„Die Höhle der Löwen“ kommt auf die Zielgerade: In der vorletzten Folge erwies sich Vural Öger als Kafeeexperte und investierte Lencke Steiner in ganz besondere Kinderbücher. Und für das Team der Sendung gab es am Abend auch etwas zu gewinnen.
Marvin Kruse ist der Pfotenheld (Foto: VOX)
Was in keiner Folge von „Die Höhle der Löwen“ fehlen darf, sind Tiere und Nahrungsmittel. Eigentlich sollten also Nahrungsmittel für Tiere ein unschlagbares Konzept sein. Leider hat Marvin Kruse, der sich auch als Schlagersänger versucht, ein etwas gewöhnungsbedürftiges Geschäftsmodell: Die Kunden können bei Pfotenheld bis zu drei Produkte umsonst erwerben, lediglich eine Versandpauschale von 5,99 Euro müssen sie bezahlen. Je nach Warenkorb ergäbe das eine Marge zwischen fünf und 38 Prozent. „Das ist richtig geil!“, findet der Gründer, während Vural Öger feststellt: „Das Konzept ist lächerlich.“ Der Gesamtumsatz von 2014 – 700 Euro – gibt ihm durchaus recht. Kein Wunder, dass keiner der Löwen einsteigen will, auch wenn sie Kruse trotz mildem Wahnsinns durchaus sympathisch finden. Zum Abschluss darf er noch ein Liedchen trällern, schließlich ist er ja Sänger. Nun ja, er ist noch jung, vielleicht findet er bald eine Beschäftigung, für die er auch wirklich geeignet ist.
Chris und Beata Bahr überzeugten mit Kaffee (Foto: VOX)
Letzte Woche räumte mit koawach ein Kakao-Startup ab (hier unser Bericht), warum sollte also Kaffee nicht auch funktionieren? Coffee Bags nennen sich die kleinen Filterkonstruktionen, die Pulver für eine Tasse enthalten und das Aufbrühen erleichtern. Das Hamburger Ehepaar Beata und Chris Bahr importiert die hochwertigen Rohstoffe aus Lateinamerika und Äthiopien, verdelt sie hier und vertreibt sie unter dem Namen Life Is You. 48.000 Beutel haben sie in eineinhalb Jahren verkauft und dabei 23.000 Euro Umsatz erzielt. Den Löwen schmeckt’s, auch Frank Thelen, der aber nicht der Filterkaffeetyp ist und daher raus, genau wie Lencke Steiner, die lieber Tee trinkt. Von Beginn an als Kaffeexperte erweist sich Vural Öger, der sogar den Ursprung des Namens erklären kann (das äthiopische Königreich Kaffa). Als er dann hört, dass das Unternehmen schon große Aufträge ablehnen musste, weil eine effektivere Verpackungsmaschine fehlt, wittert er zudem ein gutes Geschäft und bietet 150.000 Euro für ein Drittel Unternehmensanteile. Das Angebot nimmt das Gründerpaar gerne an und hat in Grandseigneur Öger noch gleich eine passende Werbefigur gefunden, quasi seinen eigenen George Clooney. Oder auch nicht, denn letztlich kam der Deal doch nicht zustande, wie man inzwischen weiß.
Alexander Heesing, Jonas Gößling und Ahmed Hassan von flowkey
„In jedem Menschen steckt ein Musiker“, davon ist das Gründertrio von flowkey überzeugt. Um diese schlummernden Talente zu wecken, hat es eine App entwickelt, die das Klavierspielen lehren soll. Flowkey zeigt an, welche Taste zu drücken ist, hört, ob es die richtige war, korrigiert gegebenenfalls und zeigt den nächsten Schritt. So sollen Nutzer nach und nach zum Beispiel „Für Elise“ von Beethoven erlernen können; Vural Öger probiert es gleich aus. Frank Thelen meint, eine solche App in einer Stunde coden zu können, doch die Gründer beteuern, die von ihnen entwickelte Polyphonerkennung (also Identfizierung mehrer Töne gleichzeitig) sei einmalig. Eine schöne Erfindung also, da sind sich die Löwen einig, allerdings auch in einem anderen Punkt: Die sich durch den Investitionswunsch von 200.000 Euro für 5 % ergebende Millionenbewertung ist abenteuerlich hoch. Zudem ist flowkey als Freemium -Modell konzipiert, bei dem längst nicht alle Nutzer zahlen werden. Zehn Millionen Kunden peilen die Gründer an, 20.000 haben sie erst überzeugen können. So scheitert der Deal an den Zahlen, bei denen Wunsch und Wirklichkeit weit auseinander klaffen.
Yvonne Kaltenecker und Marcus Handvest von ajoofa (Foto: VOX/Bernd-Michael Maurer)
In manchem Affen steckt ein Künstler – diese Erkenntnis haben wir dem Gründerduo von ajoofa zu Verdanken, das seine T-Shirts von unseren nächsten Verwandten designen lässt. Okay, nicht ganz, aber zumindest greifen sie für ihre Entwürfe auf Gemälde zurück, die von Affen stammen und teilweise an die Werke von Sam Francis erinnern (Kunsthistoriker werden jetzt sicher entsetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlagen). Die Bilder sind Ergebnis von Tierbeschäftigungsmaßnahmen, die vor allem Zoobewohner geistig fit halten sollen. Sieben Prozent des Gewinns sollen übrigens an Tierschutzprojekte gehen. Gute Absichten und ansehnliche T-Shirts also, was die Löwen durchaus beeindruckt, die aber dennoch in ajoofa nicht viel mehr als ein schönes Hobby erkennen mögen. So wird aus der Höhle der Löwen keine Höhle der Affen.
Weit mehr als ein Hobby ist spätestens seit der Sendung vom 8. September (hier unser Bericht) die Suppenküche von Little Lunch. Frank Thelen, der zusammen mit Judith Williams und Vural Öger investiert hat, spricht sogar vom erfolgreichsten Startup in der Geschichte von „Die Höhle der Löwen“. 600.000 Euro Umsatz in zwei Wochen und täglich 1.000 Bestellungen sprechen eine deutliche Sprache. „Die können in fünf Jahren ein richtig großes Unternehmen werden“, meint Thelen.
Klaus-Peter Beer zeigt Frank Thelen, Lencke Steiner und Jochen Schweizer seinen Sockenanzieher. (Foto: VOX/Bernd-Michael Maurer)
Klaus-Peter Beer ist zwar schon Rentner, aber trotzdem Jungunternehmer und ein Bastler, der sich mit einem nur auf den ersten Blick banalen Problem befasst hat: Wie ziehe ich am bequemsten meine Socken an. Für Menschen, die sich gesundheitsbedingt nicht richtig bücken können oder nur eine Hand zur Verfügung haben, ist das durchaus eine wichtige Frage. Also hat er die Strumpfanziehhilfe Hand+Fuss erfunden. Die funktioniert auch, wie Lencke Steiner im Selbstversuch feststellt, ist bei einem Preis von 124,90 allerdings kein Schnäppchen. Und auch kein Investmentfall, jedenfalls für drei der Löwen. Während Judith Williams noch zögert, macht Vural Öger, Aktivposten der heutigen Sendung, ein Angebot: Für 100.000 Euro will er 50 % der Unternehmensanteile und zehn Euro pro verkauftem Exemplar, bis er sein Geld zurück hat. Das ist Beer zu happig, und da Williams doch nicht einsteigen will, geht er ohne Deal nach Hause.
Kleine Prints: Eva Malawaska (Foto: VOX)
Das Fotobuch habe er praktisch erfunden, erklärt Frank Thelen, aber von der Version, die Kleine Prints anbietet, ist er trotzdem sehr angetan. Das Produkt ist speziell für kleine Kinder konzipiert, hat runde Ecken, eine Ringelbindung, ist robust und handgearbeitet. Die erste Kundin der Gründerin Eva Malawaska war die eigene Tochter, zum Zeitpunkt der Aufzeichnung hat sie 440 verkauft. Jetzt sucht sie einen strategischen Partner, und in dieser Rolle sehen sich vier der fünf Löwen nicht. Für das Happy-End sorgt dann Lencke Steiner, die die Büchlein nicht nur „total süß“ findet, sondern auch bereit ist, für 30 % Firmenanteile 40.000 Euro zu investieren.
Friedlich und freundlich ging es in dieser Folge also weitestgehend zu, und Grund zur Freude hatte auch das Produktionsteam von „Die Höhle der Löwen“. Zeitgleich zur Ausstrahlung der Sendung erhielt es nämlich in Hamburg den von den Industrie- und Handelskammern gestifteten Ernst-Schneider-Preis in der Kategorie „Innovation / Unterhaltungssendung“. Der Ernst-Schneider-Preis ehrt Beiträge der Bereiche Fernsehen, Hörfunk, Online und Print, die wirtschaftliche Zusammenhänge spannend, unterhaltsam und allgemein verständlich vermitteln. Und da leistet die Gründershow in der Tat eine Menge. Herzlichen Glückwunsch!
Bild ganz oben: VOX/Bernd-Michael Maurer