Es ist besser, sich Sachen zu teilen, als dass jeder alles selber kaufen muss. Dieses Prinzip der Share Economy findet immer mehr Befürworter, doch bei der Umsetzung hapert es noch oft. Das Schweizer Projekt Pumpipumpe scheint dagegen auf einem guten Weg zu sein.
Viele erinnern sich sicherlich noch an die 2012 veröffentlichte App WHY own it, die den Verleih von Werkzeugen und Geräten aller Art organisieren sollte. Die Idee war enorm populär, die Medien berichteten begeistert darüber, doch der Hype verwandelte sich nie in einen Geschäftserfolg, und heute ist die Geschichte von WHY own it eine der meisterzählten, wenn es um eine noch zu etablierende Kultur des gepflegten Scheiterns geht. Dabei ist die Idee selbst noch lange nicht tot und lebt zum Beispiel bei Pumpipumpe weiter.
Pumpipumpe ist ein Sharing-Projekt, das von Lisa Ochsenbein, Ivan Mele und Sabine Hirsig im Oktober 2012 in Bern gegründet wurde. Seit September 2014 ist Pumpipumpe ein Verein, der aus mehrheitlich ehrenamtlich arbeitenden Vorstands- und Aktivmitgliedern besteht. Außerdem kann jeder, der das Projekt Pumpipumpe und den Vereinszweck unterstützen möchte, dort Gönnermitglied werden.Das Leihen und Ausleihen von Dingen, die man nur selten braucht, soll dadurch gefördert werden. In jedem Haushalt befinden sich Werkzeuge, Küchengeräte und Produkte für Freizeit und Unterhaltung, die man nur selten braucht und gerne einmal einem netten Mitmenschen ausleihen würde. Gleichzeitig wäre man manchmal froh, sich Dinge, die man nur ab und zu benötigt, einfach kurz ausleihen zu können.
Ziel von Pumpipumpe ist es, leihfreudige Nachbarn und ihre Gegenstände sichtbar zu machen und die gemeinsame Nutzung von Konsumobjekten zu fördern. Das geschieht mit kleinen Aufklebern am Briefkasten (siehe Bild oben), wo Nachbarn und Bewohner des Viertels täglich vorbeigehen. Sie können so direkt miteinander in Kontakt treten, sich eine Bohrmaschinen oder einen Gartengrill ausleihen, lernen sich auf diese Weise besser kennen und müssen weniger Geräte kaufen, die sie sowieso kaum nutzen.
So sieht die Verteilung von Pumpipumpe-Haushalten in Zürich aus.
Das Projekt hatte also zu Beginn mit den Aufklebern eine rein analoge Ausrichtung und beschränkte sich auf die Schweiz. Schnell fand das Konzept auch über die Landesgrenzen hinaus immer mehr Anhänger, so dass eine Ausdehnung in die digitale Welt unerlässlich wurde. Seit Mai 2015 gibt es daher eine Online-Map, auf der man seinen Briefkasten mit der Adresse und den Stickern, die die zu verleihenden Objekte symbolisieren, abbilden kann. Die Namen werden dabei nicht erwähnt, die Eintragungen auf der Karte bleiben anonym und zeigen lediglich, wo welche Leihartikel zu Hause sind. Der einfache, analoge Sharing-Ansatz und das Klingeln beim Nachbarn oder der Nachbarin bleibt dabei bestehen. Dabei muss sich die Suche nicht auf die vertraute Umgebung beschränken; auch wenn meisten Nutzer naturgemäß aus der Schweiz und aus Deutschland kommen, gibt es einzelne Pumpipumpe-Fans inzwischen sogar in Kanada, den USA oder Russland.
Über 15.000 Haushalte haben die Stickerbögen inzwischen bestellt, zu einem Preis von 5 Euro beziehungsweise Schweizer Franken. Auch größere Mengen können geordert werden, zum Beispiel von Vereinen, Verwaltungen oder Firmen; dort sind dann Sonderkonditionen möglich. Pumpipumpe freut sich über jeden Nutzer, der mit seiner Bestellung die Idee einer Share Economy am Leben erhält.