Das deutsche Steuersystem ist komplex – so viel ist bekannt. Wer sich jedoch selbstständig macht, muss sich noch einmal mit ganz neuen Begriffen wie der Gewerbe- oder der Umsatzsteuer herumplagen. Als sei die jährliche Steuererklärung nicht genug, wird die Buchhaltung plötzlich deutlich aufwändiger und somit auch fehleranfällig.
Viele Gründer tappen somit immer wieder in dieselben Fettnäpfchen. Das ist aber nicht nur ärgerlich und macht zeitintensive Nachbesserungen notwendig, sondern unter Umständen kosten Steuerfehler gleich eine Menge Geld. Gar nicht so selten kommt es vor, dass der falsche Umgang mit dem Thema Steuern das vorzeitige Ende einer Existenzgründung bedeutet. Ein häufiges Beispiel dafür sind unerwartet hohe Steuernachzahlungen, wenn der betreffende Gründer nicht ausreichend Geld zur Seite gelegt hat. Doch dieser ist nicht der einzige häufige Steuerfehler von deutschen Existenzgründern. Wo also lauern die Fallen und vor allem: wie lassen sich diese vermeiden?
Fehler #1: Steuervorauszahlungen
Dieser erste Fehler wurde zwar bereits angeschnitten, doch soll er an dieser Stelle noch einmal im Detail aufgeschlüsselt werden, denn er gehört definitiv zu den häufigsten sowie gravierendsten. In der Selbstständigkeit funktionieren Steuerzahlungen gänzlich anders als bei einem Arbeitnehmer. Das betrifft sowohl Großunternehmen als auch „kleine“ Solo-Selbstständige in Form von Gewerbetreibenden oder Freiberuflern. Dies liegt daran, dass das Finanzamt zum Jahresbeginn noch keine Anhaltspunkte hat, wie hoch das zu versteuernde Einkommen am Ende des Geschäftsjahres sein wird. Dies macht es schwierig, jeden Monat den mehr oder weniger passgenauen Betrag an Einkommensteuer abzuführen. Aus diesem Grund müssen Selbstständige zu Beginn ihre Steuern erst einmal nachzahlen. Der Fiskus wartet somit ab, wie hoch der Gewinn nach Abzug aller Ausgaben tatsächlich ist und somit auch die Steuerlast. Der Gründer erhält daraufhin irgendwann im zweiten Geschäftsjahr einen Zahlungsbescheid. Wer dann nicht ausreichend Geld zur Seite gelegt hat, kommt schnell in Liquiditätsschwierigkeiten.
In den anschließenden Geschäftsjahren richten sich die Steuervorauszahlungen an diesem Wert aus. Auch das bringt jedoch einige Tücken mit sich: Einerseits werden in demselben Jahr Steuernachzahlungen sowie Steuervorauszahlungen fällig. Hat der Existenzgründer diese Doppelbelastung nicht auf dem Schirm, sprengt sie schnell das vorhandene Budget. Andererseits verändern sich die Gewinne von Jahr zu Jahr, bestenfalls steigen sie natürlich stetig. Somit reichen auch diese Vorauszahlungen oft noch nicht aus, um die Steuerlast vollständig zu begleichen. Auch hier werden somit nach dem Jahresabschluss häufig noch hohe Nachzahlungen fällig. Es ist somit unerlässlich, von Beginn der Selbstständigkeit an ausreichend Rücklagen zu bilden. Als Faustformel nennen Steuerberater grob 30 Prozent Steuern, die zur Seite gelegt werden sollten – je mehr, desto besser. Noch besser wäre es allerdings, den voraussichtlichen Gewinn und somit auch die zu erwartenden Steuernachzahlungen sowie -vorauszahlungen jederzeit im Blick zu behalten.
Fehler #2: Papierchaos
Genau das stellt aber für viele Gründer eine echte Herausforderung dar, denn Rechnungen, Verbindlichkeiten, Steuerbescheide & Co ergeben auf ihrem Schreibtisch nicht selten ein riesiges Chaos. Je früher die Buchhaltung also digitalisiert sowie automatisiert wird, umso einfacher ist es, den Überblick zu behalten und somit auch existenzgefährdende Fehler für die Gründung präventiv zu verhindern.
Fehler #3: Kein Steuerberater
Bei diesem Überblick kann und sollte auch ein Steuerberater helfen. Keine Frage, für einen Gründer ist das eine Menge Geld und so wäre es verlockend, die Steuern zumindest in den ersten Jahren selbst zu handhaben. Genau hier ist es aber wichtig, korrekt sowie transparent zu arbeiten, möglichst viel von der Steuer abzusetzen und das noch junge Unternehmen finanziell auf stabile Grundpfeiler zu stellen. Ein Steuerberater ist daher für jeden Existenzgründer sinnvoll, unabhängig von der Art und Größe seines Unternehmens.
Fehler #4: Inkorrekte Rechnungen
Viele Gründer machen sich selbst, ihren Kunden sowie den Steuerberatern allerdings das Leben schwer, indem sie inkorrekte Rechnungen ausstellen. Keine Frage, die Bestimmungen sind komplex und gelten selbst für einen Freelancer mit minimalem Einkommen, wo sie übertrieben erscheinen mögen. Lediglich für Kleinbeträge unter 250 Euro gibt es Lockerungen bei der Gesetzgebung. Dennoch kommen Gründer nicht um das Thema herum, um aufwändige sowie aus Kundensicht peinliche Nachbesserungen zu vermeiden. Welche Angaben eine korrekte Rechnung enthalten muss, wird im Artikel „Diese Finanztipps sind für jeden Gründer unverzichtbar“ aufgeführt.
Fehler #5: Falscher Umgang mit der Umsatzsteuer
Ein großes Thema bei der Buchführung ist für Gründer stets auch die Umsatzsteuer. Diese ist Risiko und Chance zugleich. Einerseits muss natürlich darauf geachtet werden, die Umsatzsteuer in den Rechnungen gesondert auszuweisen und in den Preis einzuberechnen, ansonsten werden die sieben beziehungsweise 19 Prozent später vom eigenen Gewinn abgezogen. Andererseits ist auch nur ein Vorsteuerabzug möglich, wenn die betreffenden Rechnungen die Mehrwertsteuer aufführen. Zwar muss darauf eigentlich der Aussteller der Rechnung achten, doch vier Augen sehen bekanntlich mehr als zwei und hier kann Vorsicht eine Menge Geld sparen. Ob mit Steuerberater oder ohne: Viele Gründer beantragen zudem von Beginn an eine Fristverlängerung zur Voranmeldung der Umsatzsteuer. Das verringert zwar den Aufwand, verlängert aber auch die Dauer von Vorsteuererstattungen. Wer also gerade am Anfang der Selbstständigkeit viele teure Investitionen tätigen muss, ist eventuell ohne eine solche Fristverlängerung besser beraten.
Wer also direkt bei der Gründung auf den richtigen Umgang mit dem Thema Steuern achtet und sich einen kompetenten Steuerberater an die Seite holt, der erhöht seine Chancen auf langfristigen Geschäftserfolg deutlich und verringert zugleich das Risiko von kostspieligen bis hin zu geschäftsgefährdenden Fehlern oder Liquiditätsproblemen.