In vielen Unternehmen gehören Überstunden zum Arbeitsalltag. Doch wie werden sie ausgeglichen? In diesem Artikel erfahren Unternehmer und Arbeitnehmer, wann Freizeitausgleich möglich ist, welche gesetzlichen Regelungen gelten und welche praktischen Beispiele es gibt.

1. Was ist Freizeitausgleich und wann steht er zu?

Freizeitausgleich bedeutet, dass Arbeitnehmer für geleistete Überstunden bezahlte Freizeit erhalten. Ob ein Anspruch darauf besteht, hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von den vertraglichen Vereinbarungen und der gesetzlichen Regelung.

Beispiel:

Ein Mitarbeiter einer Werbeagentur arbeitet aufgrund eines dringenden Kundenprojekts zwei Stunden länger als üblich. In seinem Arbeitsvertrag ist festgelegt, dass Überstunden durch Freizeit ausgeglichen werden. Sein Arbeitgeber gewährt ihm daher zwei Stunden bezahlte Freizeit an einem späteren Tag.

Quelle: t-online.de

2. Gesetzliche Grundlagen: Welche Regelungen gelten?

Das Arbeitszeitgesetz (ArbZG) legt fest, dass die tägliche Arbeitszeit auf acht Stunden begrenzt ist (§ 3 ArbZG). Eine Verlängerung auf bis zu zehn Stunden ist nur erlaubt, wenn innerhalb eines Zeitraums von sechs Monaten ein Durchschnitt von acht Stunden pro Tag nicht überschritten wird. Der Freizeitausgleich sorgt dafür, dass dieser Durchschnitt eingehalten wird.

Zusätzlich regelt § 612 Abs. 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB), dass eine Vergütung für Überstunden als stillschweigend vereinbart gilt, wenn die zusätzliche Arbeit üblicherweise bezahlt wird.

Beispiel:

Ein Arbeitnehmer in der Logistikbranche arbeitet an fünf Tagen hintereinander jeweils zehn Stunden. Sein Arbeitgeber ist verpflichtet, ihm innerhalb von sechs Monaten einen Freizeitausgleich von insgesamt zehn Stunden zu gewähren, um den gesetzlichen Durchschnitt von acht Stunden pro Tag einzuhalten.

Quellen:

Wie wird Freizeitausgleich gewährt?

Ob und wann Freizeitausgleich genommen werden kann, entscheidet in der Regel der Arbeitgeber. Arbeitnehmer dürfen nicht eigenmächtig ihren Freizeitausgleich nehmen. In der Praxis werden jedoch oft Absprachen zwischen beiden Seiten getroffen.

Beispiel:

Ein Softwareentwickler hat in einer arbeitsreichen Phase Überstunden angesammelt. Sein Arbeitgeber erlaubt ihm, diese in einer ruhigeren Woche als zusätzliche freie Tage abzubauen.

Quelle: wbs.legal

4. Ist der Arbeitgeber verpflichtet, Überstunden zu bezahlen?

Wenn im Arbeitsvertrag, Tarifvertrag oder einer Betriebsvereinbarung keine andere Regelung getroffen wurde, müssen Überstunden in vielen Fällen vergütet werden. Eine pauschale Abgeltungsklausel im Vertrag ist jedoch nicht immer rechtlich wirksam, insbesondere wenn sie keine genaue Anzahl der mit dem Gehalt abgegoltenen Überstunden nennt.

Beispiel:

Eine junge Führungskraft in einem Startup arbeitet regelmäßig mehr als die vertraglich vereinbarten 40 Stunden pro Woche. Da ihr Gehalt bereits Überstunden pauschal abdeckt und dies im Arbeitsvertrag konkret geregelt ist, hat sie keinen Anspruch auf zusätzliche Vergütung oder Freizeitausgleich.

Quelle: rechtsanwalt-bach.de

Kann der Arbeitgeber Freizeitausgleich anordnen?

Arbeitgeber dürfen Freizeitausgleich anordnen, wenn es betriebliche Gründe gibt, beispielsweise bei einem geringeren Arbeitsaufkommen. Allerdings darf er dies nicht tun, wenn im Arbeitsvertrag eine Vergütung für Überstunden ausdrücklich vereinbart wurde.

Beispiel:

Ein Maschinenbauer hat in den vergangenen Monaten viele Überstunden aufgebaut. Aufgrund eines geringeren Auftragseingangs entscheidet der Arbeitgeber, dass er eine Woche Freizeitausgleich nehmen muss, um seinen Überstundenabbau zu ermöglichen.

Quelle: sieda.com

6. Freizeitausgleich bei Krankheit: Was gilt?

Wenn ein Arbeitnehmer während des Freizeitausgleichs krank wird, dürfen diese Tage nicht einfach als genommen gelten. Stattdessen werden sie gutgeschrieben, sodass der Freizeitausgleich zu einem anderen Zeitpunkt nachgeholt werden kann.

Beispiel:

Eine Bürokauffrau nimmt zwei Tage Freizeitausgleich, wird jedoch krank. Ihr Arbeitgeber darf diese Tage nicht als genommen werten, sondern muss ihr ermöglichen, den Freizeitausgleich später nachzuholen.

Quelle: personio.de

7. Dokumentation von Überstunden: Warum ist sie wichtig?

Arbeitnehmer sollten ihre Überstunden genau dokumentieren, um im Streitfall nachweisen zu können, dass sie tatsächlich geleistet wurden. Fehlt ein Nachweis, kann es passieren, dass der Arbeitgeber den Freizeitausgleich verweigert oder verlangt, dass stattdessen Urlaub genommen wird.

Beispiel:

Ein Außendienstmitarbeiter notiert täglich seine Arbeitszeiten in einer Excel-Tabelle. Als er nach mehreren Monaten um Freizeitausgleich bittet, kann er durch seine Dokumentation problemlos nachweisen, dass er tatsächlich Überstunden geleistet hat.

Quelle: wbs.legal

8. Fazit: Klare Regelungen helfen beiden Seiten

Für Unternehmen ist es wichtig, klare Regelungen für Überstunden und Freizeitausgleich zu treffen. Dies kann durch Arbeitsverträge, Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträge geschehen. Eine transparente Kommunikation und sorgfältige Dokumentation sorgen für rechtliche Sicherheit und vermeiden Missverständnisse.

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