Ein Aufreger der letzten Folge der „Höhle der Löwen“ war der Auftritt von Spottster und die Kritik von Frank Thelen, der in ein ähnliches Unternehmen investiert hat. Wir haben nachgefragt und wieder einmal festgestellt, dass sich das Publikum von dem Urteil der Löwen nicht beirren lässt.
Wie wir berichtet haben, konnte die Schnäppchenplattform Spottster in der am 1. September ausgestrahlten Folge von „Die Höhle der Löwen“ die Investorenjury nicht überzeugen. Auch nicht Frank Thelen, der zudem dem Gründerduo Freya Oehle und Tobias Kempkensteffen einen „schwachen Auftritt“ attestierte. Er wusste nicht, dass er in das ähnlich aufgestellte amerikanische Startup Zen Shopping bereits investiert hatte, welches er als „Spottster mit Turbo“ anpries. Was VOX nicht zeigte: Die Spottsters kannten Zen Shopping sehr wohl und äußerten sich auch entsprechend, was allerdings rausgeschnitten wurde. Freya Oehle erklärt dazu:
„Das Unternehmen war zu dem Zeitpunkt ganz neu und hatte gerade im Februar sein erstes Business Angel Invest in San Fransisco eingesammelt – war also kein direkter Konkurrent für den europäischen Markt. Zu dem Zeitpunkt unserer Bewerbung bei VOX war Frank Thelen nicht aktiv investiert, und bei Dreh, wie man nun nachvollziehen kann, auch erst sehr kurzfristig, wobei das damals zu 100 % amerikanische Unternehmen einen Fokus darauf legte und legt, eine Rundumlösung für das Shopping (inkl. Pakettracking etc.) zu werden und nicht der Merkzettel für’s Shoppen.“
Über Facebook erklärte Thelen zwar, er habe schon vor 2 oder 3 Jahren in Zen investiert und dies auf seiner Webseite sichtbar gemacht, gab aber auch zu, dass die Situation für alle Parteien unglücklich gewesen sei. Ein PR-Stunt sei es sicher nicht gewesen, zumal Zen Shopping noch gar nicht in Deutschland aktiv sei. Eine ausführliche Schilderung der Geschichte gibt es auch hier bei den Kolleginnen von Hamburg Startups.
Frank Thelen in der Höhle der Löwen (Foto © VOX/ Bernd-Michael Maurer)
Nun ist derlei Geplänkel weniger wichtig als die Frage, wie sich das auf das Kundenverhalten auswirkt. Wenn das Produkt stimmt, interessiert sich der Verbraucher in der Regel herzlich wenig dafür, ob es bei den Löwen zum Deal kommt oder nicht. Und da kann Freya Oehle überhaupt nicht klagen, denn das Feedback auf die Sendung ist großartig:
„Die Resonanz war riesig, vor allem aber, trotz des überraschend negativen Schnittergebnisses von VOX, überaus positiv. Die Nutzerzahl konnten wir um über 60 % steigern und wir haben tonnenweise herausragende Mails von Zuschauern bekommen. Sie haben unseren Pitch gelobt und uns für das Produkt zugesprochen – auch etwas, womit wir so nicht gerechnet haben und wovon wir wirklich überaus begeistert sind.“
Bei der Investorensuche war Spottster bereits kurz nach Aufzeichnung der Sendung erfolgreich (wir berichteten). Derzeit laufen weitere erfolgversprechende Gespräche. Bei aller berechtigten Kritik an der „Höhle der Löwen“ zeigt auch das Beispiel von Spottster: Es gibt in Deutschland kaum ein besseres Forum, um ein Startup bekannt und im Idealfall auch erfolgreich zu machen.
Haben die gute Laune noch lange nicht verloren: Tobias Kempkensteffen und Freya Oehle mit ihrem Motivationsmaultier Sir Lancelot.
Spottster, gegründet im April 2013 und ansässig in Hamburg, versteht sich als digitale Einkaufsliste. Das funktioniert so: Sieht man im Internet ein Produkt, das einem gefällt und das man eventuell zu einem späteren beziehungsweise günstigeren Zeitpunkt kaufen möchte, so kann man dies durch einen einzigen Knopfdruck und ohne den Shop zu verlassen speichern. Darüber hinaus erfasst Spottster bei Bedarf die eigene Preisvorstellung. Die Produkte werden in der Folge auf einer anschaulichen und übersichtlichen Liste gesammelt. Fällt eines der Produkte im Preis, informiert Spottster den Nutzer bequem per Mail über das betreffende Produkt. Mitllerweile funktioniert dies bereits mit über 3.000 Online-Shops, die so ziemlich jede Produktkategorie abdecken.
Foto ganz oben: © VOX/ Sony