Dass es nicht immer einfach ist, ein Unternehmen zu gründen, hast Du vielleicht schon mitbekommen. Vielleicht hast Du auch manchmal das Gefühl, dass Dir viele Steine in den Weg gelegt werden, und es folgt eine Hürde nach der nächsten. Möglicherweise lohnt es sich dann für Dich einen Blick in das EU-Ausland zu werfen. Denn nicht überall ist das Gründen mit so vielen Schwierigkeiten verbunden. In diesen Beitrag möchten wir Dir zeigen, welche Vorteile es mit sich bringen kann, in einem anderen EU-Land zu gründen.

Inhalt:

o Was spricht gegen eine Gründung in Deutschland?

o Kann ich überall in der EU gründen?

o Estland

o Bulgarien

o Rumänien

o Litauen

o Fazit

Was spricht gegen eine Gründung in Deutschland?

Wenn Du Dich mit den Formalitäten auseinandergesetzt hast, wirst Du bereits mitbekommen haben, dass es in einigen Belangen wenig attraktiv ist, in Deutschland zu gründen. Zwar gilt der Unternehmensstandort als sehr attraktiv, denn es gibt ein strukturiertes Schulungssystem und viele Förderprogramme. Möchtest Du jedoch gründen, überwiegen die Nachteile. Hier können wir 3 Hauptproblematiken feststellen.

1. Nachteile bei der Steuer: In Deutschland musst Du die Gewinne Deiner GmbH mit ungefähr 30 % versteuern. Die Zahl setzt sich aus 15 % Körperschaftssteuer und 15 % Gewerbesteuer zusammen. Verglichen mit der Besteuerung in anderen Ländern hat Deutschland die vierthöchste Gewinnbesteuerung weltweit. Zum Vergleich: Durchschnittlich liegt die Besteuerung in der EU bei 21,9 %. Klarer Sieger in Bezug auf das Steuerniveau ist Bulgarien mit gerade mal 10 %, gefolgt von Ungarn und Zypern mit je 10,8 und 12,5 %. Auch wenn Du als Freelancer arbeiten möchtest, ist das Niveau der Einkommenssteuer sehr hoch. Mit knapp 48 % liegt Deutschland selbst im weltweiten Vergleich mit an der Spitze. Bereits ab einem Einkommen von 57.919 € muss der Steuersatz gezahlt werden. Hier findest Du einen Überblick über Steuern und Sozialabgaben in Deutschland.

2. Nachteile in der Verwaltung: Die Administration einer GmbH ist in Deutschland relativ aufwendig und im internationalen Vergleich ziemlich bürokratisch. Gründer*innen einer GmbH müssen notariell beglaubigte Gesellschafterverträge aufsetzen und den hohen Anforderungen an die Buchführung gerecht werden. So müssen Jahresbilanzen und Jahresabschlüsse im Bundesanzeiger veröffentlicht werden. Zwar besteht die Möglichkeit, diese Aufgaben von externen Unternehmen übernehmen zu lassen, jedoch sind die Kosten dafür recht hoch.

3. Hohe Lohnkosten und wenig gut ausgebildetes Personal: Im Vergleich zu anderen Ländern sind die Löhne in Deutschland recht hoch. Das heißt für Dich, dass Du zunächst ohne Mitarbeiter*innen auskommen musst oder nur mit wenigen. Hinzu kommt, dass Fachkräfte sehr begehrt sind und dementsprechend schwer zu bekommen.

Es ist nicht unmöglich, in Deutschland zu gründen. Allerdings gibt es EU-Länder, in denen es einfacher ist. Darum möchten wir nun den Gründungsvergleich wagen und schauen, wo es leichter ist, ein Unternehmen zu gründen.

Kann ich überall in der EU gründen?

Als Bürger*in der EU hast Du die Möglichkeit, Dein Unternehmen oder Deine Tochtergesellschaft in einem beliebigen Land in Europa zu gründen. Zwar sind Gründungen immer mit Hürden verbunden, die es zu überwinden gilt. Gerade in einem fremdsprachigen Land können noch größere Herausforderungen aufgrund der Sprachbarriere auf Dich warten. Allerdings lohnt es sich, einen Blick in das EU-Ausland zu werfen. Anders als in Deutschland sind die bürokratischen und finanziellen Hürden zur Gründung wesentlich einfacher zu nehmen. Damit Du einen Überblick bekommst, haben wir für Dich einige Länder zusammengefasst.

Estland

Das Land gilt als wesentlich gründerfreundlicher als Deutschland. Wir haben Dir die wichtigsten Gründe dafür zusammengetragen.

  • Innerhalb Europas als gründerfreundliches Land bekannt.
  • Der Weltrekord für die schnellste Unternehmensgründung wird mit 18 Minuten in Estland gehalten.
  • Die Kommunikation mit dem Finanzamt und anderen Behörden ist komplett digital.
  • Es gibt das E-Ressidency-Programm. Damit kannst Du von überall gründen und verwalten.
  • Die Gründung ist günstig. Du bezahlst eine staatliche Gebühr von 190 € und 25 € für die Eintragung ins Handelsregister. Das Mindeststammkapital von 2500 € muss nicht sofort gezahlt werden
  • In Estland gibt es einige Serviceprovider wie Xolo, 1Office und Lettica, die Dir bei der Gründung helfen.
  • Das gründerfreundliche Steuersystem kommt Dir auch zugute. Es wird eine pauschale Steuer von 20 % erhoben. Allerdings erst, wenn Gewinne, Dividenden oder Geschäftsführergehälter ausgezahlt werden.
  • Weiter gibt es dank des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen Estland und Deutschland von 1998 keine Doppelbesteuerung. Zudem musst Du keine Gewerbesteuer zahlen. IHK-Mitgliedsbeiträge entfallen ebenfalls.

Darüber hinaus ist die Startup-Mentalität viel ausgeprägter als in Deutschland. So findest Du in Tallinn ein großes Netzwerk an Gründer*innen, mit denen Du Dich austauschen kannst.

Bulgarien

Vielleicht denkst auch Du nicht sofort an Firmengründung, wenn Du an Bulgarien denkst. Trotzdem gilt das Land als ein beliebter Ort zum Gründen. Besonders, wenn Du es eilig hast, könnte das Land im Osten der Balkanhalbinsel interessant für Dich sein.

  •  Statistiken zeigen, dass Du in Bulgarien gerade mal 18 Tage zum Gründen brauchst.
  •  Geringe Gründungskosten erleichtern Dir den Einstieg.
  • Auch die bürokratischen Hürden belaufen sich nur auf einen Bruchteil dessen, was Du in Deutschland aufbringen musst.
  • Es gibt kein vorgeschriebenes Mindestkapital. Du kannst also mit 0 € Kapital starten.
  •  Einkommens- und Körperschaftssteuer liegen bei gerade mal 10 %.
  •  Zudem locken geringe Sozialabgaben. Als Unternehmer ist es möglich, nur circa 120 € im Monat an Sozialabgaben zu leisten.
  •  Du kannst Gründerförderungen durch die EU erhalten

Unserer Meinung nach bietet auch Bulgarien viele Vorteile beim Gründen einer Firma.

Rumänien

Eher bekannt aus dem Dracula-Roman, ist das Land im Südosten Europas ebenfalls ein attraktiver Ort zum Gründen. Auch hier erwarten Dich im Vergleich zu Deutschland einige Vorteile, die es zu einem der attraktivsten Länder zum Gründen machen.

  • Die Körperschaftssteuer fällt hier noch niedriger aus als in Bulgarien und Estland – sie liegt bei 3 %, wenn Du ohne Mitarbeiterinnen gründen möchtest. Das gilt bis zu einem Jahresumsatz von 1 Million Euro. Ein weiteres steuerliches Plus: Es gibt keine Gewerbesteuer.
  • Zudem sind die Personalkosten in Rumänien sehr niedrig. So kannst Du bis zu 80 % der Kosten in Deutschland einsparen.
  • Trotz der niedrigen Personalkosten gibt es sehr gut qualifizierte Mitarbeiter*innen.
  • Auch hier ist eine Gründung sehr schnell möglich und dauert ähnlich wie in Bulgarien maximal zwei Wochen.

Mit Blick auf die Steuer ist Rumänien ein sehr attraktives Land zum Gründen.

Litauen

Mit gerade einmal 3 Millionen Einwohner gilt das Land als inoffizielles Paradies für Kleinunternehmer, denn hier warten insbesondere Steuererleichterungen auf Dich. Wenn Du weniger als 10 Mitarbeiter*innen hast, musst Du lediglich 5 % Körperschaftssteuer zahlen.

  • In Deinem ersten Unternehmensjahr entfällt die Körperschaftssteuer komplett. Danach sind es bei bis zu 10 Mitarbeiter*innen und einem Umsatz unter 300.000 € lediglich 5 %. Machst Du mehr Umsatz, steigt der Steuersatz auf 15 %.
  • Außerdem gibt es ein modernes und stabiles Bankensystem.
  • Im Vergleich zu Bulgarien gibt es in Litauen zwar ein Mindeststammkapital, aber das liegt bei gerade mal 2500 €. Zur Erinnerung: In Deutschland sind es 25.000 €.
  • Auch hier kann die Gründung schnell und ohne viel Bürokratie erfolgen.

Damit bietet auch Litauen einige Vorteile gegenüber einer Gründung in Deutschland. Sie ergeben sich aus dem stabilen Bankensystem, den niedrigen Steuersätzen und den geringen Lohnkosten.

Fazit

Ganz abhängig davon, was Du Dir von Deiner Gründung im EU-Ausland erhoffst, kommen unterschiedliche Länder für Dich infrage. Wenn Du auf der Suche nach einer großen Startup-Community bist, dann könnte Estland das richtige für Dich sein. Denn hier gibt es nicht nur eine ausgeprägte Gründermentalität, Du kannst in Estland zudem so schnell wie in keinem anderen europäischen Land eine Firma gründen. Bist Du auf der Suche nach Steuererleichterungen, dann sind Bulgarien und Rumänien sehr interessant für Dich, da hier nur sehr niedrige Sätze für Körperschaft und Gewerbe gezahlt werden müssen. Hier findest Du noch einige Zahlen zum Vergleich über Firmengründungen in der EU.

Wenn Du noch mehr über das Gründen erfahren möchtest, dann hör doch mal in unseren Podcast rein. Dort geben wir Dir jede Woche die relevantesten News, was in der Gründerszene in Deutschland so passiert ist. Wenn Du Lust hast, Dich mit anderen Gründer*innen auszutauschen, dann solltest Du es nicht verpassen einen Blick in unseren Veranstaltungskalender zur werfen. Dort versorgen wir Dich mit den interessantesten Events in Deutschland rund um das Gründen. Oder Du besuchst uns ganz einfach in den sozialen Medien und bleibst immer auf dem neusten Stand in Gründerfragen. Also schau gern bei Facebook, Instagram, Twitter, Xing und LinkedIn vorbei und werde Teil der Community. Wir freuen uns auf Dich!

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