Der im Sommer 2014 von Johanna Spielberg und Volker Jöcks gelaunchte Internet-Marktplatz yooyama will mehr als nur ein Shop sein. Durch einen Blog erfahren Kunden die Geschichten zu den Produkten, die meist in geringer Stückzahl von kleinen, oft regional agierenden Labels möglichst nachhaltig hergestellt werden. Und es gibt auch echte Unikate.
Die Geschichte von Yooyama beginnt am 11. März 2011, einem Datum, das untrennbar mit derm Erdbeben- und Tsunami-Desaster in Japan verbunden ist. Zufällig hielt sich die studierte Japanologin Spielberg an diesem Tag im Katastrophengebiet auf und wurde in einem Taxi von der Flutwelle getroffen. Sie kam mit dem Schrecken davon und durchlebte einen Prozess, den sie mit vielen anderen Betroffenen teilte, wie sie feststellte: „Ich war anderthalb Jahre später wieder in Japan und habe mit vielen jungen Leuten gesprochen, die sich plötzlich selbständig gemacht haben, mit kleinen Cafés und so weiter. Eigentlich total unjapanisch, weil man sonst nur darauf hin gearbeitet hat, eine sichere Stellung in einem Konzern zu bekommen. Ich habe angefangen rumzufragen, warum da plötzlich so ein Drang zur jugendlichen Selbstverwirklichung ist – und alle erzählten mir von Verwandten oder Freunden, die die Katastrophe nicht überlebt haben. Und alle sagten etwas wie: Wenn nicht jetzt, wann denn dann?“
Ein altes Aufbewahrungsgefäß aus dem Flussbett des Mekong. Früher wurden diese Gefäße zur Aufbewahrung von Lebensmitteln benutzt, und wenn sie zu alt waren, um sie weiter zu benutzen, wurden sie im Mekong entsorgt. Heute gibt es diese Stücke bei yooyama in verschiedenen Größen zu kaufen, jedes für sich ein Unikat.
Die endgültige Entscheidung reifte dann 2013 an einem Sommertag in Brüssel bei einem Teller Maccarons. Bald darauf kündigte Johanna Spielberg ihren Job bei einer internationalen Unternehmensberatung und widmete sich fortan yooyama. Damit hoffte sie, eine Marktlücke zu stoßen, denn: „Noch ist die gesamte Branche nicht sehr stark online tätig, der stationäre Handel glaubt noch daran, das Internet sei mehr Marketing und Serviceinstrument. Die anderen Online-Anbieter zeigen jedoch eine sehr starke Ähnlichkeit im Angebot. Unsere umsatzstärksten Produkte online sind aber auch hier wieder die besonderen Gegenstände, wie Einzelstücke und Kleinserien. Und genau diese Objekte kommen von Designern oder regionalen Vintage-Händlern, die selbst keine Online-Plattform haben. Das ist unsere Nische!“
Yooyama hat also nicht vor, mit einem großen Unternehmen wie Westwing in den Wettbewerb zu treten. Vielmehr spezialisiert man sich auf das so genannte „Rand- und Zusatzsortiment“, auf das immerhin 20 % des Umsatzes im Möbeleinzelhandel entfallen. Dieser Wert wird zukünftig vermutlich noch Steigen, da die Konsumenten gerade mit solchen Produkten ihrer Einrichtung Individualität verleihen. Yooyama bedient diese Nachfrage mit Wohnaccesoires wie Vasen oder Bilderrahmen ebenso wie mit kleineren, leicht umstellbaren Möbeln wie Stühlen oder Kommoden.
Finanziert ist das Unternehmen durch eine Private Equity-Struktur, die sich aus vier Geldgebern und der KfW zusammensetzt. Der zur Verfügung gestellte niedrige sechstellige Betrag wurde noch nicht vollständig ausgeschöpft. Die ursprüngliche Geschäftsidee, Shop und Blog zugleich zu bieten, wurde schnell ergänzt durch zahlreiche Kooperationen mit Händlern, Designern und Künstlern, den so genannten yooyama-Stars. Ihnen und ihren Produkten bietet das Startup eine Plattform und tritt dabei als Ansprechpartner für die Käufer auf. Das Geschäftsodell ist provisionsbezogen, die Vermittlungsgebühr Verhandlungssache. Gerade für neue Designer ist die Kooperation von Vorteil, denn yooyama übernimmt alle administrativen Tätigkeiten bis zur hin Pressearbeit.
Tisch und Stühle aus der TON-Kollektion
Im Jahr 2015 soll der Fokus noch stärker auf Kleinmöbel gelegt werden. Im Januar wurde dazu bereits der yooyama-Star TON vorgestellt, der heute da produziert, wo früher die Arbeiter für das Traditionsunternehmen Thonet Möbel fertigten. Eine weitere Idee ist, Synergien zwischen den einzelnen yoomama-Stars zu nutzen. In Teams erhalten sie die Möglichkeit zusammenzuarbeiten, um so kundengerechte Ideen und Produkte zu entwickeln. Ebenso geplant sind Workshops und Auftritte auf Fachmessen. Und schließlich steht der Umzug des Düsseldorfer Showrooms in eine geräumigere Location an, damit die Produkte einem Publikum gezeigt und verkauft werden können, das so zugleich ein Indikator dafür ist, welche Dinge besonders gut ankommen. Das Bild ganz oben zeigt übrigens Johanna Spielberg in ihrem bisherigen Showroom.