An Crowdfunding versuchen sich viele, doch klappt diese Finanzierungsmethode längst nicht immer. Die Kampagne für die smarte LED-Lampe LICHT 1 von Berliner Lichkunst-Startup sygns dagegen hat in kürzester Zeit schon viele Unterstützer gefunden. Gründer Niels Lehnert fasst die wichtigsten Erfolgsfaktoren in unserem Bericht zusammen.
Das Berliner Startup sygns, spezialisiert auf Lichkunst und Design, will mit seiner neuen Marke Kiën den Smart Home-Markt erobern. LICHT 1, Kiën’s erstes Produkt, soll nach einer zweijährigen Entwicklungsphase noch 2016 in die Serienproduktion gehen. Die Firma präsentierte LICHT 1 zum ersten Mal im September auf der IFA in Berlin und bei der Design Junction in London. Am 18. Oktober hat Kiën eine Kampagne auf Kickstarter gestartet, um die Serienproduktion des Produkts zu finanzieren, den Markteintritt von LICHT 1 vorzubereiten und zukünftige Kunden auf sich aufmerksam zu machen.
Während der Entwicklung und der Produktion kooperiert das Team um die beiden Gründer Nils Lehnert und Anthony Genillard mit einer Manufaktur für 3D Druck und Laser Cutting sowie mit Experten für Lichttechnologie des Fraunhofer Instituts und der Technischen Universität Berlin und Dresden. Die Fertigung der LED-Leuchten erfolgt ausschließlich in Deutschland.
LICHT 1 gibt es in drei Materiavarianten: mit einem speziell pulverbeschichteten Aluminium, mit krudem Industriebeton oder mit mehrfach furniertem Eichen- sowie Nussholz. Alle
Komponenten werden nach Maß angefertigt und sind in mehreren Größen (60cm/100cm/140cm) verfügbar, um allen Kundenwünschen gerecht werden zu können.
Das Lichtsystem kann durch eine eigens entwickelte App mit dem Smartphone und Tablet kontrolliert werden und soll zukünftig kompatibel mit den neuesten Smart Home-Geräten sein. Jede Lampe ist mit einer zentralen Produktdatenbank vernetzt, welche optional Sensordaten der Lampen empfängt, darunter solche über den Stromverbrauch und die Hitzentwicklung. LICHT 1 kann das natürliche Tageslichtspektrum emulieren (nachahmen). Studien belegen, dass emuliertes Tageslicht einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und Produktivität hat.
Nils Lehnert, Geschäftsführer von sygns, hat die Planungsphase seines Crowdfundings gerade hinter sich und mit mit der Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter das erste Finanzierungsziel von 50.000 Euro schon nach einem Tag erreicht. Während der Planung hat er einige wichtige Lektionen gelernt:
Jede Kampagne will gut geplant sein
Eine Crowdfundingkampagne plant man nicht in einer Woche. Unsere Kickstarter-Kampagne erforderte mehrere Monate intensiver Planung und die Verpflichtung meherer neuer Mitarbeiter, die sich jeweils um einen Arbeitsbereich der Kampagne kümmern. Eine Crowdfundingkampagne kombiniert viele verschiedene Anforderungsbereiche: Community Management, Design für Videos und Produktfotos, Product Management, Public Relations, und letztlich das Kampagnenmanagement. Dazu gehört auch der Besuch von Messen und das Ausrichten von PR-Events.
Kein Erfolg ohne die Unterstützung der Medien
Wie bei jeder anderen Kampagne für eine Marke, spielen die Medien auch beim Crowdfunding eine große Rolle für die Verbreitung deines Projektes. Unterstützer gewinnst du nur dann, wenn sie etwas über dein Projekt, deine Ziele und deine Person erfahren. Pressearbeit ist beim Crowdfunding das A und O.
Finde das richtige Maß – Finanzierungsziel
Viele Crowdfunding Plattformen funktionieren nach einem „all-or-nothing“-Prinzip: Nur wenn du dein selbstgewähltes Finanzierungsziel erreichst, bekommst du das Geld deiner Unterstützer am Ende deiner Kampagne. Deshalb solltest du genau kalkulieren, mit welchem Betrag du deine Vision erfolgreich finanzieren kannst und dass du dabei nicht auf Produktionskosten und Gehältern sitzen bleibst – greife aber auch nicht nach den Sternen und gib unrealistische Kosten an. Wenn du Millionenbeträge als Finanzierungsziel festlegst, werden sich die Leute fragen, wofür genau du so viel Geld brauchst.
Finde das richtige Maß – Dauer der Kampagne
Die Dauer eines Crowdfundingprojekts hat große Auswirkungen auf deinen Kampagnenerfolg. Setzt du deine Kampagne zu kurz an, erreichst du womöglich nicht alle potenziellen Unterstützer. Läuft deine Kampagne hingegen zu lang, verschieben diese die Förderung deines Projektes eventuell noch ein wenig in die Zukunft und finden ein neues interessantes Projekt, das ihre Unterstützung gerade jetzt gut gebrauchen kann. Eine perfekte Formel für den Crowdfundingerfolg gibt es nicht, aber die meisten erfolgreichen Kampagnen haben eine Laufzeit von ungefähr 30-36 Tagen.
Schaffe vertrauen durch Authentizität
Auf Kickstarter geht es um die Realisierung einer Vision. Du musst Leute davon überzeugen, ihr hart verdientes Geld in deine Idee zu investieren und nicht in die der Tausenden anderen Gründer. Es haben sich schon einige erfolgreiche Gründer einen Südseeurlaub durch ihre Kampagne erschlichen und ihre Unterstützer mit leeren Versprechungen im Stich gelassen. Nimm es deinen Supportern also nicht übel, wenn sie genau erfahren wollen wofür ihr Geld genutzt werden soll. Sie geben dir ihr Geld ohne Anspruch auf eine Produktlieferung – denn Kickstarter ist kein Versandhändler wie Amazon, sondern eine Börse für Ideen. Gib deinen Unterstützern eine Möglichkeit, Teil deiner Kampagne zu werden, und gehe transparent mit deinen Zielen um, damit nach einem erfolgreichen Kampagnenende kein „Shitstorm“ auf dich wartet.
Sei mit guter Arbeit zufrieden
Nach mehreren Monaten der Planung und vielen Gesprächen mit erfolgreichen Crowdfundingteilnehmern wirst du einen „perfekten Plan“ entwickeln, der deiner Meinung nach ganz sicher zu einem Erfolg führt. Da es bei einem Crowdfundingprojekt in der Regel um die Herstellung von Protoypen geht, funktionieren nicht alle Pläne. Designs müssen doppelt und dreifach angepasst werden, die Videoproduktionen nehmen mehr Zeit in Anspruch als gedacht, vermeintlich serienreife Produktionen laufen doch nicht fehlerfrei – ungeahnte Hürden stellen sich den meisten Gründern noch vor Beginn der Kampagne in den Weg.
Nach dem Start beginnt die wirklich harte Arbeit
Nachdem du viel Zeit Geld und Energie in die Vorbereitung und Organisation deines Projekts investiert hast und deine Kampagne online ist, beginnt die echte Arbeit. Nach dem Start deiner Kampagne musst du es schaffen, immer mehr Supporter zu konvertieren, stetig neue Updates zu liefern und auf häufig gestellte Fragen beantworten. Das macht häufig den Unterschied zwischen einer erfolgreich finanzierten und einer äußert gelungenen Kampagne.