Im Gespräch mit Anton Eder, Mitgründer von parcelLab
Hallo Anton, 2014 hast Du zusammen mit Tobias Buxhoidt und Julian Krenge parcelLab gegründet. Wie kam es dazu?
ParcelLab hat eine eher ungewöhnliche Gründungsgeschichte. Zunächst war die Geschäftsidee eine ganz andere und Tobias war ursprünglich Teil eines ganz anderen Gründungsteams. Die ursprüngliche Idee eines Zustellungs-Präferenzportals für Kunden für eine zeitlich und örtlich individuellen Paket-Auslieferung war jedoch zudem Zeitpunkt von den Logistikpartnern als nicht umsetzbar abgelehnt worden und das Gründungsteam löste sich daraufhin auf.
Tobias hatte allerdings den Glauben an eine Verbesserung der aktuellen Versandsituation nicht aufgegeben – und sich auf die Suche nach neuen Mitgründern gemacht. Julian fand er über das Match-Making-Förderprogramm „SpeedUP! Europe“, ich wurde über eine ganz normale Stellenanzeige a la „Suche Mitgründer“ gecastet. Es ist wichtig, Leute zu finden, die dieselbe Vision teilen und sowohl fachlich als auch menschlich zusammenpassen. Es müssen nicht immer alte Studienfreunde sein, die zusammen gründen.
Mit parcelLab arbeitet ihr an der Optimierung der Versandkommunikation. Wie kamt ihr auf die Idee?
Das Konzept von parcelLab kam aus dem Markt selbst. Unsere zukünftigen Kunden, die Online-Händler, hatten uns darauf aufmerksam gemacht, dass sie beim Versand ihrer Ware an den Endkunden keine Kontrolle und vor allem keine Einsicht in den Prozess haben. Es war wie ein schwarzes Loch. Man gab das Paket auf und irgendwann kam es dann beim Kunden an. Was dazwischen passierte, darauf hatte der Händler keinen Einfluss. Ging etwas schief, beschwerten sich die Kunden nicht beim Zusteller, sondern beim Shop. Wir erkannten das Potenzial und füllen seitdem dieses schwarze Loch „Versand“.
Dabei stand am Anfang auch die Frage : „Wieso sind die Versand-Status-Mails von Onlineshops eigentlich so gähnend langweilig?“ Denn wer kennt sie nicht, die typische Nachricht: „Vielen Dank für Ihre Bestellung!“ und „Ihre Bestellung wurde versandt“. Viel mehr bekommen Online-Kunden vom Händler ihrer Wahl nicht zu hören, nachdem sie auf den „Jetzt bestellen“-Button geklickt haben. Dabei bietet gerade die Versandkommunikation erhebliches Potenzial, um Kunden zu begeistern und zu Mehrkäufen zu motivieren.
Shops können so mit proaktivem, individuellen Service zu punkten und wertvolle Kundenkontaktpunkte gewinnen, die außerdem noch die Kundenbindung stärken. Kurzum: Unser Ziel war und ist es zum einen, den Händlern die Hohheit über den letzten Teil der Customer Journey zurückzugeben und zum anderen, ein besseres Online-Shoppingerlebnis für Käufer zu schaffen.
Ihr habt ein sehr spezifisches Produkt. Bringt das besondere Herausforderungen mit sich?
Wir vertreiben ja kein Produkt im eigentlichen Sinne, sondern eine Cloud-Lösung. Daher liegt unsere Herausforderung vor allem darin, unseren Kunden das Thema und die schlummernden Umsatzpotentiale bewusst zu machen. Wir setzen daher vor allem auf „Aufklärung“ und suchen das direkte Gespräch mit Händlern: Wir gehen aktiv auf sie zu und machen ihnen bewusst, dass sie einen wichtigen Schritt der Customer Journey bisher außer Acht gelassen haben. Dafür ist viel Kommunikationsarbeit nötig: direkte Gespräche mit Händlern ̶ telefonsich oder persönlich ̶ , Pressearbeit, Whitepaper, Case Studies, unsere Webseite oder die Teilnahme an Fachmessen und Events als Speaker, Aussteller oder Besucher.
Was waren eure größten Herausforderungen bei der Gründung? Beziehungsweise, was ist Deiner Meinung nach das Wichtigste, das man bei einer Gründung beachten sollte?
Ganz wichtig: Gründen ist ein Vollzeitjob! Man muss sich zu 200 Prozent auf sein Startup konzentrieren und all seine Motivation, Zeit und Liebe da reinstecken. Nebenbei gründen klappt einfach nicht. Man muss sich dem Aufbau des eigenen Unternehmens komplett widmen und voll dahinterstehen.
Man sollte daher auch gerade für die Anfangszeit einen finanziellen Puffer parat haben. Bis ein Startup skaliert, kann es einige Zeit dauern – die muss man überbrücken können.
Eine weitere Herausforderung war für uns auch noch die eher zurückhaltende Startup-Mentalität in Deutschland und die viele Bürokratie, die mit einer Gründung zusammenhängt. Es war manchmal schon anstrengend und langwierig, alles auf den Weg zu bringen. Wir sind eben nicht im Silicon Valley.
Von daher ist es auch sehr wichtig, dass das Gründungsteam passt. Wie man an uns sehr gut sehen kann, muss man nicht zwingend vorher befreundet sein, aber man muss einfach menschlich miteinander können. Das ist vor allem dann wichtig, wenn mal Probleme auftauchen, es scheinbar nicht voran geht und man jeden Tag in einem kleinen Büro aufeinandersitzt. Gerade am Anfang hört die Arbeit nie auf und man verbringt mehr Zeit mit seinen Mitgründern als mit Familie und Freunden. Da ist es immens wichtig, dass man sich versteht.
Noch ein wichtiger Tipp zum Schluss: Man sollte seine eigene Idee immer wieder hinterfragen und auch lieb gewonnene Konzepte über den Haufen werfen, wenn es sein muss. parcelLab ist mit seiner Gründungsgeschichte dafür ja das beste Beispiel. Auch muss man flexibel auf den Markt und die Zielgruppe reagieren. Wir haben anfangs beispielsweise vor allem auf das Echtzeit-Monitoring der Pakete gesetzt, auf Reporting, Logistikoptimierung und Transparenz für den Händler – bis wir gemerkt haben, dass das zwar schön und gut ist, wir unseren Kunden aber noch viel mehr bieten können: individualisierte, persönliche und datengestützte Versandkommunikation. Mit dem Konzept sind wir jetzt sehr erfolgreich. Wir wachsen stetig, betreuen mittlerweile rund 280 Händler aus DACH und sind gerade dabei, den Markt in UK für eine weitere Expansion in Europa auszuloten. Das heißt nicht, dass wir unser Geschäftsmodell nicht sofort wieder ändern, wenn der Markt und unsere Kunden danach verlangen.
Über parcelLab:
parcelLab bietet Onlineshops eine effiziente Technologie und Umsetzung für gelungene Post-Purchase-Kommunikation. Ziel ist es, Käufer während des gesamten Versandprozesses mit interessanten Informationen zu versorgen und so ein optimales Einkaufserlebnis zu schaffen. Wichtige Zustellereignisse oder -abweichungen werden identifiziert und individualisiert als E-Mail, SMS, Nachricht über Facebook oder innerhalb der Händler-App verschickt. So stärken Unternehmen die Kundenbindung und können weitere Upselling-Potenziale nutzen, indem sie über spezifische Nachrichten Onlineshopper zurück in den Shop lotsen.
Das Münchner Start-Up wurde 2014 von Anton Eder, Tobias Buxhoidt und Julian Krenge gegründet. Heute sind über 20 Mitarbeiter für mehr als 280 internationale Händler vom Firmensitz München aus tätig.
Autor: Saskia Müller
Weitere Gastbeiträge findet ihr hier.