Eines der wohl größten Tabu-Themen in unserer Gesellschaft, vor allem aber in der Wirtschaft, ist die Erkrankung an Depressionen und der Umgang mit Betroffenen am Arbeitsplatz. Ein Thema, das wohl kaum zur Genüge diskutiert wird. Laut dem Bundesgesundheitsministerium leiden zwischen 16 und 20 von 100 Menschen an Depressionen. Wir haben uns gefragt, welche Faktoren zur Entstehung dieser Krankheit beitragen, was passiert, wenn die Arbeitsfähigkeit ein Tief erreicht und wie Arbeitgeber und Kollegen in einer solchen Situation behilflich sein und unterstützend handeln können. Das Thema Depression ist ein großes Tabu in der Arbeitswelt. Denn: Ohne zu funktionieren, kann eine von Kapitalismus geprägte Wirtschaft schließlich nicht viel mit den Betroffenen anfangen. Starten wir also einen Versuch, das Tabu aufzuheben und die Kommunikation über ein solch relevantes Thema anzukurbeln.
- Wie können Depressionen entstehen?
- Die gängigen Symptome einer Depression
- Was tun, wenn man wegen Depressionen nicht arbeiten kann?
- Wie Arbeitgeber und Kollegen helfen können
Wie können Depressionen entstehen?
Es gibt verschiedene Wege, die zu einer Depression führen kann. Da es sich hier um eine mentale Krankheit handelt, sind Entstehung und Verlauf nicht pauschal vorherzusagen. Beide Faktoren können individuell unterschiedlich verlaufen. Allerdings gibt es bestimmte Muster und Symptome die regelmäßig auftreten können. Die allgemeinen Untersuchungen zur Entstehung von Depressionen stützen sich auf unterschiedliche Theorien. Befasst man sich mit dem Multifaktoriellen-Modell, stolpert man demnach über den Zusammenschluss diverser Zusammenhänge. Ebendiesem Modell nach zu urteilen, können sowohl genetische, biochemische, Umwelteinflüsse und Persönlichkeitsfaktoren eine entscheidende Rolle in der Entstehung einer Depression spielen. Zur Behandlung von Depressionen werden vor allem drei Arten der anerkannten therapeutischen Behandlungsverfahren: Tiefenpsychologisch fundierte Therapie, kognitiv-behaviorale Therapie und die Psychoanalyse. In individuellen Fällen werden ebenfalls begleitend zur Therapie Medikamente empfohlen.
Die gängigen Symptome einer Depression
Soziale Isolation, Müdigkeit, die Abwesenheit von Freude, Appetitverlust, Schlafstörungen und ein geringes Selbstwertgefühl. Hiermit fangen wir nur einige der zahlreichen Symptome von Depressionen ein. Die depressive Stimmung kann oft in einem auffallenden Maß auftreten und besonders wenn sie über einen längeren Zeitraum anhält, sollte untersucht werden, ob eine depressive Erkrankung vorliegen könnte. Die Abwesenheit von Freude geht Hand in Hand einher mit der depressiven Stimmung. Die Lust und Freude an bisherigen Interessen und Tätigkeiten, scheinen kaum mehr befriedigend zu sein. Dazu kommt, dass sowohl Selbstvertrauen, als auch Selbstwertgefühl oft nicht nur sinken, sondern in vielen Fällen gar Selbstvorwürfen und Selbstzweifeln die Bühne abtreten müssen. Das ständige Sorgen und Grübeln kann in solchen Fällen oft mit Angststörungen einhergehen.
Eines der bekanntesten Symptome einer Depression ist immense Müdigkeit und der Verlust von Motivation oder Antrieb. Nichts scheint Sinn und Zweck zu haben und wenn doch, ist das Gewicht der Welt, was auf den eigenen Schultern zu lasten scheint viel zu schwer, um sich die Müdigkeit zu bekämpfen. Kommen dann schließlich noch fehlende Konzentration, regelmäßige Schlafstörungen oder Appetitverlust hinzu, ist es gut möglich, dass eine Depression vorliegt.
Wichtig ist vor allem zu beachten, dass sowohl Angstzustände, als auch ein Burn-out-Syndrom unter die Kategorie der depressiven Erkrankungen fallen.
Was tun, wenn man wegen Depressionen nicht arbeiten kann?
Leidet man unter Depressionen, kann man sich wie bei jeder anderen Erkrankung ganz normal krankschreiben lassen. Die Regelungen sind hier ähnlich, wie bei jeder anderen Krankheit auch. Wird man aufgrund einer Depression krankgeschrieben, muss man Arbeitgeber unmittelbar darüber informieren und die Krankschreibung vorlegen. Durchschnittlich werden Arbeitnehmer im Fall einer Depression 65 Tage krankgeschrieben. Dies kann abweichen, wenn eine stationäre Behandlung notwendig sein sollte, was in der Regel dann eintritt, wenn Suizid-Gedanken auftreten.
Auch die Frage der Entgeltfortzahlung ist keine unwichtige, da sich Depressionen oft über einen langen Zeitraum ziehen können und es schwer ist, eine reguläre Genesungszeit einzuschätzen. Generell können Arbeitnehmer bis zu sechs Wochen lang Entgeltfortzahlung erhalten, wenn sie aufgrund von Depressionen krankgeschrieben sind und nicht arbeiten können. Für den Fall, dass man über einen längeren Zeitraum krankgeschrieben ist, wird die Entgeltfortzahlung beendet und die Krankenkasse zahlt Krankengeld. Außerdem ist es hilfreich zu wissen, dass im Falle einer Depression oder psychischen Störung „mit Krankheitswert“, die Krankenkasse die gesamten Behandlungskosten übernimmt.
Wie Arbeitgeber und Kollegen bei Depressionen helfen können
Geht es spezifisch um die Folgen von Depressionen und darum, was vor allem Arbeitgeber und Kollegen tun können, sollten unterschiedliche Faktoren mit einbezogen werden.
Zunächst sollte erwähnt werden, dass die Erkrankung an einer Depression oft gravierende Folgen, nicht nur für den*die Betroffene haben können, sondern ebenfalls schwerwiegenden Einfluss sowohl auf die Leistungs- und Arbeitsfähigkeit haben kann. Vor allem, wenn es sich um ein Burn-out-Syndrom handelt, kann auch oft die Arbeit zur Entstehung der Erkrankung beigetragen haben. Für Kollegen und Arbeitgeber kann es durchaus eine Herausforderung sein, den richtigen Weg zu finden, um mit dem betroffenen umzugehen. Hier ist es in den meisten Fällen hilfreich die Person direkt, aber umsichtig zu fragen. „Wie kann man helfen? Wie kann man Dich unterstützen?“
Auch kann es behilflich sein, nachzufragen, ob eventuell die derzeitige workload angepasst werden solle, um dem Heilungsprozess entgegen zu kommen.
Abgesehen davon sollten allerdings vor allem wenig hilfreiche Aussagen zurückgehalten werden. „Reiß Dich zusammen“, „Sei doch nicht so emotional“, „Erfreu Dich an den kleinen Dingen im Leben“. Diese Aussagen sind in den meisten Fällen eher kontraproduktiv und führen in den schlimmsten Fällen nur dazu, dass sich der Betroffene weiter sozial isoliert.
Womit Arbeitgeber aber vor allem von ihrer Seite aus helfen können, wären flexible Arbeitszeiten, angepasste Arbeitsräume und vor allem Verständnis, Unterstützung und Einsicht.
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