Die vorerst letzte Folge von „Die Höhle der Löwen“ präsentierte noch einmal die mittlerweile klassischen Themen: Hunde, was Leckeres zu essen, haltlose Überbewertungen, was für die Fitness und herzige Familienunternehmen. Und eigentlich könnte die Sendung auch die Jochen Schweizer-Show heißen.
Aleksandra Bettin mit Hündin Chica und den Klamotten von HappyStaffy (Foto: VOX/Sony)
Bei der letzten Folge von „Die Höhle der Löwen“ wollen wir besonders darauf achten, ob denn auch möglichst viele der in den letzten Wochen liebgewonnenen Phrasen und Klisschees auftauchen (in der Folge fett gedruckt). Ein wahres Feuerwerk davon bietet gleich die erste Kandidatin. HappyStaffy kreiert maßgeschneiderte Mode für Hunde. Muss das sein, fragt da sicherlich nicht nur Frank Thelen. Ja, antwortet die Gründerin Aleksandra Bettin, denn einigen Hunderassen ist der deutsche Winter zu kalt, andere Vierbeiner mögen keinen Regen. Das leuchtet ein, und Judith Williams ist schwer begeistert von der Qualität der Hundeklamotten; vielleicht lassen die sich auch für die Herrchen und Frauchen schneidern, für den ganz speziellen Partnerlook. Frank Thelen sieht darin kein skalierbares Business, und Jochen Schweizer bringt zwar seinen Lieblingsspruch von der Hand am Arm unter, erkennt aber auch keinen Investment Case. Auch Lencke Steiner ist raus, wie alle anderen. Der Abend beginnt also ohne Deal.
Skolder: Thomas Ebster (Foto: VOX/Sony)
Der Österreicher Thomas Ebster ist Skilehrer und daher mit der Frage bestens vertraut, wie man seine Skier am besten trägt. Ob über der Schulter, irgendwie vor dem Bauch oder auf andere Weise, richtig praktisch und bequem ist das in keinem Fall. Also hat er den Tragegriff Skolder erfunden, den er in China produzieren lässt. Die Qualitätskontrolle übernimmt sein dauerhaft in Hong Kong lebender Geschäftspartner Florian Matt vor Ort, eine Konstellation, die die Löwen überzeugt. Wie auch das Produkt selbst, aber noch spannender finden sie die Tatsache, dass Skolder nur ein Teil der Firma iFlow ist, die auch Sportbekleidung im Angebot hat. Okay, nicht alle Löwen finden das, Judith Williams lacht das Produkt nicht an und ist raus, während Jochen Schweizer einen großen Deal wittert. Er hat kürzlich eine Merchandising-Firma gegürndet, die Artikel passend zu verschiedenen Erlebnissen verkauft. IFlow wäre dazu eine ideale Ergänzung, deshalb bietet er 360.000 Euro für 33 % Prozent. Während Ebster sich mit seinem Partner per Telefon berät, bestätigen sich die Löwen gegenseitig, wie fair das Angebot doch sei. Und tatsächlich, der Deal kommt zustande.
Genau wie der mit Popcornloop aus der Sendung von vor zwei Wochen (hier unser Bericht). Und schon wieder muss der vom Unternehmerschicksal gebeutelte Gründer einen Nackenschlag hinnehmen, denn sein Lieferant hat ihn mit minderwertiger Ware betrogen. Zum Glück hat er jetzt Strahlefrau Judith Williams an seiner Seite. Mit ihr wird bestimmt alles gut, zumal die Nachfrage riesengroß ist. Eine weitere Erfolgsstory aus dem Reich der Löwen, so suggeriert zumindest der kurze Rückblick.
Jochen Schweizer testet den Antelope Suit von Philipp G. Schwarz und Kay Rathschlag (Foto: VOX/Sony)
Bei Antilope Suit scheiden sich die Geister: Einige halten die High-Tech-Sportbekleidung für eine geniale Idee und sehen darin ein Produkt mit großem Potenzial, andere finden sie eher albern und eines echten Sportlers unwürdig. Mittlerweile hat das Startup aus Frankfurt unter anderem beim Startups@Reeperbahn-Pitch gewonnen, bei Indiegogo über 400.000 US-Dollar Crowdfunding-Gelder eingesammelt und diversen professionellen Investoren weit über eine halbe Million Euro entlockt. All das erfährt der Zuschauer in der Sendung allerdings nicht, was einen entscheidenden Makel der Sendung offenbart: die fehlende Aktualität, bedingt durch die Aufzeichnung schon im Frühjahr. Immerhin spiegelt das grundsätzliche Urteil der Löwen die allgemeine Stimmung wider: Frank Thelen glaubt an den Trend, seinen Körper mit allen Mitteln zu optimieren und die Idee, den Muskelaufbau per in die Kleidung eingebauter Elektrostimulation zu verstärken, Jochen Schweizer lehnt das als alte Sportskanone ab. Einig sind sich alle, dass die Produkte zu teuer (bis zu 1.300 Euro) und die Eigenbewertung zu hoch (fünf Millionen) sind, und verzichten auf ein Investment. Die Löwen haben die Antilopen gefressen.
Thomas Spieler, Kristina Zerr und Martin Sluk mit den Frizle-Spätzle (Foto: VOX/Sony)
Wer Spätzle gern selber macht kennt das Problem: Der Teig klebt überall, und die Reinigung der involvierten Küchengeräte ist eine lästige Angelegenheit. Gut, soo viele kennen das Problem vielleicht nicht, aber zumindest Thomas Spieler und Martin Sluk, die seit gemeinsamen Tagen in der Krabbelgruppe Freunde sind, hat es so genervt, dass sie Frizle erfunden haben. Das ist ein Bio-Spätzleteig in einer neu entwickelten Verpackung, die man so ausquetschen kann, dass die frischen Schwabennudeln fertig ins heiße Wasser purzeln und nach wenigen Minuten gegessen werden können. Wir haben die Bärlauchvariante in unserer Gründerfreunde-Versuchsküche getestet und festgestellt: schmecken gut, vor allem aufgebraten, neigen aber zur Klumpenbildung. Judith Williams würde gern mit der ebenfalls für Frizle tätigen Lebensmitteltechnikerin Kristina Zerr zusammenarbeiten, mit den Jungs weniger. Spielt aber keine Rolle, denn in einem sind sich alle einig: Die von den Gründern aufgerufene Eigenbewertung von fünf Millionen Euro ist viel zu hoch. Ein weiterer Klassiker der Show: Der Deal scheitert an einer überzogenen Bewertung.
Schnee Ade: Michael und Ottmar Debus (Foto: VOX/Sony)
Ein Paar hat die heutige Folge zwar nicht zu bieten, dafür aber ein bodenständiges Familienunternehmen: Vater Ottmar Debus hat die Erfindung gemacht, Sohn Michael soll jetzt das Geschäft voranbringen. Die Erfindung namens Schnee Ade ist ein Schieber, der nicht nur Schnee geräuschlos beiseite schaffen soll, sondern auch viele andere Dinge, die nutzlos am Boden liegen. Judith Williams fragt immer wieder nach, was das Gerät noch so alles kann und ist nie ganz zufrieden. Zudem ist das Produkt mit einem Preis von mindestens 98 Euro ziemlich teuer, weshalb die Löwen raten, am Produktionsprozesss zu feilen (bisher: alles in Eigenarbeit) und so die Herstellungskosten zu drücken. Judith Williams enthüllt, dass sie als Teenager einen kleinen Hühnerstall hatte, ist immer noch nicht überzeugt von den Anwendungsmöglichkeiten des Schiebers (Laub, Fegespähne, Löschschaum und so manches mehr) und steigt schließlich aus.
My Schoko World: Christian Keller (Foto: VOX/Bernd-Michael Maurer)
„Das war der stärkster Gründer bisher.“ So lautet das Urteil von Jochen Schweizer über Christian Keller. Der hat schon reichlich Erfahrung in der Spielwahrenbranche sammeln können und dabei 800.000 Memoryspiele aus Schokolade verkauft. Darauf baut sein neuestes Projekt My Schoko World auf: belgische Schokolade, deren Verpackung die Kunden mit eigenen Fotos individuell gestalten können. Das gefällt den Kunden ebenso wie das Auftreten des Geschäftsmanns, und so kann der zwischen zwei Angeboten wählen: 80.000 Euro für 30 % Geschäfsanteile, entweder vom Duo Vural Öger/Judith Williams oder von Jochen Schweizer. Der kämpft mit harten Bandagen und unterstellt Williams, als Angstellte eines Shoppingsenders keine verbindlichen Zusagen machen zu können, während er als Unternehmer frei entscheiden kann. So bissig waren die Löwen selten. Aber auch Keller zeigt Biss und findet 30 % zu viel. Öger und Williams steigen aus, während Schweizer die Gelegenheit nutzt, auf 25,1 % geht und „Die Höhle der Löwen“ endgültig zu seiner Show macht. Die endet also mit Deal.
Oder auch nicht, denn im Nachhinein stellt sich oft heraus, dass es zwischen Gründern und Löwen doch nicht gefunkt hat. Fast die Hälfte der Deals platzt später, was die Zuschauer aber leider nicht erfahren. Das ist eine der Schwächen der Sendung, die aber insgesamt prächtig unterhalten hat und die beste Werbeplattform ist, die Startups überhaupt haben können. Wir freuen uns jetzt schon auf die nächste Staffel im kommenden Jahr!
Foto ganz oben © VOX / Stefan Gregorowius