Die Sharing Economy gewinnt an Bedeutung, auch wenn aktuell nur wenige Deutsche erwägen, ihr Privateigentum zu teilen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass der Eigentumsgedanke hierzulande stark ausgeprägt ist – besonders, wenn es um das eigene Auto geht.

Kapazitäten besser auslasten, bewusster mit Gebrauchsgütern umgehen, nicht zum Selbstzweck kaufen – das sind Eigenschaften, die eine Sharing Economy ausmachen. Doch die Ökonomie des Teilens steht in Deutschland noch ganz am Anfang. Das fängt schon mit dem Begriff selbst an: Nur 20 % der Deutschen können mit ihm etwas anfangen, womit sie unter 13 europäischen Ländern an vorletzter Stelle stehen, knapp vor Österreich. Ganz vorn sind die Türken mit 52 %.

Nicht einmal jeder fünfte Deutsche würde sein Auto gegen Bezahlung mit anderen Menschen teilen. So ein weiteres Ergebnis einer repräsentativen Studie, die das Marktforschungsunternehmen Ipsos im Auftrag der ING-DiBa durchgeführt hat. Zum Vergleich: Für 37 % der befragten Italiener käme eine gemeinsame Fahrzeugnutzung infrage, bei den Nachbarn aus Polen wären 30 % bereit, ihr Auto zu teilen. Mit 5 % ganz am Ende stehen die Niederländer, die auch anderen  Sharing-Modellen kaum etwas abgewinnen können.

„Das private Eigentum hat hierzulande einen hohen Stellenwert – insbesondere in Bezug auf  das eigene Auto. Frei nach dem Motto: My car is my castle“, so Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING-DiBa. Beim Thema Fahrrad sind die Deutschen deutlich entspannter. Zirka 36 % würden es zur Teilhabe anbieten. Auf der Nutzerseite ergibt sich ein differenzierteres Bild. Weniger als 30 % würden sich für Car-Sharing entscheiden. Dagegen können sich knapp 45 % aller Befragten vorstellen, ihren Urlaub in privat vermittelten Häusern oder Wohnungen zu verbringen.

Vor_Nachteile_Share_Economy

Die Gründe für die Zurückhaltung – vor allem auf der Angebotsseite – sind vielschichtig: Fast 60 % der deutschen Befragten mögen es nicht, wenn andere Menschen ihr Eigentum benutzen. Für 55 % ist die ungeklärte Versicherungssituation ein wichtiger Aspekt. Andere hingegen sind nicht von der Qualität geteilter Güter überzeugt. Obwohl die Vorbehalte schwer wiegen, sehen die meisten Umfrageteilnehmer durchaus auch Vorteile in einer Sharing Economy, wie etwa Geldersparnis, höhere Umweltverträglichkeit oder neue Verdienstmöglichkeiten.

„Der gesamtwirtschaftliche Effekt der Sharing Economy ist zur Zeit schwer zu beurteilen“, erläutert Brzeski. „Die Sharing Economy kennt auch Verlierer. Hotels, Mietwagenanbieter oder Taxifahrer sind nur einige Beispiele. Eines ist jedoch sicher: Die Sharing Economy ist ein weiteres Beispiel dafür, wie das Internet die Wirtschaft verändert und vor allem Konsumenten profitieren lässt.“

Und so gaben speziell junge Menschen (unter 35 Jahre) in der Umfrage an, dass sie in den nächsten zwölf Monaten Sharing Economy-Angebote stärker nutzen wollen, bei den 18- bis 24-jährigen gar mehr als die Hälfte. Beschleunigt wird diese Entwicklung durch den Bedeutungsverlust von Eigentum als Statussymbol und der Einstellung, das verantwortungsbewusster und nachhaltiger Konsum besser durch Teilen als durch Besitzen möglich ist.

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