Endlich selbst bestimmen, wie es im Unternehmen läuft. Wer den Ton angeben will, gründet sein eigenes Unternehmen. In Deutschland liegt die Gründerquote bei circa 550.000 neuen Unternehmen, die im Jahr 2017 angemeldet wurden. Nur ein Bruchteil jener in den Statistiken erfasster Gründer traut sich eine Selbständigkeit im Vollerwerb zu. Laut KfW Gründungsmonitor 2018 waren es 234.000 Unternehmer. Der Rest hat sich für die Gründung im Nebenerwerb entschieden. Warum diese starke Differenz?
Ein Grund ist sicherlich die finanzielle Situation. Wer im Vollerwerb gründet, geht ein hohes wirtschaftliches Risiko ein. Das Start-Up muss vom ersten Tag an nicht nur alle Kosten für Waren und Arbeitnehmergehälter in die Kasse spülen. Gründer müssen von ihrem Start-Up leben können. Im Nebenerwerb ist die Gründung finanziell wesentlich komfortabler. Läuft es mal doch nicht so, gibt es immer noch den gut bezahlten Job als Angestellter. Warum haben es Gründer finanziell so schwer?
Start-Up: Berufliches und privates Wagnis
Eine Existenzgründung bietet Vorteile. Gründer verwirklichen damit eine Geschäftsidee oder verwirklichen einen lange gehegten Traum. Mitunter wird auch einfach das Hobby zum Beruf. Sobald im Vollerwerb gegründet wird, heißt es allerdings jeden Euro zweimal umdrehen. Es fällt jetzt nicht nur das sichere Erwerbseinkommen eines Angestellten weg.
Wer im Vollerwerb gründet, muss sich plötzlich auch mit einer bitteren Wahrheit abfinden: Das soziale Netz bevorteilt Angestellte. Zwar kann sich beispielsweise in:
- Rentenversicherung
- Arbeitslosenversicherung
freiwillig versichert werden. Die Beiträge hierfür stemmen nur wenige Gründer. Und auch das Thema Krankenversicherung steht plötzlich auf der Agenda. Der Gründerstatus macht sich aber in noch einem ganz anderen Zusammenhang bemerkbar – dem Thema Kreditaufnahme.
Warum haben Gründer es bei der Kreditaufnahme schwer?
Gründer brauchen für den Aufbau des Start-Ups Geld. Manchmal sind es einige zehntausend Euro, die schon reichen. Andere Gründer brauchen Kapital in sechsstelliger Höhe. Das Problem: Start-Ups sind aus Sicht des Kapitalgebers ein Wagnis. Je nach Quelle wird die Quote gescheiterter Gründungen mit 80 Prozent bis 90 Prozent angegeben. Heißt: Im besten Fall schaffen es zwei von 10 Start-Ups über die Marke von drei Jahren.
Spätestens an diesem Punkt wird klar, warum Gründer nicht mit offenen Armen empfangen werden. Viele Start-Ups können beispielsweise Banken keine Sicherheiten anbieten. Einzig der Businessplan vermittelt einen Eindruck, welches Potenzial die Gründung hat. Oder besser: Welches Potenzial die Gründer dem Unternehmen und der Geschäftsidee beimessen. Es passiert häufig, dass Banken – welche in der Risikobewertung objektiv und mit mehrjähriger Erfahrung arbeiten – zu einem ganz anderen Ergebnis kommen.
Selbst, wenn das Unternehmen die Gründungsfinanzierung bekommt – später eine neue Finanzierung zu erhalten kann schwierig werden. Geht es um neue Betriebsmittel oder den Fuhrpark nickt nicht jede Bank den Kreditantrag der Gründer einfach ab.
Privat als Gründer Kredite beantragen
Als Start-Up bekomme ich keinen Kredit? Dann nehme ich eben ein Darlehen als Privatkunde auf! Dieser Geniestreich geht schnell nach hinten los. Hintergrund: Banken wollen für die Vergabe von Krediten an Privatkunden wissen, wie die wirtschaftlichen Verhältnisse und die Einkommenssituation aussehen.
Spätestens jetzt werden die Karten auf den Tisch gelegt. Besonders schwierig kann es für Gründer werden, die Start-Ups als Einzelunternehmen gründen. Hier ist es besonders schwierig, zwischen Privatkunden und Selbständigem zu trennen. Etwas leichter werden es geschäftsführende Gesellschafter einer GmbH haben. Gerade, wenn sie keine Mehrheitsanteile am Unternehmen halten – etwa bei drei Gesellschaftern – ist die Einstufung als Angestellter laut einer Veröffentlichung des IWW Institut für Wissen in der Wirtschaft statthaft. Hierdurch würde letztlich eine Kreditvergabe etwas leichter. In einem Kreditvergleich lassen sich zudem schnell solche Darlehen finden, die passende Leistungen zu möglichst günstigen Konditionen zur Verfügung stellen.
Förderkredite erleichtern das Leben
Gründer stehen im Hinblick auf die Finanzierung ihres Start-Ups vor Herausforderungen. Dabei geht es nicht allein um die Frage nach der Gründungsfinanzierung. Auch nach einem erfolgreichen Pitch kann es immer wieder passieren, dass sich ein gewisser Kapitalbedarf ergibt. Neben Bankkrediten, an welche Unternehmen zuerst denken, bieten sich in diesem Zusammenhang auch Förderprogramme an.
Letztere bieten verschiedene Finanzierungslösungen, wie:
- Förderkredite
- Haftungsübernahmen/Bürgschaften
- Zuschüsse
an. Und mithilfe dieser Förderungen lässt die Finanzierung verschiedener Vorhaben und Projekte im Unternehmen finanzieren.
Welche Konditionen und Bedingungen gelten, variiert von Programm zu Programm. Generell ist für Gründer zu empfehlen, auch regional nach Förderungen Ausschau zu halten. Länder und Kommunen fördern – neben dem Bund – ebenfalls ihren Wirtschaftsraum.
Welche Förderprogramme gibt es?
Gründer können bundesweit ganz unterschiedliche Förderungen in Anspruch nehmen. Bekannt sind die Programme der KfW.
- StartGeld
Hierbei handelt es sich um Programm 067, das eine Vollfinanzierung bis zu 100.000 Euro sicherstellen kann. Gegründet werden darf mit dem Programm auch im Nebenerwerb, es ist kein Eigenkapital erforderlich.
- ERP-Kapital
Dieser Kredit sieht Teilfinanzierungen vor – bis zu einer Höhe von 500.000 Euro. 10 Prozent des Volumens müssen in Form von Eigenkapital vorhanden sein. Gefördert wird bis drei Jahre nach der Unternehmensgründung.
- ERP-Gründerkredit Universell
Hier kann eine Gründung in Vollfinanzierung bis 500.000 Euro gefördert werden. Das Unternehmen darf maximal fünf Jahre am Markt sein. Förderungen gibt es auch für Auslandsgründungen.
Fazit: Bei Finanzierungen müssen sich Gründer strecken
Wer ein Start-Up gründet, hat eine Geschäftsidee, die Erfolg haben soll. Damit aus diesem Traum endlich Wirklichkeit wird, braucht es Mut, Fleiß – und Geld. Viele Gründer gehen aufs Ganze und nutzen Rücklagen für das Start-Up. Aber: Oft reicht dieses Kapital nicht aus. Bankkredite haben nach wie vor einen hohen Stellenwert, sind aber alles andere als einfach zu bekommen. Auf der anderen Seite greifen Bund und Länder Gründern unter die Arme. Mithilfe verschiedene Förderprogramme lassen sich Voll- oder Teilfinanzierungen realisieren. Damit ist zumindest eine wichtige Hürde für den Erfolg des Start-Ups genommen. Für alles Weitere – sprich die Umsetzung der Geschäftsidee und Wachstum – sind die Gründer selbst verantwortlich.