Wer sein eigenes Startup auf die Beine stellen möchte, braucht den richtigen Riecher. Wichtige Zutat, um die Geschäftsidee in Gang zu bringen, ist – ganz klar – auch Mut. Absolut unerlässlich für jeden Gründer ist aber noch etwas: Geld. So mancher Gründer ist zwar Feuer und Flamme, wenn es um die Vorstellung und Vermarktung seiner Idee geht, doch beim Thema Finanzplanung gehen die Scheuklappen hoch. Ganz gleich, wie brillant oder vorausschauend eine Geschäftsidee ist: Ohne genügend Kapital läuft gar nichts. Und eine fahrlässige Finanzplanung ist außerdem einer der häufigsten Gründe frühzeitigen Scheiterns. Dabei sind die Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung gar nicht mal so aussichtslos.
Diese fünf Geldquellen sollte jeder Gründer kennen:
Schwarmfinanzierung mit Marketing-Booster: Crowdinvesting
Beim Crowdinvesting können sich Privatpersonen an Startups beteiligen. Diverse Online-Plattformen bündeln das Beteiligungskapital auch kleinerer privater User zu einer großen Kapitalquelle, etwa in Form von Genussrechten, stillen Beteiligungen oder auch Nachrangdarlehen. Insbesondere wenn sich Startups in der frühen Gründungsphase befinden, in der weder Banken noch Investoren dazu bereit sind Kapital zu investieren, stellt Cowdinvesting eine gute Alternative zum klassischen Bankendarlehen dar – ganz ohne Sicherheiten in Form von Forderungen oder Vermögensgegenständen vorlegen zu müssen.
Praktische Vorteile sind ganz nebenbei die Produktvalidierung und das Marktfeedback durch die Crowd: Denn am Ende entscheidet die Community darüber, ob und wieviel Geld in welches Projekt fließen soll. Wenn Gründer früh Unterstützer finden und für ihre Geschäftsidee begeistern müssen, können sie ihre Kommunikation mit der Crowd gleich für Marketingzwecke wie erste Marktanalysen nutzen. Damit haben Startups eine ganze Menge aufgeschlossener Multiplikatoren zur Hand. Schließlich steht die Crowd hinter ihrer Beteiligung und will den gemeinsamen Erfolg nicht ganz uneigennützig so gut wie möglich ankurbeln.
Business Angels – Privatinvestoren mit Know-how und Kontakten
Im Gegensatz zu vielen Investoren sind Business Angels nicht allein als Kapitalgeber tätig. In den meisten Fällen haben sie selbst bereits Startup-Erfahrung gesammelt und sind nun als Chef des eigenen Unternehmens in der komfortablen Lage, nebenbei innovative Gründer mit Kapital und unternehmerischem Know-how zu beflügeln.
Das tun sie zwar nicht mit so immensen Beträgen, wie beispielsweise Venture Capital-Geber (VC), doch in der Regel können Gründer recht früh auf potenzielle Business Angels zugehen. Mit etwas Glück kann man auch gleich das Netzwerk seines Business Angels für sich nutzen. Und diese Kontakte sind gerade zum Kick-off Gold wert. Bestes Beispiel: Die Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“.
Gib Schub, Accelerator: Raketenstart mit Anleitung
Ein Accelerator ist wörtlich übersetzt der Antreiber, beziehungsweise derjenige, der die Dinge in Gang setzt. Acceleratoren-Programme geben im wahrsten Wortsinn den Zündstoff für einen rasanten Start: mit passgenauen Coachings, fachlichem Input und Büroräumen inklusive technischer Ausstattung.
Geschäftsidee überzeugen zu können. Während des intensiven Schulungsprogramms erhalten die Teilnehmer ein kleines Funding. Accelerator lassen sich ihre dynamische Starthilfe wiederum mit Anteilen an dem hoffentlich erfolgreich auf die Bahn gebrachten Startup bezahlen.
Mittlerweile können sich Gründer ganz gezielt auf für sie zugeschnittene Boot-Camps bewerben. Denn das Angebot an Unternehmen und Accellerator-Initiativen ist enorm.
Hilfe vom Staat: Förderprogramme und Gründerfonds
Starthilfe mit günstigen Darlehen können Gründer auch aus öffentlicher Hand beziehen. Das StartUp-Programm „ERP-Kapital für Gründung“ der KfW-Bank (Kreditanstalt für Wiederaufbau) beispielsweise bietet Unternehmern, die weniger als drei Jahre am Markt aktiv sind, eine zinsgünstige und nachrangige Finanzierung, bei der die durchleitenden Banken von den Risiken auf Grundlage einer Bundesgarantie entlastet werden. Aus Mitteln des ERP-Sondervermögens wird außerdem der Zinssatz in den ersten zehn Jahren der Laufzeit vergünstigt.
Eine smarte Variante, mit der Startups ihre Kapitalkraft ebenfalls stärken können, ist der Mikromezzaninfonds. Dieser refinanziert sich aus Mitteln des ERP- Sondervermögens (European Recovery Programm) und des Europäischen Sozialfonds (ESF): Perfekt, um die Kreditwürdigkeit zu steigern und neue Finanzierungsspielräume für zu schaffen.
Speziell im Hochtechnologiebereich hilft außerdem der High-Tech-Gründerfonds (HTGF). Als Deutschlands aktivster Frühphaseninvestor finanziert der HTGF junge Technologie-Unternehmen mit Seedkapital und greift beim Aufbau und Wachstum unter die Arme, indem er Risiken auffängt, die institutionelle Kapitalgeber wie Banken oder von Privatinvestoren in der Frühphase selten übernehmen. Bis zu 500.000 Euro sind hier zu holen.
No Panic: Liquide bleiben mit Factoring
Das Zahlungsmanagement im eigenen Unternehmen ist noch nicht ausgereift. Die Mittel, um Außenstände längerfristig aussitzen zu können, sind begrenzt. Der Druck durch laufende Kosten und dringend anstehende Investitionen wächst. Und statt fokussiert das Kerngeschäft voranzutreiben steigt Panik auf, es doch nicht zu schaffen? In dieser Situation ist Factoring das probate Mittel der Stunde.
Als Alternative zum teuren Bankkredit, der ohne Sicherheiten und Bilanzen ohnehin in vielen Fällen aussichtslos ist, bietet Factoring Startups eine Möglichkeit liquide zu bleiben: durch den Verkauf offener Forderungen an den Factorer. Dadurch erhält man sofort den Großteil des ausstehenden Geldes zurück und ist damit wieder in der Lage laufende Kosten, Investitionen oder anstehende Werbekampagnen zu zahlen. Außerdem übernimmt das Factoring-Unternehmen die zeitraubende Überwachung der Zahlungseingänge und das aufwändige Mahnwesen sodass mehr Zeit für Akquise und das Kerngeschäft bleibt.
Weiterer Vorteil: Das Ausfallrisiko wandert ebenfalls zum Factoring-Unternehmen. Nachteile gibt es allerdings auch: Kein Factoring-Anbieter handelt aus reiner Nächstenliebe. Neben den prozentual pro Rechnung anfallenden Gebühren von im Schnitt zwei bis drei Prozent der Rechnungssumme behalten sich die Unternehmen vor, eine Pauschale für etwaige Bonitätsprüfungen der Kunden einzubehalten. Weiteres Manko: Factoring ist nicht für alle Branchen geeignet. Forderungen gegenüber privaten Konsumenten sichert ein Factorer nur in den seltensten Fällen ab und auch Dienstleister müssen ihre Projekte genau definieren können, damit laufende Rechnungen übernommen werden.