Es war ein Spektakel, wie es die Startup-Welt nur selten erlebt: Kevin Spacey! Richard Branson! Oktoberfest! Das und vieles mehr bot vergangene Woche das Gründerfestival Bits & Pretzels in München. Und mittendrin Freya Oehle, die mit ihrem Preisalarm-Startup spottster den großen Pitch gewann. Von diesem freudigen Schock musste sie sich erstmal erholen und erzählt uns heute, wie sie diesen tollen Erfolg erlebt hat.
Vorher noch kurz zu Bits & Pretzels: Unter dem Motto “Von Gründer für Gründer” fand vom 25. bis 27. September 2016 dieses Gründerfestival zum vierten Mal statt. Im Internationalen Kongress Zentrum in der Messestadt München versammelten sich 5.000 Teilnehmer zum größten Gründerevent der deutschen Internet- und Digitalwirtschaft. Darunter Marktgrößen wie Uber, Airbnb, Mozilla, Home24, und viele mehr. Das Interesse war groß wie nie, es konnten rund 1.500 mehr Teilnehmer verzeichnet werden als im Vorjahr.
Mit dabei auch Freya Oehle vom Hamburger Startup spottster, über das die Gründerfreunde schon mehrfach berichtet haben (zum Beispiel hier und hier). Ihre Reise nach München wird ihr sicherlich unvergesslich bleiben, und warum das so ist, schildert sie uns hier exklusiv:
„In der vergangenen Woche, genauer gesagt am 26.09.2016, was deswegen wichtig ist, weil es mein Geburtstag war, habe ich an der Bits & Pretzels Pitch Competition teilgenommen und – was ich erst Tage später wirklich realisierte – gewonnen. Und zwar mehr, als ich je erwartet hätte.
Schon im Vorfeld bleibt dieser Pitchwettbewerb mir in besonderer Erinnerung, denn seine Deadline kollidierte stark mit meinem allerersten Urlaub in über zwei Jahren. So saß ich um 6:30 Uhr morgens auf einer Schlafcouch in der Wohnung zweier Freunde in San Francisco und füllte das Bewerbungsformular inmitten weiterer, das Wohnzimmer belagernder Freunde aus.
Einen Monat später fand ich mich dann an auf einer Seitenbühne in München: Drei Minuten Pitch mit drei Slides vor drei Jurymitgliedern aus dem Bereich Future Commerce – das waren die Rahmenbedingungen des Vorentscheids, um in das Finale einzuziehen. Gefolgt von einer Fragerunde von zwei Minuten mit den Juroren.
Nach sieben Pitches anderer Startups und eine knappe Stunde später wurde dann, für mich unverhofft, der Name spottster von der Jury ins Mikrophon gesprochen und meine Nachmittagsplanung durch den besiegelten Finaleinzug alternativlos gemacht.
Wenige Stunden vorher hatte ich noch leicht bedröppelt in der Wohnung eines Freundes gestanden, kurz gefrühstückt und resümiert, dass mein Geburtstag dieses Jahr etwas schlichter ablaufen würde. Jetzt hatte ich auf einmal einen Bierkrug von Google in der Hand – Das erste Geburtstagsgeschenk des Tages, also eine Riesenfreude!
Nur wenige Minuten später diente dieser Bierkrug und meine Freude darüber aber der viel größeren Erheiterung aller Umstehenden. Denn man wies mich darauf hin, dass jener Krug nur repräsentativ für das Preisgeld stand, das ich nun schon mit dem Finaleinzug gewonnen hatte – 5.000 Euro Cash und Serverkapazität im Wert von 20.000 Euro. War der Krug zuvor meine größte Errungenschaft, war ich nun völlig aus dem Häuschen vor Freude – und der beste Teil sollte erst noch kommen.
Rund zwei Stunden nach meinem ersten Pitch sollten wir uns hinter der Main Stage einfinden, einer überdimensionalen Bühne, auf der ich vorher noch Richard Branson hatte sprechen und Lederhose tragen sehen. Man gab uns Anweisungen, in welcher Reihenfolge auf die Bühne zu gehen, auf welche Kreuze auf dem Boden zu achten und welcher Ablauf einzuhalten sei.
Zusammenfassend galt: Pro Finalist drei Minuten, drei Seiten Präsentation, zwei Minuten Fragerunde vor jetzt neun Jurymitgliedern, und bitte das Kreuzchen auf der Bühne nicht verlassen. Alles wie vorher, nur vor riesigem Publikum mit mehreren hundert Menschen. Man glaubt gar nicht, wie lang drei Minuten sein können und wie schnell sie vorbeigehen!
Doch das unangenehmste passierte abseits der Spannung und Aufregung, nachdem alle gepitched hatten: Der Moderator machte meinen Geburtstag zum Lückenfüller und damit zur öffentlichen Angelegenheit. Ein Ständchen des gesamten Publikums. Der nicht ganz „schlichte“ Geburtstag.
Als die Jury zurückkam, rechnete ich gar nicht damit zu gewinnen und verdaddelte, wie der Hamburger das so tut, auch fast, dass man mich aufgerufen hatte.
Denn nach langem Tamtam sprach der Juror von einem hübschen Gewinner und dem besten Geburtstagsgeschenk überhaupt. Als einziges Mädchen und Geburtstagskind auf der Bühne gingen jene Anspielungen aber völlig an mir vorbei, sodass ich erst durch das Klatschen der Startups neben mir merkte, dass anscheinend ein Gewinner bekannt war – und dass ich das war.
Man drückte mir einen Riesenpokal in die Hand und verschoss Konfetti, und ich verstand gar nicht, was da gerade passiert war. Ein Trip nach Nekker Island zu Richard Branson, dem Mann, den ich vor acht Jahren im Aufnahmebogen meiner Universität als Vorbild angegeben hatte.
Ich war komplett überwältigt, vor allem davon, wie sehr sich alle freuten, gratulierten und sich unfassbar freundlich um mich kümmerten, bevor ich direkt zum Flughafen raste und der Lufthansa mitteilte, dass ein 10-Kilo-Pokal im Handgepäck keinerlei Sicherheitsbedrohung darstellen würde.
Nächstes Jahr gibt es dann wieder Topfschlagen im Büro zum Geburtstag.“