Was geht denn hier ab?
Deutsche Unternehmen sehen dem Untergang gerade direkt in die Augen. Wie sollen sie ihre Mitarbeiter in Zeiten der Corona Krise bezahlen, deren Auswirkungen auf deutsche Startups so verheerend sind?
Das haben sich die ganz oben wohl auch gefragt – und riefen Corona Zuschüsse ins Leben, die Startups und Unternehmen gerade jetzt unter die Arme greifen sollten.
Sollten – denn: Wie sich leider herausstellte, haben zahlreiche Antragsteller nicht einmal eine Ahnung, ob ihr Antrag durchging. Und das ist noch das geringere Übel. Einige Antragsteller berichteten, dass sie nach einer Beantragung der Corona Zuschüsse die ausgefüllten Unterlagen eines anderen Antragstellers erhielten! Wo sind die sensiblen Daten hingetragen worden? Kann man dem Vorgang überhaupt noch trauen? Ist Deutschland ein digitales Entwicklungsland?
Antragsteller machen dem Desaster auf sozialen Medien Luft.
Rettungszuschuss Corona: Ein Flopp
In Berlin wird die Überforderung der zuständigen Behörden spürbar. Aber auch in anderen Bundesländern sieht es ähnlich aus.
So hat die Investitionsbank Berlin (IBB) die Annahme weiterer Anträge auf Darlehen eingestellt. Das zuständige Antragsorgan für die Soforthilfen für die Berliner Wirtschaft äußerte, dass der vom Senat zugesagte Kreditrahmen in Höhe von 100 Mio. Euro bereits aufgebraucht wurde. Selbst die Erhöhung auf 200 Mio. Euro reiche nicht aus: “Wenn alle Anträge, die momentan kundenseitig in Bearbeitung sind, bewilligt würden, beliefe sich das Volumen auf mehr als 300 Mio. Euro”, heißt es auf der Website der IBB.
Und wie soll es weitergehen? Es heißt, die IBB wolle mit den Senatsverwaltungen für Wirtschaft, Energie und Betriebe sowie Finanzen das weitere Vorgehen beraten.
Laut Jürgen Allerkamp, dem Vorsitzenden der IBB, wurden bisher 836 Anträge mit einem beantragten Volumen von 152 Mio. Euro eingereicht. Was sagen uns diese Zahlen? Startups und kleine Unternehmen gehörten bestimmt nicht zu den Glücklichen.
Antragstellung verläuft schleppend
All diejenigen, die noch “in den Genuss” kamen, überhaupt einen Antrag stellen zu dürfen, mussten sich langwieriger Wartezeiten unterziehen und technischen Störungen entgegentreten.
Wir selbst waren am Freitag um 12.01 Uhr noch dabei, kurz darauf brach der Server zusammen.
Anschließend wurde der Start auf 13 Uhr verschoben – und eine Warteschleife wurde eingeführt.
Doch selbst als wir endlich auch diese durchgestanden hatten, kam die nächste Hürde: Das endlose Warten.
Bis gestern Nacht ist die Zahl der Anträge von 100.000 auf 320.000 angestiegen, nachdem die IBB die Warteschleife immer wieder pausierte. Und das nur in Berlin!
Es besteht keine Möglichkeit zur Stellungnahme, da die IBB Kontakt per Telefon und Mail einstellte. Zahlreiche Gründerinnen und Gründer stehen in der Warteschleife – doch worauf warten sie? Handelt es sich bei den Zuschüssen nur um leere Versprechungen?
Auf unseren Antrag, den wir Freitag nach stundenlangem Hin und Her endlich einreichen konnten, meldete sich bis heute niemand. Nicht einmal eine automatisierte Bestätigung, dass der Antrag eingegangen ist, kam ins E-Mail-Postfach.
Wie soll hier vorgegangen werden? Einige Antragsteller wissen nicht, ob ihr Antrag durchging. Andere wiederum haben falsche (hoch sensible, personenbezogene) Daten erhalten. Beide wissen also nicht, wann oder ob überhaupt die Fördermittel die Bedürftigen erreichen. Es gibt weder Updates darüber, wie man sich verhalten soll, noch ist eine direkte Kontaktaufnahme möglich. Stattdessen wird alles gestoppt und an die Senatsverwaltungen geleitet.
Und wo sollen die vielen Unternehmen die Gehälter hernehmen, auf die ihre Mitarbeiter heute warten?