In der Höhle der Löwen lag gestern ein Millionendeal in der Luft, doch am Ende gab es nur vergleichsweise kleines Geld für Hundebespaßung. Wie es dazu kam und wer sich in der Sendung so alles verrechnet hat – unser Rückblick liefert die Antworten.
Von Jungfeld: Hund, Bart-und Sockenträger, Lucas Pulcert und Maria Pentschev (Foto © VOX/Sony)
Auf genau vier Säulen steht laut Selbstdarstellung das Erfolgskonzept des Modelabels Von Jungfeld: Stil, Qualität und Verantwortung. Wer so rechnet, kann auch gerne mal eine Millionen Euro für 15 % Unternehmensanteile einkassieren wollen. Und das für bunte Herrensocken, die Maria Pentschev und Lucas Pulcert in Deutschland herstellen lassen – immerhin ein Alleinstellungsmerkmal. Bisher werden die Strümpfe in 400 Läden geführt und sorgen für einen monatlichen Umsatz 60.000 Euro. Gewinne macht von Jungfeld dabei nicht, obwohl, man könnte schon, wenn man denn wollte. So lässt sich irgendwie auch die Bewertung von 6,666 Millionen Euro begründen. Die Löwen haut das alles nicht von den Socken, und so kommt es zu keinem Deal, trotz eines Hundes als Maskottchen.
Dass man mit Hunden auch Erfolg haben kann, beweisen Eike Adler, Maik Thomas und Richard Kolodziej mit ihrer App MyDog365. Die versorgt Hundebesitzer jeden Tag mit einer neuen Spielidee für den vierbeinigen Freund. Beispielsweise mit dem Hatschi!-Trick: Das Frauchen ruft „Hatschi!“, und Lumpi (schon klar, so heißen Hunde heute eigentlich nicht mehr) holt ein Paket Taschentücher. Das gefällt den Löwen und gibt ihnen Gelegenheit, sich gegenseitig anzufauchen. So findet Judith Williams den Namen von Jochen Schweizers Freizeit-Community Spontacts „bescheuert“. Das sehen die MyDog365-Betreiber wohl ähnlich, denn sie lehnen Schweizers Angebot ab: 150.000 Euro für 20 % an der App und einer auf Hundevideos spezialisierten Agentur, der eigentlichen bisherigen Einnahmequelle, plus Einbindung bei Spontacts. Frank Thelen macht ein identisches Angebot minus Spontacts und bekommt den Zuschlag. Logisch, oder?
Christian Zehetner und Manfred Reindlein erklären Vural Öger und Judith Williams das Tom Yang BBQ. (Foto © VOX/Sony)
Das Kochgerät Tom Yang BBQ ist ein Familienprojekt von Christian Zehetner und seinem Onkel Manfred Reindl. Der Name des Produkts stammt aus dem Thailändischen und fasst die Begriffe „kochen“ und „grillen“ zusammen. Suppe kann das Teil auch, und die Löwen sind sich einig: lecker! Weniger appetitanregend sind die Zahlen. 150.000 Euro für 5 % stehen zur Debatte, dafür werfen sie genau null Euro bisher erzielten Umsatz in die Waagschale. Ein Businessmodell, das Judith Williams gar nicht schmeckt, obwohl sie das Gerät ausdrücklich lobt und wohl auch gut verkaufen könnte. Bleibt noch Lencke Steiner im Rennen, für die 5 % allerdings eine „Micky-Maus-Beteiligung“ sind und die erst ab 30 % einsteigen würde. Das wiederum ist für das Onkel-Neffe-Duo indiskutabel.
Den coolen Koch-Grill gibt’s übrigens hier!
Im vergangenen Jahr haben sich auch die Jungs von Knüppelknifte nicht auf einen Deal einlassen wollen. Inzwischen haben sie ihre Idee von einem Stockbrotgrill zu einem Franchiseunternehmen ausgeweitet. Eine von drei Filialen hat der Moderator Amiaz Habtu auf Sylt besucht. Sehr bald könnten es deutlich mehr sein, denn das Interesse ist so groß, dass noch während der Sendung der Webseite kapituliert.
Katharina Hermes mit einem Heelbopp (Foto © VOX/Bernd-Michael Maurer)
Über die Heelbopps von Katharina Hermes hatten wir schon Ende letzten Jahres berichtet (hier). Die stylischen Schutzkappen für hohe Absätze spalten die Jury: Während die Männer sie durchgehend plump und hässlich finden, sehen die Frauen zumindest den Nutzwert der Kreation. Bei Fragen nach Umsatz und Gewinn eiert die designerfahrene Gründerin ziemlich herum, so dass der heute in seiner Wortwahl durchgehend recht unverblümte Frank Thelen zu dem Urteil kommt, ihre Bewertung sei „grober Mist“. Lencke Steiner, die immerhin einen Probelauf gemacht hat, mag die Heelbobbs ebenfalls überhaupt nicht, nur Judith Williams könnte sich vortstellen, das sie zum Trend werden. Raus ist sie trotzdem. Am Ende ist das Löwenurteil dann ziemlich einstimmig: „praktisch, aber schrecklich“.
Jörg Blin kredenzt Jochen Schweizer, Lencke Steiner und Frank Thelen frisch nach der Bottoms Up-Methode gezapftes Bier (Foto © VOX/Bernd-Michael Maurer)
Praktisch ist auf jeden Fall auch die Erfindung, die Jörg Blin vorstellt, wobei er sie nicht selbst gemacht hat, sondern nur über US-Lizenzen für den deutschsprachigen Raum verfügt. Seine Zapfanlage Bottoms Up füllt Bier von unten in die Becher, die über einen Magneten schließen. Vollständig kleckerfrei ist das zwar nicht, aber es geht richtig schnell, so schnell, dass er bei einem Testlauf in einem Fußballstadion doppelt so viel Bier wie ein Stand mit herkömmlicher Technik verkaufen konnte. Der Markt ist gerade in Deutschland also zweifellos da, und entsprechend sportlich sind sind seine Vorstellungen: Für 500.000 Euro will er nur 5 % seines Unternehmens abgeben. Einen Businessplan hat er allerdings nicht, und so kommt es wie so oft an diesem Abend. Das Produkt überzeugt die Löwen, die Bewertung ist aber gemessen am bisher erzielten Gewinn viel zu hoch angesetzt und verhindert den Abschluss.
Raphael und Maxim Nitsche mit Math42, ihrer Antwort auf alle Rechenfragenn (Foto: © VOX/Bernd-Michael Maurer)
Die Brüder Maxim (19) und Raphael Nitsche (18) kommen in die Höhle der Löwen, um Geschichte zu schreiben. Sie sind nicht nur das jüngste Gründerduo, das dort je erschienen ist, sie hoffen auch auf die höchste Investitionssumme aller Zeiten. Zwei Millionen Euro für 20 % wollen sie haben. Das ist gar nicht so abenteuerlich, wie es zuerst erscheint, denn ihre App Math42 ist ziemlich brilliant. Sie ermöglicht Nachhilfe in Mathematik bis ins kleinste Detail. Dafür gibt es einen riesigen Markt, den schlecht in Mathe zu sein gehört ja irgendwie zum guten Ton. Die Löwen sind begeistert von den selbsternannten Supernerds, vor allem Frank Thelen kommt aus dem Schwärmen gar nicht wieder heraus. „Neuer Mark Zuckerberg“ und „kann ich für 100 Millionen verkaufen“ raunt er und steht kurz davor, tief in die Tasche zu greifen. Da stellt sich heraus, dass die Brüder gar nicht die Mehrheit an dem Unternehmen besitzen. Die hält der Vater, auch kein Dummkopf und Entwickler eines Schachcomputers. Leider ist Senior nicht vor Ort, und so will Thelen das Geschäft nicht machen.
Vielleicht hätte eine App für die Berechnung von Löwen-Deals mehr Erfolg gehabt, denn blickt man auf die Sendung zurück, dann haben sich in dieser Sendung wirklich alle Kandidaten auf die eine oder andere Art verrechnet.
Foto ganz oben: © VOX/Frank W. Hempel