber Monday-Wochenende mehr als 300.000 Unique User auf dieser Seite und generierten dabei rund 1,25 Millionen Page-Impressions. Auch die Umsätze der rund 200 teilnehmenden Shops konnten erneut gesteigert werden. Der Apple Händler arktis.de verzeichnete beispielsweise ein Umsatzplus von 25 % im Vergleich zu 2013.
60 % der Seitenaufrufe entfielen auf Elektronikthemen, auf Kleidung und Schuhe 20 %. Die Top 5 der am meisten besuchten Shops bildeten Apple, die gar keine Angebote am Start hatten, Amazon, Saturn, Zalando sowie der Apple Händler arktis.de. Die zehn meistgenutzten Suchbegriffe sind alle der Technikwelt zuzuordnen, erst auf Platz 11 folgt mit Nike der erste Nicht-Elektroniker.
Für Simon Gall, Betreiber von blackfriday.de, sind diese Ergebnisse nicht überraschend: „Die Kategorie Elektronik ist seit Jahren stark beim Black Friday vertreten. Die User wissen was sie zu erwarten haben und fragen dies entsprechend nach. Händler anderer Kategorien … boten 2014 zum ersten Mal vermehrt Black Friday Rabatte an. … Es wird spannend zu beobachten, wie sich die Nachfrage nach Deals der neu dazugekommenen Kategorien in den nächsten Jahren entwickeln wird.“
In Deutschland am Black Friday gar nicht aktiv, und trotzdem häufig besucht: Apple
Besonders interessant ist, was blackfriday.de zum Thema Suchbegriffe rund um den Black Friday unter Verwendung des Google Webmaster Tools herausgefunden hat. Google Webmaster Tools ist ein kostenloser Webservice, über den man Informationen über die eigene Website erhält, die nicht öffentlich zugänglich sind. So sieht man unter anderem, zu welchen Suchbegriffen die eigene Domain in der Google-Suche gefunden wird und wie oft nach diesen Begriffen gesucht wurde.
Für den November 2014 ergaben sich folgende Werte:
Die mit Abstand am meisten gesuchten Begriffe waren erwartungsgemäß „Black Friday“ und „Black Friday 2014“. Insgesamt wurden die beiden Keywords im November 2014 rund 592.000 Mal in den Suchschlitz von Google eingegeben. Parallel zum Black Friday veranstaltet Amazon in jedem Jahr die Cyber Monday Woche. So überrascht es nicht, dass auch diese Begriffe in den Top 5 auftauchen. Nach „Cyber Monday“ und „Amazon Cyber Monday“ wurde im November 2014 jeweils mehr als 65.000 Mal gesucht. Der Black Friday Pionier Apple bot in diesem Jahr keine Sonderangebote in Deutschland an, trotzdem wurden die Kombinationen „Apple Black Friday“, „Black Friday Apple“ mehr als 65.000 Mal bei Google verwendet. Die Zahlen von Saturn (5.000), Zalando (4.100), Cyberport (4.100) und Mediamarkt (1.500), die alle mit Rabatten lockten, fallen dagenen relativ bescheiden aus.
Insgesamt lassen diese Ergebnisse die von blackfridaysale.de postulierten 2,3 Millionen Shopper in einem anderen Licht erscheinen.
Wir haben eine nicht repräsentative, aber aussagekräftige Auswahl von nicht ganz so prominenten Onlineshops gefragt, wie sie den Erfolg der Rabattaktionen für sich selbst bewerten. Dabei ergab sich ein durchaus differenziertes Bild. Einige Anbieter, die namentlich nicht genannt werden möchten, beklagen sich über deutlich schlechteren Umsatz als erwartet, bis hin zu einem Fall, in dem gar keine zusätzlichen Einnahmen erzielt wurden. Solche Teilnehmer am Black Friday Sale werden im nächsten Jahr sicher nicht wiederkehren.
Andere vermelden Mehrumsätze im erwarteten Rahmen, z. B. der Spieleanbieter Winning Moves. Das Online-Möbelhaus daheim.de spricht sogar von deutlich höherem Umsatz, der die Erwartungen übertroffen hätte. caseable schließlich vermeldet: „Die Rabattaktion, hat unseren Umsatz während dieser vier Tage um ca. 100% gesteigert. Dieses Ergebnis haben wir auch erwartet. Die Angaben belaufen sich nur auf den Umsatz in der D-A-CH-Region, nicht auf unseren weltweiten Verkauf. … Im amerikanischen Markt ist die Umsatzsteigerung sicherlich höher ausgefallen, da dort diese Aktionstage sehr weit verbreitet sind…“ Nun ist der Spezialist für Handyhüllen mit Sitz in Berlin und Brooklyn auf seinem Gebiet kein ganz kleiner Fisch und bestätigt somit die These, dass am ehesten die vom Black Friday profitieren, die sich in zumindest ihrem Segment schon einen Namen gemacht haben, der Elektronikbranche zuzuordnen sind, oder beides.