Gestern war es wieder so weit: Der Klassiker unter den Dschungelprüfungen stand bei der ebenso populären wie umstrittenen RTL-Show „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“ auf dem Programm – das Essen von allerlei vermeintlich eckeligem Getier. Dabei sind Insekten als Nahrungsmittel weit mehr als nur Teil einer unappetitlichen Mutprobe. Die Gründerfreunde haben bei dem Onlineshop Snack-Insects nachgefragt.
Die Weltbevölkerung wächst nach wie vor und wird in diesem Jahrhundert mit ziemlicher Sicherheit die 10-Milliarden-Marke überschreiten. Die Anbauflächen für die Landwirtschaft sind begrenzt, die Qualität der Böden leidet unter zu intensiver Nutzung, Massentierhaltung ist nicht nur aus der Sicht von Tier- und Umweltschützern ein heikles Thema. Eine ernsthafte Lösung für bestehende und kommende Nahrungsengpässe können in der Tat Insekten sein, die in vielen Ländern schon lange mit auf der Speisekarte stehen.
Insekten haben einen höheren Proteingehalt als etablierte Fleischlieferanten, enthalten viele wichtige Vitamine und Mineralstoffe wie Eisen und Kalzium sowie ungesättigte Fettsäuren. Auch die Ökobilanz ist augezeichnet, denn sie sind leicht zu züchten, benötigen wenig Platz und Wasser, verursachen weniger Emissionen von Schadstoffen und sind hervorragende Futterverwerter: Zehn Kilo Futter erzeugen acht bis neun Kilo essbare Insekten, aber nur etwa ein Kilo Rindfleisch.
Da nützt auch die beste Tarnung nichts (Bild ganz oben), am Ende landen die Heuschrecken auf dem Teller (Arten auf beiden Bildern nicht identisch)
All diese Tatsachen überzeugten Folke Dammann und führten dazu, dass er Anfang 2013 Snack-Insects gründete, einen Online-Shop für essbare Insekten. Es gibt dort Heuschrecken, Grillen und Würmer (genauer gesagt: Larven, denn echte Würmer sind keine Insekten) zum Kochen, Knabbern, in Schokolade und in Lollies (Bild unten: Skorpione, die auch keine Insekten sind). Letzteres ist wohl eher als Gag zu verstehen.
Nach und nach konnte Snack-Insects diverse Wiederverkäufer, Großkunden wie Globetrotter und Gastronomen mit die Restaurantkette Mongos von den Produkten überzeugen. Über Info- und Verkostungsaktionen versucht Folke Dammann, die bei vielen Menschen vorhandene Scheu vor Insekten als Nahrungsmittel zu nehmen. Eine Rezeptrubrik auf der Webseite zeigt die vielfältigen Zubereitungsmöglichkeiten. Der Plan geht auf, mittlerweile kann Dammann hauptberuflich von Snack-Insects leben, und das „Dschungelcamp“ gibt ihm gerade einen zusätzlichen Schub: Nach einer Erwähnung im Nachtjournal von RTL waren einige Produkte vorübergehend ausverkauft.
Speiseinsekten sind kein billiges Vergnügen, je nach Art und Zubereitung können 100 Gramm bis zu 50 Euro und mehr kosten. Darum sieht Dammann sie aktuell auch als Nischenangebot, ist aber zuversichtlich, dass sich das ändern kann: „Momentan sind richtige Speiseinsekten, wie wir Sie von speziellen europäischen Farmen beziehen, noch sehr teuer. Somit sind Insekten als tägliche Nahrungsalternative heutzutage kaum bezahlbar. Aber mit zunehmender Toleranz und somit steigender Nachfrage in der Bevölkerung werden sich auch die Preise entsprechend anpassen und dann den Weg zum Massenprodukt ebnen. Ich gehe zwar nicht davon aus, dass künftig hierzulande nur noch mit Insekten gekocht wird, aber eine industrielle Nutzung von Insektenmehl als Proteinlieferant wäre schon wünschenswert und sinnvoll.“
Folke Dammann präsentiert sein Angebot (Fotos 2-4 von der Webseite Wüstengarnele)