Eines ist klar: „Die Höhle der Löwen“ ist eine clever gemachte Dauerwerbesendung, die nicht nur die Kandidaten als Marketingkanal nutzen können. Auch die Löwen haben immer eine Menge zu verkaufen. Wen das nicht stört, der wurde auch gestern wieder gut unterhalten.
Folke Dammann präsentiert seine Kollektion essbarer Insekten (Foto © VOX)
Insekten haben es nicht leicht. Sie sind nicht niedlich, sie sie sind nicht knuffig, sie eignen sich nicht als Spielkameraden. Aber vielleicht sind sie lecker, oder zumindest gesund? Das jedenfals behauptet Folke Dammann, über dessen Insektenversand Snack-Insects wir hier schon einmal berichtet haben. Um die Hemmschwelle beim Verspeisen der Kerbtiere zu senken, hat er sich jetzt den Bug Break ausgedacht, einen Energieriegel, in den die Gliederfüßer nur in gemahlener Form kommen. Das nützt aber auch nichts, bei den meisten Löwen überwiegt der anerzogene Ekel, der sich natürlich auch schön abfilmen lässt. Lencke Steiner beißt immerhin kurz in den Riegel, mag ihn aber nicht. Aus anderem Holz geschnitzt ist Jochen Schweizer: Er hat ein Herz und einen Magen für die Tiere und möchte gleich mit 50 % in das gesamte Unternehmen einsteigen. Das wiederum ist Dammann ein zu großer Schritt; der Deal kommt nicht zustande.
Das Gründerduo Tobias Kempkensteffen und Freya Oehle von Spootster (Foto © VOX/Sony)
Jede Menge Deals gibt es bei Spottster aus Hamburg auf jeden Fall, denn das Startup informiert seine Kunden, wenn ein Lieblingsprodukt eine festgelegte Preisschwelle unterschritten hat, und verdient an dem dann hoffentlich stattfindenden Verkauf. Allerdings noch nicht genug, denn die Kosten übersteigen zurzeit erheblich die Einnahmen. Deshalb sollen jetzt für 12 % Anteile 200.000 Euro her, die primär in Marketing und IT geplant sind. Vural Öger findet das unbescheiden und ist raus, ebenso wie Judith Williams, die keine Schnäppchen mag, und Jochen Schweizer, der keine Verluste finanzieren möchte. Lencke Steiner findet zwar das Team super und den Zeitgeist auf der Seite der Geschäftsidee, springt aber auch ab.
Bleibt Frank Thelen, der am Anfang noch sagt: „Das ist meine Welt!“. Dann aber wirft er dem Duo vor, die Hausaufgaben nicht gemacht zu haben, denn er habe schon bei Zen Shopping investiert, einer „Turbo-Variante“ von Spottster. Auf Facebook wird der Turbo von schlanken 2.000 Fans angetrieben, während Spottster immerhin schon 10.000 Fans gewinnen konnte – aber das muss ja nichts heißen, denn Thelen kündigt parallel zur Sendung via Twitter den baldigen Deutschland-Launch seiner amerikanischen Schützlinge an. Ein Schelm usw. Wir werden auf jeden Fall beobachten, wie sich die Hamburger weiter entwickeln.
David Schirrmacher und seine Kollektion von Floerke (Foto © VOX/Bernd-Michael Maurer)
Wenn alle fünf Löwen bei einem Jungunternehmer einsteigen wollen, dann muss wohl sein Produkt ziemlich innovativ sein. Oder sein Auftritt besonders überzeugend, denn, mal ehrlich, Krawatten, Einstecktücher und Fliegen (nicht die Insekten, die Kleidungsstücke) gelten kaum als hip. David Schirrmacher vom Label von Floerke hat aber genau die im Angebot, sowie eine Reihe anderer Accessoires für Männer in über 20 Kategorien. Damit hat er anscheinend eine Marktlücke getroffen, erzielt Margen von 90 % und kann auch noch eine stimmige Geschichte erzählen: von Floercke ist der Name seiner Vorfahren, bei denen Scherenschnitte üblich waren, und so ist auch das Firmenlabel ein Scherenschnitt. Vurak Öger und Frank Thelen finden das klasse und wollen für 33 % Unternehmensanteile 100.000 Euro rausrücken. Als auch noch Judith Williams bei den Herren einsteigt, geht Schirrmacher auf den Deal ein und wartet gar nicht mehr das Angebot der beiden anderen Löwen ab. Das Investorentrio ist inzwischen auf der Webseite prominent abgebildet, natürlich ausgestattet von von Floercke.
So viel Zuspruch hatte im vorigen Jahr Feralstuff nicht bekommen – in die Klamotten mit Wechselmotiven wollte niemand investieren. Für das Hamburger Mode-Startup geht es trotzdem voran, wie ein kurzer Einspielfilm zeigte. Sogar aus Südkorea trudeln inzwischen Bestellungen ein.
Lencke Steiner testet den Sunny Cage von Hans Zarm (Foto © VOX/ Bernd-Michael Maurer)
Einen Weltmarkt könnte es theoretisch auch für Sunny Cage geben, denn knusprige Brötchen mag man eigentlich überall. Der rotierende Toasteraufsatz ist eine Idee von Hans Zarn, immerhin schon 60 Jahre alt und ein Charmeur alter Schule: „Frau Williams ist eine heiße Kandidatin, in jeder Hinsicht“, verkündet er vor seinem Auftritt in der Höhle der Löwen. Aber auch die anderen Jurymitglieder finden die Erfindung grundsätzlich gut, in die der Tüftler schon 200.000 Euro gesteckt hat. Dann kommen die Abers: Frank Thelen bemängelt einige Details an der Verarbeitung, Lencke Steiner will nicht noch ein weiteres Gerät in ihrer Küche und Judith Williams findet das Teil zwar sinnvoll, als Brötchenabstinenzlerin hat sie jedoch keine rechte Beziehung zu dem Produkt. Für Sunny Cage ist die Sonne nicht aufgegangen.
Daniel Sobeck, Nicklas Rönnau, SignSpin-Gründer Philipp Schatton und Robert Suberg drehen am Schild (Foto © VOX/Sony)
Sind das Spinner, die Jungs von SignSpin, oder haben die einfach den Dreh raus? Jedenfalls machen sie mächtig Wirbel, als sie in der Höhle der Löwen ihre Werbeschilder herumschleudern und mit dieser aus den USA importierten Idee mehr Spaß in die Außenwerbung bringen wollen. Die meisten Löwen finden es auch offensichtlich lustig, nur Lencke Steiner guckt, als habe sie noch Insektenreste zwischen den Zähnen. Allgemein groß sind die Zweifel, ob sich bei wachsendem Erfolg genug motivierte Schilderdreher finden lassen, die tatsächlich den ganzen Tag in Aktion bleiben – und wer soll das überhaupt kontrollieren? Die Lübecker Jungunternehmer strahlen zwar unerschütterlichen Optimismus aus – immerhin 5 Millionen Euro Umsatz peilen sie in den nächsten Jahren an -, doch das reicht den Löwen nicht für eine Investition.
Gründer Akiko Takahashi und Christian Atz von Moble Garden (Foto © VOX/Sony)
Über die tragbaren Kleinstgärten von Mobile Garden hatten wir in unserem Interview mit Gründer Christian Atz schon berichtet. Zusammen mit seiner Geschäfts- und Lebenspartnerin stellt er seinen Artikel vor, der streng genommen nicht viel mehr ist als ein vieleckiger Plastikblumentopf, den man fertig oder als Bastelsatz kaufen kann. Aber irgendwie „süß“ und „niedlich“. Über die Insekten hat das niemand gesagt. Und da die Ansprüche des Duos mit 20.000 Euro für 15 % recht bescheiden ausfallen, machen gleich mehrere Löwen großzügige Angebote. Jochen Schweizer bessert seines sogar noch nach und bekommt am Ende den Zuschlag dafür, dass er die 20.000 als Wandelschuldverschreibung vergibt, dabei im Erfolgsfall auf jegliche Anteile verzichtet und außerdem noch die gleiche Summe für die Pflanzung von Mammutbäumen spendet. Kein Zweifel, in dieser Folge war Schweizer Man of the Match, und er entwickelt sich immer mehr zum wesentlichen Sympathieträger der Sendung.
Bild ganz oben: © VOX/Bernd-Michael Maurer