Das Thema Unternehmensnachfolge ist für viele Gründer ein sensibles, aber extrem wichtiges Thema. Du hast eine Firma aufgebaut, die Dein Herzblut trägt – doch was passiert, wenn Du plötzlich nicht mehr da bist? Wie regelt man die Weitergabe einer Firma oder von Anteilen rechtlich einwandfrei? Und wie können Erben mit der steuerlichen Belastung umgehen? Hier erfährst Du alles, was Du wissen musst – von rechtlichen Grundlagen bis zu Strategien zur Steueroptimierung.

Hinweis: Dieser Artikel ist keine Rechtsberatung, sondern dient der allgemeinen Information. Für individuelle Fragen wende Dich bitte an einen Anwalt oder Steuerberater.

1. Rechtliche Grundlagen: Wie wird eine Firma vererbt?

Das Vererben einer Firma oder von Anteilen daran unterliegt dem deutschen Erbrecht, geregelt im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB). Grundsätzlich gilt: Der Nachlass – und dazu zählen Unternehmen – geht auf die Erben über. Das kann durch ein Testament, einen Erbvertrag oder, wenn nichts geregelt ist, durch die gesetzliche Erbfolge erfolgen.

Wichtig für Unternehmer:
Du solltest unbedingt ein Testament oder einen Erbvertrag erstellen. Ohne klare Regelungen greift die gesetzliche Erbfolge, und das kann zu Streitigkeiten und Problemen für Dein Unternehmen führen. Beispiel: Wenn mehrere Erben das Unternehmen übernehmen, aber keine klare Struktur oder Einigung herrscht, kann das die Stabilität gefährden.

2. Haben die Erben die gleichen Rechte und Pflichten wie Du?

Ja, die Erben treten grundsätzlich in Deine Fußstapfen – mit allen Rechten und Pflichten. Das bedeutet:

  • Rechte: Sie erhalten die gleichen Gewinnanteile und Mitspracherechte wie Du.
  • Pflichten: Sie müssen auch für Verbindlichkeiten der Firma haften, was besonders bei Personengesellschaften (z. B. GbR oder OHG) kritisch ist.

Tipp: Um die Haftung der Erben zu minimieren, kannst Du überlegen, Deine Firma in eine GmbH umzuwandeln. Dadurch wird das Haftungsrisiko auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt.

3. Erbschaftssteuer: Was kommt auf die Erben zu?

Die Erbschaftssteuer spielt beim Vererben von Unternehmen eine zentrale Rolle. In Deutschland gibt es Freibeträge, die sich nach dem Verwandtschaftsgrad richten:

  • Ehepartner: 500.000 €
  • Kinder: 400.000 €
  • Enkel: 200.000 €

Für alles darüber hinaus gelten gestaffelte Steuersätze von 7 % bis 50 %.

Das Problem bei Unternehmen:
Die Bewertung des Unternehmensvermögens kann schnell dazu führen, dass die Steuerlast hoch ausfällt – sogar so hoch, dass das Unternehmen verkauft werden muss, um die Steuer zu bezahlen.

4. Steuern reduzieren: Welche Möglichkeiten hast Du?

Es gibt verschiedene Wege, die Steuerlast zu senken:

a) Unternehmensnachfolge planen und Freibeträge nutzen

Wenn Du Deine Firma zu Lebzeiten nach und nach überträgst, kannst Du die Freibeträge alle zehn Jahre erneut nutzen. Das sogenannte „vorweggenommene Erbe“ ist besonders sinnvoll, wenn Du mehrere Erben hast.

b) Verschonungsregelungen nutzen

Das deutsche Steuerrecht bietet spezielle Regelungen für Betriebsvermögen:

  • 85 %-Verschonung: Wenn die Firma mindestens 5 Jahre weitergeführt wird und bestimmte Bedingungen erfüllt sind.
  • 100 %-Verschonung: Wenn die Firma 7 Jahre weitergeführt wird und keine übermäßigen Entnahmen erfolgen.

c) Stiftungen gründen

Eine Stiftung kann ein strategischer Weg sein, um Dein Unternehmen und Dein Vermögen steueroptimiert zu sichern. Bei einer gemeinnützigen Stiftung bleibt das Vermögen dauerhaft steuerfrei, während bei Familienstiftungen die Steuerlast reduziert wird.

5. Stiftungen: Vermögen sichern und langfristig planen

Eine Stiftung kann gerade für Unternehmer eine attraktive Option sein. Warum?

  • Steuerliche Vorteile: Stiftungen zahlen keine Erbschaftssteuer und oft auch weniger Einkommensteuer.
  • Langfristige Sicherung: Dein Unternehmen bleibt in einer stabilen Struktur erhalten, unabhängig von Erbstreitigkeiten oder externen Einflüssen.

Beispiel: Viele bekannte Unternehmer, wie etwa die Familie Bosch (Robert Bosch Stiftung), haben Stiftungen gegründet, um ihre Firmen und Werte über Generationen zu sichern.

Achtung: Die Gründung und Verwaltung einer Stiftung ist komplex und erfordert professionelle Beratung.

6. Praxisbeispiel: Wenn eine Firma vererbt wird

Ein Beispiel: Max gründet eine erfolgreiche IT-Agentur. Er hat zwei Kinder, aber nur eines möchte das Unternehmen weiterführen. Max regelt in seinem Testament, dass sein Sohn die Firma übernimmt, während seine Tochter mit anderen Vermögenswerten entschädigt wird. Außerdem nutzt er die Verschonungsregelungen, sodass die Erbschaftssteuer minimiert wird. Durch klare Strukturen im Testament und eine frühzeitige Übergabe bleibt das Unternehmen stabil.

7. Was passiert, wenn nichts geregelt ist?

Falls Du keine Vorkehrungen triffst, greift die gesetzliche Erbfolge. Das kann problematisch sein, wenn:

  • Mehrere Erben Anspruch auf die Firma haben.
  • Einer der Erben das Unternehmen übernehmen möchte, aber die anderen eine Auszahlung verlangen.

Unsere Empfehlung: Nimm Dir Zeit für die Planung. So kannst Du Konflikte vermeiden und sicherstellen, dass Dein Lebenswerk in guten Händen bleibt.

So sicherst Du die Zukunft Deiner Firma

Das Vererben eines Unternehmens ist kein Selbstläufer – es erfordert klare Strukturen und eine durchdachte Planung. Egal, ob Du Dich für ein Testament, eine Stiftung oder eine schrittweise Übertragung entscheidest, professionelle Beratung ist unerlässlich.

Am Ende geht es darum, Dein Lebenswerk zu schützen und gleichzeitig den Erben die finanzielle Belastung zu erleichtern. Fang frühzeitig an, und Du kannst sicher sein, dass Dein Unternehmen in guten Händen ist.

Newsletter abonnieren