Das Jahr 2014 neigt sich dem Ende zu. Grund genug für die Gründerfreunde, einen Blick zurück zu werfen und einige Unternehmen vorzustellen, die für kleine und große Schlagzeilen sorgten. Heute: FlixBus, Gewinner des Bayerischen Gründerpreises und ein wichtiger Anbieter auf dem umkämpften Fernbusmarkt.
Im Jahr 2014 hinterließen die endlosen und zermürbenden Streiks bei der Deutschen Bahn und der Lufthansa jede Menge entnervte Passagiere. Nicht zuletzt deshalb erlebt der Markt für Fernbusse einen gewaltigen Boom, gleichzeitig tobt ein harter Verdrängungswettbewerb, dem schon die ersten Unternehmen zum Opfer fielen: Im Oktober stellte City2City den Betrieb ein, Dein Bus meldete im November Insolvenz an, und der ADAC verkündete, sich aus der Kooperation mit der Deutschen Post zurückziehen zu wollen. Die verbleibenden Anbieter liefern sich derweil einen massiven Preiskampf, wie das IGES Institut in einer aktuellen Pressemitteilung feststellt.
Foto: FlixBus
Demnach sanken die durchschnittlichen Kilometernormalpreise je Fahrgast seit der Marktöffnung im Januar 2013 um rund 14 %. Kostete Anfang 2013 Kunden der Kilometer 10 Cent, sind es aktuell 8,6 Cent. „Dieser Abwärtstrend wird bald stoppen. Wir sehen zunehmend einzelne Anbieter, die mäßig stark die Preise erhöhen“, beobachtet Christoph Gipp, Leiter des Bereichs Mobilität am IGES Institut. Für das Jahr 2014 rechnet er mit 15 bis 20 Millionen Buskunden (2013: ca. 8 Millionen). „Bemerkenswert ist die vom statistischen Bundesamt veröffentlichte Auslastung der Fernbusse von durchschnittlich 55 %. Bei der Bahn liegt diese bei knapp 48 %.“
Ein weiterer Grund für die steigende Popularität von Fernbussen ist das stark erweiterte Streckenangebot. Inzwischen werden nicht nur die Metropolen angesteuert, sondern zunehmend auch Ziele, die von der Bahn nicht mehr oder nur unzureichend erreicht werden. Insgesamt hat sich das Angebot auf 249 Fernbuslinien erhöht, rund 7.100 Fahrten werden wöchentlich angeboten. 28 Betreiber tummeln sich derzeit am Markt, wobei mit einer Konzentration auf wenige Topanbieter zu rechnen ist. Gemessen an Fahrplankilometern liegt das Unternehmen MeinFernbus mit einem Marktanteil von 46 % an der Spitze, gefolgt von FlixBus (29 %), den Busmarken der Deutschen Bahn, BerlinLinienBus und IC Bus (10 %), sowie dem ADAC Postbus (8 %).
Zu den Fernbusunternehmen mit Zukunft gehört also offensichtlich FlixBus, das im Mai 2014 den Bayerischen Gründerpreis in der Kategorie „Startup“ gewonnen hat.
FlixBus wurde bereits 2011 von Jochen Engert, Daniel Krauss und André Schwämmlein in München gegründet, im Zuge der Liberalisierung und dem Fall des Bahnmonopols starteten sie dann am 13. Februar 2013 auf vier Linien. Mittlerweileverfügt das Streckennetz über 5.000 tägliche Verbindungen zu ca. 150 Zielen in Deutschland und acht Nachbarländern, darunter Österreich, Tschechien, Schweiz und die Niederlande.
FlixBus-Tickets werden über die Webseite, per Smartphone-App (links), in eigenen FlixBus-Shops sowie über kooperierende Reisebüros vertrieben und sind auch direkt bei den Fahrern erhältlich. Die Ticketvalidierung erfolgt mittels QR-Code direkt beim Check-In und ist nicht namensgebunden. Im Preis mit drin sind die Internetnutzung per Wi-Fi, die Mitnahme von zwei Gepäckstücken und eine Sitzplatzgarantie im klimatisierten Reisebus.
Im Rahmen von Kooperationen mit etablierten Unternehmen aus der Verkehrs- und Tourismusbranche übernimmt FlixBus Netzplanung, Kundenservice, Marketing, Ticketing und Vertrieb sowie die Betreuung stationärer Vertriebspartner; mittelständische Buspartner verantworten den operativen Linienbetrieb und die moderne Flotte unter der Dachmarke FlixBus.
Mittlerweile arbeitet ein 230-köpfiges Team in der Münchner Zentrale, und der Bayerische Gründerpreis ist nicht die einzige Auszeichnung: Die Stiftung Warentest ernannte FlixBus in der Juli-Ausgabe 2014 zum Sieger in den Kategorien Preis-Leistungs-Verhältnis, Reiskomfort und Transparenz bei der Online-Buchung. Auf den Lorbeeren will sich aber niemand ausruhen, zumal man ganz realistisch einschätzt, dass der Gründerpreis zwar „einiges an Aufmerksamkeit und neue wichtige Kontakte in der Gründerszene gebracht habe“, wie man uns erklärt. Effekte auf den Geschäftserfolg ließen sich aber nur indirekt ableiten. Der Blick in die Zukunft fällt optimistisch aus; in Deutschland sei man erfolgreich etabliert, „unser Ziel für 2015 ist jetzt ein europaweites Mobilitätskonzept – und der Deutsche Gründerpreis wäre natürlich auch schön!“
Ihr Bus kommt an: André Schwämmlein, Jochen Engert und Daniel Krauss, Gründer von FlixBus