Gute Livemusik gehört in jede Wohnung. Das dachten sich die Gründerinnen von SofaConcerts, schufen eine Internetplattform für großartige Konzerte auf kleinen Bühnen und räumten damit beim Wettbewerb MUSIC WORKS den Hauptpreis ab. Ganz klar ein Gewinner 2014!
Einmal die Rolling Stones live erleben. Gerade noch eine Karte erwischt, für einen Platz auf den hinteren Rängen in irgendeiner riesigen Arena. Und dann geht’s los, die vertrauten Riffs erklingen, „Satisfaction“, „Under My Thumb“, „Brown Sugar“ – doch sind die Figuren da auf der Bühne, gefühlte 100 Meter entfernt, wirklich Mick, Keith und Co.? Oder vielleicht Doubles, die echter aussehen als die Originale? Oder gar Hologramme, wie der längst verstorbene Tupac bei seinem „Auftritt“ 2012 beim Coachella? Na ja, vielleicht will man die Stones sowieso nicht sehen, schon gar nicht aus der Nähe. Aber echte Musiker hautnah erleben, das ist schon ein besonderes Stück Lebensqualität.
Und da kommen SofaConcerts ins Spiel. Die Gründerinnen Marie-Lene Armingeon und Miriam Schütt hatten 2013 die Idee, noch unbekannte, aber talentierte Musiker und das Publikum so nah wie möglich zueinander zu bringen, in Wohnzimmern und an anderen ungewöhnlichen Orten jenseits von Clubs und Festivalbühnen. So können Bands Lücken im Tourkalender füllen oder erste Erfahrungen vor Publikum sammeln, Musikfans haben die Chance, einmal Konzertveranstalter zu sein und Musiker in den eigenen vier Wänden zu präsentieren. SofaConcerts ist die Plattform, auf der diese Kontakte entstehen. Einen Eindruck von der Atmosphäre solcher Veranstaltungen vermitteln das Foto oben (Fotografin: Nicole Siemers) und dieses Video:
https://www.youtube.com/watch?v=HSlqkDT5Qcw
Der Wettbewerb MUSIC WORKS ist ein Projekt der Kulturbehörde Hamburg und der Hamburg Kreativ Gesellschaft mit dem Zweck, innovative Geschäftsmodelle in der Musikwirtschaft gezielt zu fördern. Er wurde in diesem Jahr zu einem ‚Accelerator‘-Format weiterentwickelt, das Gründern über einen Zeitraum von zwölf Wochen in konzentrierter Form umfassende professionelle Unterstützung und Entwicklungsperspektiven anbot. Abschluss und Höhepunkt der Aktivitäten des Jahres 2014 war die Preisverleihung am 4. Dezember. Insgesamt wurden vier Startups ausgewählt, die sich am Abend vor einer Fachjury und vor dem Publikum im Hamburger Nochtspeicher präsentierten. Das Preisgeld von 5.000 Euro aus der Entscheidung der Jury sowie den Zuschauerpreis konnte SofaConcerts verbuchen.
Da die Auszeichnung keine zwei Wochen her ist, können die Gründerinnen natürlich noch nicht sagen, wie sich der Gewinn auf den Geschäftserfolg auswirkt, wohl aber, dass sie sich sehr darüber freuen: „Der MUSIC WORKS Award ist für uns eine geniale Auszeichnung aus der Musikbranche und ein wichtiges Zeichen dafür, dass unser Konzept und die Idee auch von den etablierten Playern der Musikszene unterstützt wird!“
Mit diesem Rückenwind soll es 2015 weitergehen; kurz vor dem Launch steht eine PRO-Version, die gerade mit ausgewählten Künstlern im closed-beta gestestet wird. Zudem soll SofaConcerts auch in weiteren europäischen Ländern etabliert werden, wobei sich schon jetzt viele internationale Musiker und Wohnzimmerbesitzer registriert haben. „In Zukunft wollen wir dies noch mehr fördern und somit Newcomern die Möglichkeit geben, z.B. auch in Frankreich, Spanien, Holland auf SofaConcerts-Tour zu gehen und internationale Begegnungen schaffen.“
Das Konzept fasst Miriam Schütt noch einmal so zusammen: „Unser Ziel ist es, Bühnen zu schaffen, wo vorher keine waren, und das Bewusstsein zu stärken, dass der Weg zu Livemusik nicht weit ist. Es gibt so viele gute Newcomer, die in ihrer Region bekannt sind. Sobald sie darüber hinaus touren, haben sie immer wieder Tage auf der Tour frei. Gleichzeitig gibt es so viele Menschen, die Musik lieben und viele Anlässe, die mit guter Musik einfach noch schöner sind. SofaConcerts ermöglicht es Menschen wie du und ich, direkten Kontakt mit den Künstlern aufzunehmen und selbst Konzerte zu veranstalten.“
Und wer weiß, vielleicht starten ja die nächsten Rolling Stones ihre Karriere gerade in irgendeinem Wohnzimmer um die Ecke.
Auf dem Sofa ist gut Lachen: Miriam Schütt und Marie-Lene Armingeon, Gründerinnen von SofaConcerts
(Foto: Alexander Höschen)