Die Schweiz gilt so manchem als Innovationsweltmeister. Wer am Mittwoch die «TOP 100 Swiss Startup Award»-Gala im Lausanner Beau Rivage Palace verfolgt hat, weiß wieso. Jungunternehmen, welche auf Spitzenforschung aus den international renommierten Schweizer Hochschulen basieren, machen sich daran, ganze Industrien aufzumischen.
Seit 2011 nominieren 100 profunde Kenner der Startup-Szene der Schweiz ihre zehn Favoriten. Das Erfolgspotenzial ist dabei das entscheidende Kriterium. Daneben gilt, dass die Startups nicht älter als fünf Jahre sein dürfen. Die Experten sind zumeist erfahrene Investoren, die abschätzen können, welche Jungunternehmen das Potenzial haben, sich international durchzusetzen. Dass die Jury einen guten Riecher hat, zeigten die letzten fünf Jahre: So sind beispielsweise 90 der 2011 nominierten 100 Unternehmen noch aktiv am Markt. Bisher legten Investoren Hunderte von Millionen in diese Startups an. Zuletzt gab InSphero, der Gewinner von 2014, eine weitere Finanzierungsrunde über zwanzig Millionen Franken bekannt.
Auch Amerikaner haben Interesse an «Hightech Made in Switzerland». Neben dem Biotechunternehmen Covagen, das für 220 Millionen Franken an Johnson & Johnson verkauft wurde, war auch Intel aktiv und hat mit dem Kauf von Lemoptix und Composyt Light Labs gleich zweimal zugeschlagen. Aktuell brodeln die Gerüchte über eine Übernahme des Züricher Startups faceshift durch Apple.
Auf Platz eins in diesem Jahr schafft es das Cleantech-Startup L.E.S.S. mit stromsparenden Lichtquellen, die dünner als ein menschliches Haar sind und herkömmlichen LEDs Konkurrenz machen. Schweizer Uhrenhersteller sowie deutsche und japanische Unternehmen setzen bereits auf das Lichtwunder aus Lausanne. Den zweiten Platz belegen die Macher von Abionic (Bild oben). Mit Allergieschnelltests, die erstmalig direkt in Arztpraxen und Apotheken angewendet werden, zielen sie auf einen Milliardenmarkt. Und ein Newcomer erklimmt Platz drei: Flyability zeigt, warum die Drohne der Zukunft sanft und kugelförmig sein wird. Aus Dubai gab es zudem den mit einer Millionen US-Dollar dotierten «Drones for Good»-Award für das Flyability-Team (Bild unten). Alle drei Überflieger stammen von der ETH Lausanne.
Nicht nur Startups der beiden ETH Standorte Zürich und Lausanne schafften es ins TOP 100 Ranking, sondern auch solche aus zahlreichen weiteren Schweizer Kantonen, wie beispielsweise die Walliser Jungfirma Biowatch (Rang 60), AgriCircle aus Rapperswil (Rang 88) oder Polyneuron Pharmaceuticals (Rang 39) als Spin-off der Universität Basel. Überdurchschnittlich viele sind in hochinnovativen Branchen wie in den Life Sciences oder der Informations- und Nanotechnologie zu Hause. In der Liste finden sich aber auch ein innovativer Jeansproduzent und ein Urban-Farming-Anbieter. Auf startup.ch werden alle Firmen der TOP 100 detailliert vorgestellt.
Bild ganz oben: Simon Rivier und Yann Tissot von L.E.S.S.