Die Jurymitglieder der „Höhle der Löwen“ haben gut lachen. Die Quoten der Sendung sind hervorragend, die vorgestellten Ideen abwechslungsreich und oft Erfolg versprechend, und genug Zeit, sich selbst und ihre Unternehmen ins rechte Licht zu rücken, bekommen sie auch. Wir haben wieder zugeschaut und fassen die Ereignisse der gestrigen Sendung zusammen.
Dr. Oetker hat es wirklich gegeben. Dr. Severin gibt es wohl nicht, denn der junge Mann, der sich gestern als erster Kandidat in die Höhle der Löwen wagte, heißt im wahren Leben Peter Hart. Er hat unter dem Fantasienamen ein Aftershave für Frauen entwickelt, dass die unangenehmen Folgen einer Intimrasur (das Wort vermied er übrigens bei seiner Präsentation), also Rötungen und Pickel, verhindern soll. Auch moderne Männer kennen das Problem, so dass 30 % der Kunden inzwischen männlich sind. Bei ca. drei Euro Produktionskosten geht das Mittel für 39,99 Euro an die Kunden, was diese sicher gern gehört haben.
Für potenzielle Investoren klingt das auf jeden Fall verlockend, und so war es kein Wunder, dass Teleshopping- und Kosmetikexpertin Judith Williams an dem Geschäft interessiert war. Nach einigem Hin und Her einigte man sich auf 25 % Anteile für 200.000 Euro, sechs Euro für Williams bis zu einem Umsatz von 150.000 Euro und zusätzlichen 5 % für weitere noch zu findende strategische Partner. Klingt etwas kompliziert, aber egal: Die Sendung startet wieder mit einem Deal.
Daniel Riegler, Bernhard Billmaier, Judith Williams, Jochen Schweizer, Alexandra Kraft, Alexander Kahless und die Chilli Island
Den hätte auch das Team von Chilli Island beinahe eintüten können, aber dann… Doch der Reihe nach: Die Erfindung der Tüftler, eine motorisierte Badeinsel, fanden alle grundsätzlich ganz lustig, Judith Williams und Jochen Schweizer ließen sich gern zu einem Testliegen überreden. Von dem Businessmodell waren die Löwen weniger begeistert, und der für 2015 angestrebte Verkauf von 30 Exemplaren ließ auch nicht auf ein Bombengeschäft hoffen. Doch da war ja noch der erfolgreiche Reiseunternehmer Vural Öger, der sieben Strandhotels besitzt und insgesamt 600 im Angebot hat, was man ruhig mal sagen kann und es deshalb in zwei Einspielfilmen und während der Verhandlungen auch getan hat. Dieser Vural Öger also bot sich als potenzieller Käufer des Vehikels an („100 Stück in einem Monat sind möglich“) und wollte für 90.000 Euro Investitionssumme 26 % Beteiligung.
Klingt nicht so übel, aber 35 % klingen doch noch besser, meinten die Österreicher, und machten mit dieser Zahl ein Gegenangebot. Allerdings als Umsatz-, nicht als Unternehmensbeteiligung. „Habt ihr einen Knall?“, fragte Frank Thelen rhetorisch, und Öger zog sein Angebot prompt zurück. „Tim Cook und Bill Gates sind anfangs auch belächelt worden“, kommentierte einer abgeblitzten Gründer. Eben.
Matthias Ernst und Jannis Bandorski sind KrassFit
Manche sagen, dass bei extremen Außdauersportlern zuweilen eine gewisse Portion Masochismus im Spiel ist. Für solche sind die Hindernisläufe von KrassFit eine gute Wahl, denn hier gibt es mehr Schlamm und mehr Hindernisse als bei allen Mitbewerbern, erklären die Gründer den Löwen. Lencke Steiner möchte trotzdem mitmachen, und auch Jochen Schweizer will ein paar seiner Leute ins Gelände schicken. Allen Juroren fehlt allerdings der Glaube an die Einzigartigkeit des Konzeptes, und auch die Eigenbewertung von 6,4 Millionen Euro kommt ihnen äußerst sportlich vor. Von den drei wichtigsten Parametern sehen sie zwei erfüllt, nämlich Qualität des Gründerteams und ein großer Markt. Konkurrent Tough Mudder hat mit dem Konzept weltweit Erfolg. Das Geschäftsmodell überzeugte hingegen nicht. Kein Deal. Inzwischen heißt KrassFit übrigens XLETIX und hat für dieses Jahr noch drei Veranstaltungen im Programm.
Zwischendurch ein Blick auf eine Erfolgsgeschichte, die in der letzten Staffel begonnen hatte. Hip Trips veranstaltet Erlebnisreisen und gehört passenderweise mittlerweile zum Event-Konzern von Jochen Schweizer. Der hatte das Startup mit einer Hummel verglichen: Alle physikalischen Gesetze sprechen dafür, dass dieses Insekt nicht fliegen kann, nur weiß die Hummel das nicht und fliegt trotzdem. Hip Trips fliegt anscheinend nach einigen Startschwierigkeiten schon ziemlich hoch.
Die krassesten Outfits des Abends hatten Michael Doths und Norbert Beetz (Bild oben). Als einzige trugen sie keine T-Shirts oder Polos mit ihrem Firmennamen, sondern Krawatten. Die brauchten sie, um ihre Erfindung mag’n’tie vorzustellen, einen magnetischen Krawattenhalter. Wie toll der funktioniert, demonstrierten sie beim Zubinden ihrer Schuhe, denn sie waren – noch krasser! – tatsächlich mit offenen Schnürsenkeln auf die Bühne gekommen. Auch bei der Aktenvernichtung kann ein frei baumelnder Schlips geradezu lebensgefährlich sein, erklärten die Gründer so konsequent dröge, wie man es von professionellen Krawattenträgern erwarten kann. Immerhin 46 Stück hatten sie zum Zeitpunkt der Aufzeichnung der Sendung verkauft, zu jeweils 27,95 Euro. Das überzeugte die Löwen so wenig wie alles andere, und so war der Auftritt schnell vorüber.
Ludwig Gerlinger, Josef Kimberger, Patrick Loy, Hans-Kaspar Mayer und Robin Stein präsentieren BABO blue
Babo war 2013 das Jugendwort des Jahres. Das ist hip, das ist cool, das spricht junge Leute an, dachten sich die fünf Studenten des Brauereiwesens , die als letzte in die Manege gelassen wurden, und nannten ihr Biermischgetränk BABO blue. Dieses ist tatsächlich blau und besteht, obwohl in Bayern entwickelt, zu 60 % aus Kölsch, was Frank Thelen gleich super fand. Überhaupt kam der Biermix bei den Löwen überwiegend gut an, nur Vural Öger blieb lieber beim Hamburger Alsterwasser. Schließlich beschämte Lencke Steiner alle, die ihr unterstellen, sie würde sowieso nie investieren, und tat sich mit Jochen Schweizer für folgendes Angebot zusammen: 100.000 Euro für die Sperrminorität von 25,1 % und die ersten 50.000 Euro Gewinn komplett an das Gründungsteam, unter der Voraussetzung, das man sich auf zwei Geschäftsführer einigt. Zum Abschluss der Sendung muss natürlich wieder ein Happy End her, also: Deal! Ganz am Ende fragten sich die Löwen noch, was denn eigentlich Babo zu bedeuten habe. Sind wohl keine Chabos unter ihnen.
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